Und wie sieht es konkret mit MOSFETs aus? Gehörten sie doch in den letzten zwei Jahren zu den absolut kritischsten Bauteilen für die Stromversorgungshersteller.
»MOSFETs zählen zu den Schlüsselbauteilen in vielen Wachstumsmärkten, und die Nachfrage ist darum nach wie vor hoch«, erläutert Saum. »Entsprechend sehen wir da noch keine Entspannung. Es ist darum weiterhin wichtig, Aufträge für diese Produkte über mindestens 18 oder noch besser 24 Monate im Voraus zu platzieren!«
»Das sind weiterhin unsere Sorgenkinder«, stellt auch Püthe fest. »Teilweise betragen die Lieferzeiten noch 90 Wochen! Ganz schlimm sind leider nach wie vor die unzuverlässigen Lieferaussagen der Distributoren.« – »Bei diesem Thema ist die Situation weitestgehend unverändert schlecht«, bedauert auch Heinemann; »zwar gibt es wieder einzelne Typen mit Lieferzeiten von 16 bis 20 Wochen, allerdings gibt es auch immer noch viele Typen mit Lieferzeiten über 52 Wochen«.
Aus Sicht von Widdel ist die Verfügbarkeit von MOSFETs stark abhängig vom jeweiligen Projekt: »Was wir bestellen, erhalten wir auch, allerdings nicht immer zu den gewünschten Lieferterminen.« – »MOSFETs sind immer noch problematisch«, stellt auch Erdl klar fest, »und wir haben Lieferzeiten von 50 Wochen«. Allerdings gibt es manchmal auch Überraschungen, wie Rodio bestätigt: »Bei den MOSFETs sind nach wie vor Lieferprobleme vorhanden; ganz selten kommt es allerdings auch mal vor, dass Bauteile auf dem Hof stehen, die auf 2024/25 bestätigt waren.«
»Für MOSFETs sind die Lieferzeiten immer noch lang«, pflichtet auch Walter bei, »eine echte Entspannung ist hier aus unserer Sicht für 2023 nicht zu erwarten«. Auch bei den SiC-FETs ist er pessimistisch: »Bis sich durch die neuen Fabs da etwas tut, wird noch lange Zeit vergehen; Lieferfristen von 54 Wochen sind da noch immer an der Tagesordnung.«
Stromversorgungen ab Lager
Von den Stromversorgungsherstellern, die nicht kundenspezifisch fertigen, aber auch von den Distributoren, die Standardgeräte ab Lager verkaufen, hatten während der Corona-Pandemie einige mit dem Problem abschmelzender Lager zu kämpfen. Hat sich hier die Lage inzwischen wieder verbessert? »Wir haben das Tief unseres Lagerbestands etwa Mitte Mai 2022 erreicht«, meint Fischer, »aktuell bewegen wir uns wieder auf einem normal hohen Lagerbestand«. – »Ja, unser frei verkäuflicher Lagerbestand hat sich erholt«, freut sich Traum, »allerdings hat er das Niveau der Vor-Corona-Zeit noch nicht wieder erreicht«. Leider gäbe es auch bei den Stromversorgungsherstellern aufgrund der Bauteilverknappung immer noch Unternehmen mit 52 Wochen Lieferzeit.
»Das Vor-Corona-Niveau haben wir im Lagerbereich noch nicht wieder erreicht«, berichtet Reifner, »allerdings ist das auch stark produktabhängig. Bei unseren High-Runnern stellt das aber kein Problem dar«. – »Die Trendwende ist bei uns eindeutig«, freut sich Erdl, »viele Produkte sind inzwischen wieder ab Lager lieferbar, aber leider noch nicht alle«. »Unser Lagerbestand bei Endgeräten ist zwar nach wie vor historisch niedrig«, gibt Heinemann zu Protokoll, »allerdings fällt es uns heute etwas leichter, die dringenden Bedarfe unserer Bestandskunden zu bedienen«.
Preisentwicklung
Bleibt noch als Frage, wie sich die Preise voraussichtlich 2023 entwickeln werden. Ist mit ähnlichen Sprüngen wie 2021 und 2022 zu rechnen? Bei diesem Thema geben sich alle Befragte vorsichtig. Wenn Preisanpassungen durch Vorlieferanten verursacht werden, so Widdel, »werden die im Allgemeinen nicht vermeidbar sein«. – »Wir haben zwar die Hoffnung auf stabile Preise«, meint Traum, »wir stellen uns jedoch trotzdem auf potenziell steigende Preise ein«.
»Da die Inflation immer noch sehr stark ist, wissen wir nicht, wie lange wir Preiserhöhungen vermeiden können«, meint Erdl, »wir tun alles dafür, sie zu vermeiden«. – »Ohne Preiserhöhungen wird es auch in diesem Jahr nicht gehen«, schätzt Heinemann. »Zwar sehen wir bei Material und Energie eine gewisse Entspannung auf hohem Niveau, aber insbesondere die Lohnkosten treiben nun die Kosten nach oben.« Auch Fischer geht von weiter steigenden Preisen aus: »Auch wenn sich die kostspieligen Notbeschaffungen von Bauteilen auf dem Spotmarkt erheblich reduzieren, bleiben die bekannten Kostentreiber. Darüber hinaus spielt auch der anhaltend schwache Euro eine preistreibende Rolle bei Verkäufen in der Eurozone.« Allerdings geht Fischer nicht mehr davon aus, dass es zu Preissprüngen von 20 oder 30 Prozent wie in den Jahren 2021/22 kommen wird.
Die nächsten Monate werden es zeigen. »Der Versorgungsmarkt ist immer noch sehr unruhig«, meint denn auch Walter: »Die kleinste geopolitische Veränderung, ein Feuer in einem Halbleiterwerk, ein Erdbeben oder eine Überschwemmung im ‚richtigen’ Gebiet, und sofort werden die Karten neu gemischt und wir werden über Nacht zurückkatapultiert in den Brokermarkt der Jahre 2021/22. Hoffen wir, dass wir vor solchen Überraschungen verschont bleiben!«