Seit Herbst 2021 leitet Dieter Kocevar als Geschäftsführer die zur Fortec-Group gehörende Autronic Steuer- und Regeltechnik. Sein Ziel ist es, das deutlich zweistellige Wachstum der letzten Jahre weiterzuführen und das Produktspektrum der Autronic auszubauen.
Markt&Technik: Seit Kurzem tritt die Fortec-Gruppe nach außen als Fortec-One auf. Welche Rolle wird die Autronic Steuer- und Regeltechnik in Zukunft im Rahmen dieses Auftritts einnehmen?
Dieter Kocevar: Mit Projekt Fortec-One wandeln wir uns als Fortec Group von einem »House of Brands« zu einem »Branded House«! Fortec Power besteht damit im Kern aus der Emtron und der Autronic Steuer- und Regeltechnik. Beide führen im Rahmen von Fortec Power ein gleichberechtigtes Dasein. Wir als Autronic werden uns dabei in Zukunft stärker als bisher als Lösungsanbieter in Sachen Stromversorgung in Szene setzen. Es mag verblüffend klingen, aber in der Vergangenheit war offenbar vielen Kunden der Fortec Group nicht präsent, dass etwa die Emtron und wir unter einem Dach angesiedelt sind. Mit dem Markenauftritt Fortec Power ändert sich das nun.
Wie hoch war der Umsatz der Autronic im letzten Jahr, welches Umsatzziel streben Sie für 2023 an? Wie DACH-zentriert ist Ihr Geschäft?
Unser Umsatz wird sich in diesem Jahr im mittleren einstelligen Millionenbereich bewegen. Unser Geschäftsjahr endet immer zur Jahresmitte. So kann ich heute schon sagen, dass wir auch für das Geschäftsjahr 2023/24 bei der Autronic mit einem zweistelligen Umsatzwachstum rechnen. Wir sind bereits im letzten Geschäftsjahr zweistellig gewachsen. Unsere Auftragslage spricht aktuell für eine Auslastung der Produktion bis Mitte 2024.
Wie gestaltet sich die Umsatzverteilung zwischen AC/DC und DC/DC bei der Autronic?
Wir sind ein etablierter Anbieter im DC/DC-Bereich in Deutschland, daher erzielen wir 98 Prozent unseres Umsatzes mit DC/DC-Wandlern.
Wo liegt der Sweetspot bei der Geräte-Performance? Zeichnet sich da eine Verschiebung nach oben ab?
Ich würde sagen, dass wir im DC/DC-Bereich im Wesentlichen Wandler in den Leistungsklassen zwischen 60 und 250 W verkauft haben. Inzwischen bewegt sich die durchschnittliche Performance auf 250 bis 350 W zu. Es gibt aber durchaus auch Projekte und Projektanfragen, da bewegen sich die geforderten Performance-Werte für DC/DC-Wandler bei 1,5 und 2,5 kW. Im AC/DC-Geschäft wollen wir uns hauptsächlich im Bereich von 500 bis 2500 W positionieren.
Tritt die Autronic im Rahmen von Fortec-One auch als Spezialist für kundenspezifische Lösungen, etwa im Display- oder Embedded-Bereich, auf? Wäre das eine Option für die Zukunft?
Wenn Sie damit Cross-Selling über die gesamte Unternehmensgruppe hinweg ansprechen, dann ist das etwas, was wir bei Fortec nun bereits praktizieren und noch weiter vorantreiben werden.
Wollen Sie das Leistungsspektrum der Autronic in den nächsten Jahren weiter ausbauen? Wenn ja, in welche Richtung?
Eindeutig in Richtung höherer Leistung! Wir bewegen uns heute häufig bei Leistungen von 10 bis 200 W. In Zukunft wollen wir uns verstärkt auf Leistungsbereiche von 300 W, 500 W und darüber konzentrieren. Dieser Trend findet im Bereich der regenerativen Energien und deren Speicher-Technologien großen Zuspruch. Um dieses Ziel zu erreichen, investieren wir kontinuierlich in neue Produkte und Entwicklungskapazitäten.
