Neues Leitmotiv »In Everything, Better«

TDK-Lambda: »Wir halten am Ziel der Umsatzverdopplung fest«

2. Dezember 2025, 8:30 Uhr | Engelbert Hopf
Christopher Haas, TDK-Lambda Europe: »Ich bin schon seit einiger Zeit bei TDK-Lambda und muss sagen, ich habe noch nie eine größere Bereitschaft für Veränderungen im Unternehmen erlebt. „In Everything, Better“ trifft als Leitmotiv überall auf offene Ohren und damit ins Schwarze.«
© Componeers GmbH

Europaweit deutlich mehr als EIN Unternehmen agieren, das ist das Ziel von TDK-Lambda. Die Zeit dafür sei reif, so Christopher Haas, Managing Director TDK-Lambda Europe. Nur so seien auch die ehrgeizigen Wachstumsziele machbar. Eine Book-to- Bill von 1,1 gibt ihm Grund zu Optimismus für 2026.

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Markt&Technik: Herr Haas, wir nähern uns dem Ende des Jahres. Wie stellt sich für Sie der bisherige Verlauf des Jahres 2025 dar? Mit welchen Erwartungen sind Sie in das Jahr gegangen? Wurden sie erfüllt?

Christopher Haas: Nach der electronica im Herbst letzten Jahres waren alle in der Branche positiv gestimmt. Da war ein verhaltener Optimismus allgegenwärtig, dass in den nächsten Monaten ein leichtes Wachstum zu erwarten sei. Heute müssen wir feststellen: Den erwarteten Aufschwung im ersten Halbjahr 2025 hat es leider nicht gegeben. Aktuell sehen wir das ein oder andere positive Signal, unsere Book-to-Bill liegt bei 1,1. Wir haben in diesem Sommer auch den größten Auftrag der TDK-Lambda-Geschichte für uns gewinnen können, für einen großen deutschen Medizintechnikhersteller, der viele seiner Produkte in die USA exportiert. Das Jahr 2025 stellt sich für uns deshalb zum Teil sehr unterschiedlich dar. Eine Prognose für den Jahresumsatz möchte ich aber noch nicht abgeben.

Wie lange lässt sich eine Seitwärtsbewegung wirtschaftlich darstellen, ohne Anpassungen an der Struktur und am Marktauftritt eines Unternehmens vorzunehmen?

Wir haben uns bereits im Sommer letzten Jahres auf die heutige Situation eingestellt. Ich sage aber auch, noch schlechter als jetzt darf die wirtschaftliche Gesamtlage nicht werden! Wir warten momentan ab und sind bislang auf einem guten Niveau. Deutschland oder der deutschsprachige Raum, das sind nicht nur Großkonzerne, das ist nicht nur der Automobilbau, das ist vor allem ein sehr stark aufgestellter Mittelstand mit einer Vielzahl von Hidden Champions. Diese Streuung macht für uns auch das Geschäft stabil, wenn ein, zwei Anwendungsbereiche einmal deutlich schwächeln.

Welches sind Ihre wichtigsten Anwendungsbereiche in Europa und Deutschland? Wo liegen dort in Ihren Augen die Probleme? Können etablierte Stromversorgungshersteller einen Beitrag zur Lösung dieser Probleme liefern?

Für uns sind das ganz klar Medizintechnik und Industrieelektronik und im Automobilbereich ein ganz massiver Anteil am Thema Messen und Regeln. Was uns stark macht, auch in wirtschaftlich schwächeren Phasen, ist die Fokussierung auf die passenden Applikationsbereiche und Märkte für unsere Produkte. Wir liefern dem Kunden die auf seine Applikation zugeschnittene Lösung. Der Kunde hat bei uns eine Partnumber und einen Ansprechpartner. Wenn Sie dagegen den DIN-Schienen-Bereich betrachten, dann geht es dort in erster Linie um Kosten und weniger um genau auf Kundenbedürfnisse zugeschnittene Lösungen. Nichtsdestotrotz decken wir auch im DIN-Schienenbereich das komplette Spektrum vom Basismodell über Midrange bis zum High-Performance-Modell ab. Aber unser Unternehmensschwerpunkt liegt eben nicht auf diesem Produktsegment.

Kundenspezifische Lösungen? TDK-Lambda ist doch in erster Linie ein Standardgerätehersteller. Wie wichtig ist das individualisierte Geschäft für Sie?

