Durchwachsene Gegenwart, hoffnungsvolle Zukunft, so stellt sich aktuell die Marktsituation für die Spezialisten im Bereich Laborstromversorgungen und elektronische Lasten dar. Doch bis die neuen Maßnahmen am Markt wirklich greifen, wird es wohl noch bis 2026 dauern.
Eines ist klar, die »goldenen Jahre« sind für die Hersteller von Laborstromversorgungen und elektronischer Lasten erst einmal vorbei. Markttreiber waren noch zu Beginn dieses Jahrzehnts unter anderem der Bedarf an Testständen für eine Automobilindustrie, die gezwungen war, vom Verbrennungsmotor auf den Elektroantrieb umzusteigen, sowie der massiv staatlich geförderte Wandel im Energiemix dieses Landes. Jedoch ist die Nachfrage aus beiden Bereichen zuletzt deutlich zurückgegangen.
Wie unterschiedlich dabei die Einschätzungen verschiedener Hersteller sein können, die im Prinzip das gleiche Marktsegment, nämlich Laborstromversorgungen, bedienen, zeigen die Reaktionen zur Geschäftsentwicklung des letzten Jahres. Da lief es etwa für Camtec Power Supplies aus dem Schwarzwald nach Angaben von CEO Oliver Walter »unter dem Strich am Ende besser als erwartet.« Mit seinen speziell für Prüfstände und Testautomaten entwickelten Labornetzteilen konnte das Unternehmen 2024 sogar ein leichtes Wachstum verzeichnen.
Anders sieht man das bei TDK-Lambda. »Unsere Erwartungen haben sich letztlich nicht erfüllt«, so Jeanne Lheureux, Product Marketing Manager EMEA für Programmable Products, »die Ergebnisse sind insgesamt eher enttäuschend ausgefallen.« Trotz der schwachen Konjunkturlage, so Lheureux, »ist aber positiv zu bemerken, dass die Projekte und Bedarfe grundsätzlich am Markt vorhanden sind, jedoch vielfach im letzten Jahr einfach verschoben worden sind.«
Bei Höcherl&Hackl beschäftigt man sich bislang ausschließlich mit elektronischen Lasten, und auch da, so Markus Wintermeier, Head of Sales Department, sei das Jahr 2024 mit Schwankungen verbunden gewesen. »Wir haben unser Umsatzziel angepasst, allerdings lag dieses Ziel unter unseren Vorstellungen von einem normalen Geschäftsjahr.« Die Endkunden hätten nur sehr vorsichtig investiert, wobei sich Wintermeier schon darüber ärgert, »dass teilweise nicht einmal schon genehmigte Budgets abgerufen wurden.«
Und 2025? Hat sich die Lage spürbar verbessert? »Bislang läuft das Geschäftsjahr nicht wirklich zufriedenstellend«, meint Wintermeier, »da ein Großteil unserer Geräte im Automotive-Sektor eingesetzt wird, spüren wir dort einen deutlichen Rückgang, sowohl bei den Anfragen als auch beim Auftragseingang im ersten Halbjahr 2025.« Im niederbayerischen Konzell hofft man deshalb auf eine Besserung im 3. Quartal und sieht 2025 als ein Übergangsjahr.