Traditionell gilt die Autronic als Bahnspezialist. Wie hoch ist der Anteil dieses Anwendungsbereichs und welches sind die übrigen Anwendungsbereiche, welche die Autronic bedient?
Der Anteil der Bahntechnik ist ähnlich hoch wie unser DC/DC-Anteil. Aber auch der Defence-Bereich wird zunehmend auf uns aufmerksam. Wir wollen der Anbieter sein, der gefragt wird, wenn es um kompromisslose Stromversorgungen geht. Unser Ziel ist es nicht, in Konkurrenz zu Standardherstellern zu treten, die vor allem im Defence-Bereich tätig sind. Daher bietet die Bahntechnik eine hervorragende Ausgangsbasis, und wir können, konfrontiert mit neuen Anforderungen, nur lernen.
Sie sprachen zuvor von einem Ausbau der Entwicklungskapazitäten. Wie viele Mitarbeiter beschäftigt die Autronic aktuell? Wie viele davon arbeiten in den Bereichen Entwicklung, Vertrieb und Produktion?
Aktuell beschäftigen wir etwa 30 Mitarbeiter in Deutschland, dazu kommen noch einmal 35 Mitarbeiter in der Tschechischen Republik. Ein Teil unserer Fertigung befindet sich in Sachsenheim, dort produzieren wir alles, was in SMD-Bestückung erfolgen kann. Die THT-Bestückung und das Vergießen von Wandlern erfolgt dann an unserem tschechischen Standort. Aktuell beschäftigen wir in Sachenheim sechs Mitarbeiter in der Entwicklung.
Die Autronic zählt zu den kleinen Unternehmen der deutschen Stromversorgungsbranche. Wäre es für Sie möglich, im Bedarfsfall auch in den USA oder China zu fertigen? Wäre das nur im Rahmen der Fortec Group möglich?
Wir produzieren in erster Linie kleine und mittlere Stückzahlen. Dafür lohnt sich der Sprung nach Fernost nicht. Wenn es um die Produktion größerer Serien geht, bietet auch Osteuropa gute Optionen. Prinzipiell würde ich mich nicht scheuen, beispielsweise auch in den USA zu fertigen, wenn es der Markt erfordern sollte. Bislang ist das aber, trotz der sich in den letzten Jahren verstärkenden »Buy American«-Haltung, nicht notwendig, darüber nachzudenken.
Noch einmal zum Thema Pandemie: Hat sich für Sie die Versorgungslage, vor allem bei den kritischen Bauelementen, gegenüber den letzten zwei Jahren verbessert? Wo liegen aktuell noch die größten Schwierigkeiten?
Pauschal würde ich sagen, die Situation im Bauelementebereich hat sich zuletzt leicht entspannt. Speziell für MOSFETs und auch für Controllerbausteine gilt das aber noch nicht. Allerdings sind die Preise für die Bauteile nach wie vor hoch. Im Schnitt liegen die Lieferzeiten inzwischen bei 20 bis 30 Wochen, es können aber auch immer wieder Teile dabei, die mit Lieferzeiten von 80 Wochen hervorstechen.
Vertreiben Sie Ihre Produkte ausschließlich im Direktvertrieb oder sind die Produkte auch über die Distribution erhältlich?
Wir vertreiben unsere Produkte außerhalb Deutschlands über die Distribution und haben uns dazu ein Distributionsnetz aus rund 20 internationalen Partnern aufgebaut.
Thema robuste Elektronik: Wie spürbar ist der Krieg in der Ukraine und der dadurch verursachte Nachfrageschub nach robuster Elektronik für Sie? Gehen Sie davon aus, dass die Aufträge aus diesem Bereich in Zukunft weiter steigen werden?
Wir sehen auf jeden Fall eine steigende Nachfrage. Manche Wandler und Filter können wir gar nicht so schnell liefern, wie sie inzwischen nachgefragt werden. Aus meiner Sicht sprechen wir hier derzeit allerdings über eine Ausnahmesituation. Wie sich das in Zukunft weiter gestalten wird, können wir derzeit noch nicht absehen. Wir alle kennen die politischen Absichtserklärungen; welche handfesten Konsequenzen sich daraus mittel- und langfristig ergeben werden, ist derzeit aber nicht abschätzbar.