Wir nennen dieses Geschäft Power+Solutions und haben diesen Bereich über die letzten zwei Jahrzehnte aufgebaut, sodass er heute bereits 10 bis 12 Prozent des Umsatzes in Europa erbringt. Unser Ziel ist es, diesen Anteil bis 2030 zu verdoppeln. Dazu sollen unter anderem TDK-Lambda-Werke für High-Volume-Projekte genutzt werden. Wir werden den Standort Achern dazu weiter modernisieren und ausbauen und bei unseren Projekten den Fokus verstärkt auf einen höheren Grad an Entwicklungstiefe legen.

In den letzten Jahren hat sich der Umsatz von TDK-Lambda ziemlich gleichmäßig auf Europa, USA und Asien verteilt. Wie stark verändert Trump mit seiner Zollpolitik diese Verteilung? Ist für Sie bereits erkennbar, welche Auswirkungen seine Zölle auf die Verteilung des TDK-Lambda-Gesamtumsatzes haben wird?

An der weltweiten Umsatzverteilung hat sich bislang nach meinem Kenntnisstand nichts verändert. Aber ich gehe davon aus, dass wir die Auswirkungen dieser Trumpschen Zollpolitik in Zukunft noch zu spüren bekommen werden, wenn es auch vielleicht noch ein halbes Jahr oder auch ein Jahr dauern kann, bis sich das in der Umsatzverteilung bemerkbar machen wird.

Sie hatten im letzten Jahr auf der electronica davon gesprochen, dass in Europa Länder wie Italien und Frankreich zuletzt positiver entwickelt haben als Deutschland. Sie haben das unter anderem mit einem höheren Local-for-Local-Anteil begründet. Können Sie dafür ein paar Beispiele nennen?

Ich denke da vor allem an Aerospace und Defense. In beiden Ländern gibt es große namhafte Hersteller in diesem Bereich, die auch vor Ort fertigen und eben nicht Produktionsbestandteile außerhalb Europas ausgesourct haben. Ein ähnliches Denken gibt es im Medizintechnikbereich. Ich denke, die Ereignisse dieses Jahres werden mit dazu beitragen, dass Kunden ihr Risikomanagement überdenken und sich noch einmal Gedanken über einen Plan B machen.

Vor drei Monaten hat Noboru Saito, Präsident und CEO von TDK, dem Unternehmen ein neues Leitbild vermittelt: »In Everything, Better«. Was bedeutet in die Tat umgesetzt dieses neue Unternehmensziel mittel- und langfristig für TDK-Lambda?

Erstmals gibt es jetzt einen globalen Auftritt von TDK! Was für Sie vielleicht völlig normal klingt, gab es bei TDK zuvor nicht. Dieses Silodenken, diese Zersplitterung hat sich unter anderem in rund 40 verschiedenen Websites weltweit niedergeschlagen. TDK wird in Zukunft deutlicher als Unternehmen sichtbar machen, wo wir überall Kompetenz und Erfahrung haben. Für Europa bedeutet die neue Agenda ganz konkret, dass wir viel stärker als einheitliches Unternehmen auftreten, in dem es keine lange gewachsenen regionalen »Fürstentümer« mehr gibt.

Stromversorgungen über Europa in die USA einzuführen, ist derzeit mit 15 Prozent Importzoll belegt. Hat es aus Ihrer Sicht trotzdem Vorteile, das aus Europa heraus zu tun, oder spielt das aus Konzernsicht keine Rolle?

Derzeit ist das eine strategische Betrachtungsweise. Ob wir in Zukunft Europa stärker als Verteilzentrum zum Beispiel für Exporte in die USA nutzen werden, dürften Analysen der aktuellen Marktsituation nach Einführung der Importzölle zeigen.

TDK-Lambda hat noch im letzten Jahr das Ziel verfolgt, bis 2030 seinen Umsatz weltweit zu verdoppeln. Ist diese Zielsetzung angesichts der veränderten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen noch realistisch?

Wir stehen auf jeden Fall noch zu diesem Ziel! Ob es dann auf 2030 oder 2032 hinausläuft, wird die Zukunft zeigen. Dieses Ziel ist aber auch ein Zeichen für den Aufbruch, in dem wir uns als TDK befinden. Und ich muss sagen, ich bin nun schon seit ein paar Jahrzehnten in diesem Unternehmen und ich habe bislang noch nie einen so starken Willen und eine Bereitschaft zur Veränderung gespürt wie im Rahmen des neuen Leitbilds »In Everything, Better«!

Das Jahr 2025 sollte für TDK-Lambda im Zeichen einer Distributionsoffensive stehen. Ist das so eingetreten, oder verpufft diese Initiative in Deutschland und Europa angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Situation?