Zwar habe die schnelle Regierungsbildung nach der Wahl für eine gewisse Stabilität und spürbaren Optimismus gesorgt, so Lheureux, »aber der von vielen Unternehmen, auch von uns, erhoffte wirtschaftliche Umschwung ist bislang ausgeblieben. Zwar gibt es erste positive Signale, aber von einer echten Aufbruchsstimmung kann noch keine Rede sein.« 2025 ist für sie ein typisches Übergangsjahr: »Erste Schritte in die richtige Richtung, aber noch ohne nachhaltige Wachstumsimpulse. Unsere Hoffnung liegt darum auf 2026.«
Auch Walter schließt sich dem Argument des Übergangsjahres für 2025 an. »Bis neue Maßnahmen greifen und diese Impulse dann auch bis in die Industrie gelangen, wird es sicherlich 2026 werden«, vermutet er. Jedoch könne schon die Erwartungshaltung allein eine positive Stimmung verbreiten, »vielleicht können wir ja schon im 4. Quartal 2025 eine erste leichte Belebung feststellen?«
Also auf den Wachstumsbooster der Bundesregierung setzen, der noch vor der Sommerpause des Bundestags die letzten parlamentarischen Hürden überwunden hat? »Der Wachstumsbooster ist ein wichtiges Signal«, versichert Lheureux, »wir erwarten erste positive Effekte davon im nächsten Jahr, soweit Trumps Zollpolitik die Umsetzung nicht verzögert.« Wintermeier geht davon aus, »dass sich die Fördergelder vor allem im Bereich Verteidigung positiv auf unseren Auftragsbestand auswirken werden.« Da sich die politischen Verhältnisse aber fast täglich ändern könnten, »kann da noch jederzeit etwas dazwischen kommen.«
Werden die Zoll-Pläne von US-Präsident Trump also letztlich das zarte Aufschwungspflänzchen zertreten? Das glauben die Spezialisten für Laborstromversorgungen und elektronische Lasten aber kaum. »Bisher hatten die US-Schutzzölle keinen direkten Einfluss auf unser Geschäft«, meint etwa Lheureux, »wir bewegen uns in einer Nische mit hoher Produktqualität. Das bietet eine gewisse Stabilität.« Walter sieht das ähnlich, auch kann er sich nicht vorstellen, »dass auf Labornetzteile direkte Zölle erhoben werden könnten, aber bei Trump sollte man besser nichts ausschließen.« Wintermeier ist da etwas pessimistischer: »Wir liefern einen Großteil unserer Produkte an Systemintegratoren, die ihre Testsysteme international vertreiben. Wir gehen deshalb davon aus, dass beispielsweise US-Schutzzölle Auswirkungen auf unser Geschäft haben würden.«
Auf die Frage, ob der zuletzt schwache Dollar eine Auswirkung auf ihr Geschäft habe, antwortet Walter stellvertretend: »Der Markt für Labornetzteile ist konservativ, und der Kunde nimmt auf die Präferenzen seiner Ingenieure große Rücksicht. Was zählt, ist die Systemkompatibilität zu bestehenden Geräten und die damit verbundenen Bediengewohnheiten. Schließlich will man sich nicht an jedem Prüfplatz in ein neues Gerät einarbeiten.«
Die Frage nach dem Einsatz von Wide-Bandgap-Bauteilen wie SiC und GaN in ihren Geräten beantworten die Befragten durchaus unterschiedlich. Bei TDK-Lambda gewinne SiC zunehmend an Bedeutung, berichtet Lheureux, »bei dreiphasigen Wechselstromeingängen kommen üblicherweise SiC-MOSFETs mit Sperrspannungen zwischen 900 und 1200 V zum Einsatz, einphasige Wechselstromeingänge erfordern dagegen im Allgemeinen 600- bis 700-V-SiC-Bauelemente.« GaN-Leistungshalbleiter spielen dagegen vor allem bei niedrigeren Spannungen von 30 bis 350 V eine Rolle, insbesondere in DC/DC-Wandlerstufen.
Bei Camtec Power Supplies werden hingegen SiC-FETs mit 1200-V-Technologie eingesetzt. »Wir bauen alles diskret auf«, so Walter, »und GaN-Layer sind für uns auch weiterhin keine Option.« Höcherl&Hackl wiederum nutzt in seinen elektronischen Lasten einen bedarfsgerechten Mix aus Silizium- und SiC-MOSFETs.
Und wo geht der allgemeine Trend beim Thema Laborstromversorgungen aktuell hin? Walter hat den Eindruck, »dass immer kompaktere und leistungsstärkere Geräte gefordert werden. Gleichzeitig wird die Möglichkeit der Einbindung in Firmennetzwerke immer wichtiger.« Zudem lägen modulare und redundante Lösungen voll im Trend.
»Kunden suchen zunehmend nach möglichst modularen und skalierbaren Lösungen, um mit einem einzigen Produkt ein möglichst breites Spektrum an Testszenarien abdecken zu können«, gibt Lheureux ihre Marktbeobachtung wider. Konkret gehe es vielen Kunden bei ihren Anfragen und Lösungen um fortschrittliche Programmierbarkeit mit digitalen Schnittstellen für die Automatisierung. Wichtig seien auch modulare und Mehrfachausgangsdesigns für ein größeres Maß an Flexibilität sowie verbesserte Energieeffizienz und Kompaktheit der Laborstromversorgungen.