Mit überwiegend stagnierenden und rückläufigen Umsätzen wird die Branche für Stromversorgungen das Jahr 2024 beenden. Ihre Hoffnungen richten sich auf 2025, doch ob die Markterholung bereits zur Jahresmitte oder doch erst Ende 2025, Anfang 2026 erfolgen wird, ist die große, entscheidende Frage.
Branchenbarometer: 2025 muss es dann aber klappen! |
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Vergleicht man die aktuellen Antworten für das Stimmungsbarometer mit denen aus dem Sommer, zeigt sich: Die Stimmung ist noch mieser geworden! Von –0,67 sank der Index-Wert innerhalb weniger Monate auf –1,09. Auch die zarten Hoffnungen auf eine Verbesserung der Situation im 1. Quartal 2025 haben sich inzwischen zerschlagen. Anstelle eines Indexwertes von +0,27 steht nun eine kalte 0. Fast identisch ist dagegen die Erwartung der Branche für das zweite Halbjahr 2025 mit einem Indexwert von +1,72. Bleibt die Frage, ob die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen eine rasche Markterholung, etwa nach der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar, befördern werden. Donald Trump hat seine Pläne für die Belebung der Wirtschaft ab Januar ja schon bekannt gegeben. |
Es sieht so aus, als wäre der Boden erreicht, aber wir erwarten nur eine mäßige Trendwende im zweiten Halbjahr, da die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen global weiter hemmend sind«, beschreibt Bernhard Erdl, Gründer und CEO der Puls-Gruppe, die aktuelle Situation des Stromversorgungsmarktes aus seiner Sicht. »Die Stimmung ist einfach schlecht, und es herrscht einfach kein gutes Investitionsklima.«
»Mitte des Jahres gab es mal so etwas wie einen Funken Hoffnung auf einen besseren Geschäftsverlauf«, erinnert sich Hermann Püthe, Geschäftsführender Gesellschafter der inpotron Schaltnetzteile, »das hat sich dann aber nicht in die Realität umsetzen lassen«. Püthe war für das Jahr 2024 von einer Stagnation des Umsatzes ausgegangen, »was jedoch leider nicht haltbar war«.
Für 2025 bedarf es aus seiner Sicht eines Investitionsschubs, »der unbedingt über staatliche Anreize unterstützt werden muss«. Darauf hofft er und setzt er. »Unsere Gespräche auf der electronica waren geprägt von hoher persönlicher, ja geradezu emotionaler Ehrlichkeit und Zuversicht.« Im nächsten Jahr gehen bei inpotron viele Neuprojekte in den Serienanlauf, die einen Großteil des Rückgangs im Basisgeschäft ausgleichen werden.
»Da wir unsere Wachstumsziele gegenüber 2022 und 2023 zwar nicht erreicht haben in diesem Jahr, aber deutlich über 2021 liegen, würde ich das als Erfolg bewerten«, blickt Uwe Frischknecht, Managing Director Sales EMEA bei Recom Electronic, auf den bisherigen Verlauf des Jahres 2024 zurück. Da Recom in den letzten Jahren aber seine Hausaufgaben gemacht habe »und intensiv in neue Produkte und Lösungen investiert hat, gehen wir für 2025 wieder von einem zweistelligen Wachstum aus, das aber primär erst im zweiten Halbjahr stattfinden wird«.
»Da unser Jahr 2023 sehr stark war, relativiert sich der Umsatzrückgang in diesem Jahr«, bewertet Kai Heinemann, General Manager Development and Product Management bei Block Transformatoren-Elektronik, den bisherigen Verlauf des Geschäftsjahres 2024. Für das kommende Jahr geht er von einer Stagnation aus. »Wenn Arbeitsplätze im Inland branchenübergreifend abgebaut und im Ausland wieder aufgebaut werden und zusätzlich keine oder zu wenig Neuinvestitionen getätigt werden, stimmt etwas Strukturelles nicht im Land – hier ist ganz klar die Politik gefragt!«
»Im Rückblick betrachtet war der bisherige Verlauf des Jahres 2024 in der DACH-Region für uns nicht wirklich überraschend«, resümiert Nico Nagel, Regional Sales Director Central Europe bei XP Power, das Jahr 2024. »Lediglich die erste Annahme, wann die Märkte wieder anziehen würden, weil die existierenden Lagerbestände abgebaut sein würden, hat sich etwas nach hinten geschoben.« Für 2025 wünscht er sich, »dass der Bullwhip-Effekt nicht vergessen wurde, aber erst die Zukunft wird zeigen, ob sich Fehler, die gemacht wurden, am Markt wiederholen«.