In unserem Fall ist diese Distributionsoffensive ja auch gerade Teil des Ziels der deutlichen Umsatzsteigerung. TDK-Lambda kommt traditionell aus dem Direktvertrieb. Inzwischen ist die Distribution aber wirklich zu einem Teil unseres Vertriebskonzepts geworden und steuert schon knapp 20 Prozent zu unserem Umsatz bei. Unser Ziel ist es diesen Anteil auf 40 Prozent zu steigern. Wir bieten als Stromversorgungsspezialist allein über 5000 Standardprodukte an. Distributoren sind häufig früher an neuen Designs dran, da sie eine ganze Menge an Komponenten und Subsystemen für solche neuen Designs anbieten können. Vor diesem Hintergrund übergeben wir derzeit auch aktiv Kunden an die Distribution. Und wir haben Mitte des Jahres mit Arrow Electronics als dem ersten paneuropäischen Partner eine Vertriebspartnerschaft vereinbart. Weltweit arbeiten wir bereits erfolgreich mit DigiKey, Mouser und RS Components zusammen. Dazu kommen regionale Katalog- und Design-in-Distributoren.

Thema Wehrtechnik – sie zählt zu den wenigen Anwendungsbereichen, die derzeit in Europa wirklich wachsen. Ist die nicht angriffsorientierte Wehrtechnik in Europa ein Marktsegment, das Sie bedienen oder in Zukunft bedienen wollen?

Hier ist TDK in seiner Kommunikation ganz klar: Wir treten als Lieferant für Subsysteme nicht bei Angriffswaffen in Erscheinung! Es darf nicht möglich sein, unsere Produkte gegen Menschen einzusetzen. Zugestimmt wird nur Anwendungen im Bereich der Sicherheitstechnik. Wenn Zweifel aufkommen, werden wir immer untersuchen, ob die fragliche Applikation unseren Werten als Unternehmen entspricht.

Eines der großen Wachstumsthemen, auch im Hinblick auf den Energieverbrauch, sind KI Center und Server Farmen. Bedienen Sie dieses Marktsegment bisher? Wollen Sie sich in diesem Bereich oder bestimmten Teilsegmenten davon in Zukunft stärker engagieren?

Wir haben sicher einige Produkte im Portfolio, die im Serverbereich einsetzbar sind. Aber es gibt Spezialisten, die diesen Markt seit Jahrzehnten bedienen, dort etabliert sind und über die entsprechenden Kanäle in dieses Marktsegment verfügen. Als TDK-Lambda werden wir dieses Marktsegment nicht speziell adressieren.

Sie haben in den letzten Jahrzehnten große Anstrengungen unternommen, TDK-Lambda als Hersteller von Laborstromversorgungen am Markt zu etablieren. Wo sehen Sie TDK-Lambda in diesem Produktbereich heute?

Wir sind sicher mit unserer Modellreihe Genesys+ für DC-Anwendungen und Genesys AC für AC-Strom-Quellen-Anwendungen eindeutig im Premiumsegment des Laborstromversorgungsbereichs unterwegs. Hier liegen die Preise schon mal bei 10.000 Euro. Die entsprechenden Geräte zeichnen sich durch kompaktes Design, eine Vielzahl von Features, teilweise sehr niedrige Geräuschemission und eine sehr gute Performance aus.

Noch zwei technische Fragen: Setzen Sie heute SiC-MOSFETs vor allem in AC/DC-Geräten mit hoher Leistung und in Laborstromversorgungen ein? Ist das DC/DC-Segment in Zukunft ein klassisches Einsatzgebiet für GaN-Leistungshalbleiter, oder ist die Zukunft vielfältiger?

Wir setzen SiC bei entsprechendem Bedarf bereits in unseren Laborstromversorgungen und in unseren dreiphasigen Stromversorgungslösungen ein. Meist verwenden wir dabei 1200-V-SiC-MOSFETs. Im Prinzip kommt es aber auf das angestrebte Design an und auf die Frage, ob uns und letztlich auch unserem Kunden der Einsatz von Wide-Bandgap-Bauteilen, wie eben auch GaN, einen Mehrwert bei der Realisierung unseres Produkts bietet.

Als Konzern hat TDK sowohl Expertise im Batterie- als auch im Stromversorgungsbereich. Drängt sich unter der neuen Devise »In Everything, Better« da nicht beispielsweise das Thema induktives Laden auf? Entspräche das nicht genau dem neuen Unternehmensziel?

Das springt sicher auf Anhieb ins Auge, aber unternehmensintern gibt es bislang keine solchen Überlegungen. Was es dagegen sehr wohl gibt, ist eine Vielzahl von Kooperationen mit jungen Firmen auch in diesem Bereich. Gesteuert wird das über TDK Ventures.

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