Mit einem Ankerpartner wagte Hermann Püthe 1997 als Geschäftsführender Gesellschafter der Spaun Schaltnetzteile den Schritt in die Selbstständigkeit. Sein Trumpf: Erfahrung bei der Entwicklung getakteter Schaltnetzteile. Sein Erfolgskonzept: Spezialisierung auf kundenspezifische Lösungen.
Markt&Technik: 25 Jahre inpotron Schaltnetzteile – was hat Sie damals bewogen, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen? Wie hoch war das gefühlte Risiko, und wie hoch war im Nachhinein das reale Risiko?
Hermann Püthe: Es galt damals Risiken und Chancen abzuwägen, und ich konnte meine Familie überzeugen, dieses Risiko mit mir zusammen einzugehen. Entscheidend war für mich die persönliche Beziehung zu meinem damaligen Partner und dass das Geschäftsmodell, mit dem ich mich selbstständig machen wollte, für mich absolut Sinn ergab. In den Jahren davor hatte ich bei meinem ehemaligen Arbeitgeber viel über den Aufbau eines neuen Geschäftsbereichs lernen können, das kam mir bei dem Schritt in die Selbstständigkeit natürlich sehr zugute.
Gab es im Jahr 1997 so etwas wie eine Gründer- und Kapitalgeberszene in Deutschland? Wären Sie für die mit Ihrer Idee, kundenspezifische Stromversorgungen zu entwickeln und in Deutschland herzustellen, überhaupt interessant gewesen?
Nicht dass ich wüsste. Ich hatte meinen Partner über seinen Entwicklungsleiter kennengelernt. Sie standen vor der Herausforderung, vom Trafo auf Schaltnetzteile umsteigen. Es ging darum, die Geräte deutlich kleiner und effizienter zu machen, und da konnte ich helfen. Der Erfolg kam dann sehr schnell und war im Fall meines Partners, der Spaun Elektronik, dadurch getrieben, dass in Deutschland auf Kabel- und Satellitenfernsehen umgestellt wurde und dafür kompakte, leistungsfähige Schaltnetzteile benötigt wurden. Ich musste also nie einem Banker einen Business-Plan vorlegen und hoffen, dass er meinen Plan befürwortet.
Auffällig ist, dass es Mitte, Ende der 1970er-Jahre und dann erst wieder in den 1990er-Jahren Gründungen von Stromversorgungsherstellern in Deutschland gab. Woran liegt das nach Ihrer Einschätzung?
Ich denke, das hatte damals vor allem damit zu tun, dass der Marktbedarf enorm gewachsen war, vor allem auch in der Mess- und Regeltechnik. In den 1970er-Jahren ging die erste große Automatisierungswelle über Deutschland hinweg. Und es gab damals eine große Vielzahl von Stromversorgungslösungen, VMEbus-Netzteile, 19-Zoll-Netzteile, Hutschienen-Netzgeräte, aber relativ wenig Einbaunetzteile. Damals war auch das Thema Fertigung in Fernost noch nicht so präsent. Mit der richtigen Idee konnte man also in Deutschland durchaus eine florierende Stromversorgungs-Fertigung aufbauen.
Zu gründen bedeutet Risiken einzugehen. In Deutschland bedeutet das vor allem ein hohes persönliches Risiko. Würden Sie heute einem Familienvater mit drei Kindern, der im Bereich Industrieelektronik tätig ist, zum Sprung in die Selbstständigkeit raten?
Wie gesagt, in meinem Fall war es trotz aller Unwägbarkeiten, die mit einem solchen Schritt verbunden sind, ein sehr kalkulierbares Vorhaben. Vor 25 Jahren war auch der Ballast an zu beachtenden Verordnungen und Vorschriften, denken Sie nur mal an die Themen DSGVO, Reach, RoHS, um nur einige zu nennen, deutlich geringer. Das sind im Übrigen auch genau die Vorwürfe, die Sie von Handwerksbetrieben in Bezug auf bürokratische Hürden zu hören bekommen. Es war damals sicherlich auch leichter als heute, entsprechend qualifizierte Mitarbeiter für sich gewinnen zu können. Wir haben damals im hohen Maße von persönlichen Netzwerken profitiert. Wir hatten damals einfach das richtige Feeling für die Marktbedürfnisse und die Leute, die zu uns passen. Heute ist der Aufwand, den ich allein im Bereich Personalmanagement treiben muss, deutlich höher und intensiver.
Ende Juni fanden die offiziellen Jubiläumsfeierlichkeiten und die Eröffnung des neuen Erweiterungsgebäudes am Stammsitz Hilzingen statt. Wird das der letzte bauliche Wachstumsschritt sein, den Sie vorantreiben und begleiten?
Ich denke, wir werden aus dem Bauen nicht herauskommen. Als Nächstes steht ein Bauvorhaben bei unserer Tochterfirma Zorn in Stockach an. Ich habe mich 2013 für die Übernahme dieses Unternehmens entschieden, und Zorn hat seither seinen Umsatz vervierfacht. Die platzen einfach aus allen Nähten! Ich denke also, ich werde in den nächsten Jahren noch so ein, zwei Bauvorhaben im Rahmen der Firmengruppe vorantreiben und begleiten.
inpotron soll auch in Zukunft in Familienbesitz und selbstständig bleiben. Wie lange werden Sie noch aktiv auf das Tagesgeschäft Einfluss nehmen? Wie ist die Zukunft der kleinen Unternehmensgruppe geregelt?
Aus heutiger Sicht sage ich, ich werde das Unternehmen in dieser Form wohl noch sechs, sieben Jahre leiten. Ich habe mit Eric Spaun noch einen stillen Partner, der bislang alle Wachstumsschritte investitionstechnisch mit mir gegangen ist. Ich werde seine Firmenanteile von 40 Prozent übernehmen. In der Folge werden wir – die Details sind noch zu klären – eine Konstruktion finden, in der die Familie als Hauptanteilseigner verankert ist. Um die aktive Weiterführung des Unternehmens auch in Zukunft zu sichern, habe ich darüber hinaus bereits zum 1. Januar dieses Jahres mit Torsten Keinath und Uwe Auer, zwei langjährige Mitarbeiter, mit jeweils 3,5 Prozent am Unternehmen beteiligt. Sollte ich mich in einigen Jahren aus der aktiven Geschäftsführung zurückziehe, werden sie die aktive Unternehmensführung übernehmen.