Steffen Heinrich, Segment Manager Railway bei MTM Power Messtechnik Mellenbach, berichtet von einem Jahr 2024, das den Erwartungen entsprach und dem Unternehmen ein zweistelliges Wachstum gegenüber 2023 bescherte. »Für das Jahr 2025 erwarten wir derzeit aber eine sehr große Unsicherheit in weiten Teilen der industriellen Märkte. Mit einem Aufwärtstrend rechnen wir erst ab dem 3. Quartal 2025.« Dr. Stefan Grösbrink, Managing Director von AEconversion, sieht das sehr ähnlich: »Es gibt aktuell wenig Bereitschaft, sich mit Aussagen zu Bedarfen für das kommende Jahr herauszuwagen, sodass die Prognosefähigkeit für Lieferanten sehr gering ist.« Angesprochen auf einen möglichen Bullwhip-Effekt, ist er der Ansicht, »dass der Schmerz der Liquiditätsbelastung die Firmen den vorherigen Schmerz des Bullwhip-Effekts hat vergessen lassen«.
Etwas positiver sieht Thomas Widdel, Geschäftsführer von Eplax, die zukünftige Entwicklung: »Wir sehen erste positive Anzeichen, dass wieder vermehrt Nachfrage nach unseren Produkten und auch nach Neuentwicklungen besteht«, so Widdel, »wir sehen aber keine deutliche Erholung, sodass eine Trendwende wohl nicht vor Ende 2025 zu erwarten ist«. Widdel gehört aber auch zu den wenigen in dieser Marktrecherche, die davon ausgehen, dass es bei einer Trendwende wieder zu Problemen wie Allokation und längeren Lieferzeiten kommen wird. »Viele Unternehmen haben und bauen weiter Personal und Produktionskapazität ab. Man kann davon ausgehen, dass die Nachfrage sprunghaft steigen wird, sodass es zu diesem Zeitpunkt wieder zu Problemen kommen wird.«
Zlatko Pavlovic, Business Development Manager für Power Conversion Products bei Murata, hofft, »dass sich der Markt in der ersten Hälfte 2025 stabilisiert und wir einen positiven Trend Ende des zweiten Quartals und Anfang des 3. Quartals sehen können, nachdem sich auch die internationale politische Lage stabilisiert«. Hinsichtlich eines möglicherweise drohenden Bullwhip-Effekts ist seine Antwort ziemlich klar: »In der Vergangenheit gab es Krisen, die vereinzelt auftraten. Heute haben wir eine ganze Kette von Ereignissen hintereinander, die es nicht leicht machen, in die Zukunft zu schauen.«
Und wie blickt man bei der Distribution auf den bisherigen Verlauf des Jahres 2024 zurück, und wie beurteilt man die Aussichten auf 2025? »Leider konnten wir unsere Wachstumsziele für 2024 nicht erreichen«, gibt Oskar Czechowski, Technical Development Manager Central & Eastern EU bei TTI, zu; »der Umsatz stagnierte, wir sehen aber trotzdem einen positiven Verlauf, wenn wir die Fünf-Jahres-Wertung betrachten«. 2025 wird aus seiner Sicht gedämpft starten, »eine wirkliche Trendwende vermute ich aber erst Ende des zweiten Quartals, zu Beginn des dritten Quartals 2025«. Er hofft auch, »dass die Hersteller einen Notfall-Plan haben«, um eine stark steigende Nachfrage abfangen zu können.