Trotz der Turbulenzen im Vorstand setzt Fortec seinen Expansionskurs fort und hat durch zwei Übernahmen die Präsenz in den Benelux-Ländern verstärkt.
Im Oktober dieses Jahres hat Fortec Elektronik den niederländischen Distributor Advantec Electronics vollständig übernommen, der in die neue Einheit Fortec Benelux integriert wird. Advantec vertreibt Netzteile, DC/DC-Converter, LED-Versorgungen und Transformatoren mit Schwerpunkt auf industriellen Anwendungen in der Benelux-Region. Bereits im Juli hatte Fortec die Übernahme des niederländischen Display-Spezialisten Nottrot bekannt gegeben. Das Unternehmen mit 15 Mitarbeitern hat sich auf Monitore für den Einsatz in Schiffen, im Defence-Bereich und im industriellen Sektor spezialisiert. »Das ist eine Nische, die hervorragend zu Fortec passt«, erläutert Ulrich Ermel, alleiniger Vorstand von Fortec, im Gespräch gegenüber Markt&Technik.
Damit stärkt Fortec seine Präsenz in der Benelux-Region. »Die Zeichen bei Fortec stehen auf Expansion, weitere weltweite Zukäufe für die Zukunft nicht ausgeschlossen. Wir wollen uns zunehmend internationalisieren, um die Abhängigkeit vom deutschen Markt weiter aufzubrechen«, so Ulrich Ermel gegenüber Markt&Technik.
Ulrich Ermel wird bis zur Neubesetzung des Vorstands die laufenden Geschäfte des Unternehmens weiterführen. Zuvor hatte der Aufsichtsrat des börsennotierten Unternehmens Anfang Oktober die Vorstandsvorsitzende Sandra Maile mit sofortiger Wirkung abberufen und zugleich angekündigt hatte, die gesamte Unternehmensführung im kommenden Jahr neu aufzustellen. Parallel dazu wird sich auch Vorstand Ulrich Ermel auf eigenen Wunsch spätestens zum 30. Juni 2026 aus dem operativen Geschäft zurückziehen.
Auslöser der Neuordnung ist nach Unternehmensangaben ein »wichtiger Grund«, der zur Abberufung Mailes geführt hat. Details nannte der Aufsichtsrat in seiner Ad-hoc-Mitteilung vom nicht.
Wenige Wochen später wurde zudem bekannt, dass sich die Veröffentlichung des Konzernabschlusses für das Geschäftsjahr 2024/2025 verzögert. Die Wirtschaftsprüfung sei noch nicht abgeschlossen, teilte das Unternehmen mit. Grund sei ein »abschließend zu klärender Sachverhalt« in einer ausländischen Tochtergesellschaft – ein Vorgang, der laut Fortec im Zusammenhang mit den jüngsten Personalveränderungen steht.
Der Einzelabschluss wurde dagegen wie geplant veröffentlicht und trägt einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk. Die Verschiebung betrifft ausschließlich den Konzernabschluss, dessen Veröffentlichungstermin zum Redaktionsschluss noch offen war.
Der Aufsichtsrat will die aktuelle Übergangsphase nutzen, um die strategische Positionierung der Fortec-Gruppe grundlegend zu überarbeiten. »Unser Ziel ist es, die neue Führung so aufzustellen, dass Fortec wieder eine klare strategische Richtung erhält, sich marktorientiert neu positioniert und damit die Grundlage für nachhaltiges Wachstum legt«, erklärte Aufsichtsratsvorsitzender Christoph Schubert.
Trotz der personellen Turbulenzen zeigt sich Fortec finanziell solide aufgestellt: Zum 31. März 2025 verfügte der Konzern über eine Eigenkapitalquote von rund 72 Prozent sowie ein Nettofinanzguthaben von etwa 20 Millionen Euro. Diese finanzielle Stabilität soll die Neustrukturierung stützen und die Wettbewerbsfähigkeit in einem zunehmend dynamischen Markt sichern.
Mit der Einbindung des erfahrenen Interim-Managers Henrik Christiansen als Berater hat der FORTEC-Aufsichtsrat sichergestellt, dass die Stabilität und Handlungsfähigkeit der FORTEC Gruppe in der Übergangsphase, bis die Unternehmensführung neu aufgestellt ist, uneingeschränkt gewährleistet bleiben.
Parallel hat der Aufsichtsrat ein strukturiertes Auswahlverfahren gestartet, um geeignete Kandidatinnen und Kandidaten für die künftige Unternehmensspitze zu finden. Ziel ist eine Neubesetzung »ab Mitte des kommenden Jahres«.
Die Fortec Elektronik mit Sitz in Germering bei München entwickelt, produziert und vertreibt industrielle Elektronikkomponenten in den Bereichen Stromversorgung, Embedded Systems und Displays. Das Unternehmen ist im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse notiert.