Fortec One startet am 1. Juli

Die richtigen Segel in Richtung Zukunft gesetzt

1. Mai 2023, 14:30 Uhr | Engelbert Hopf
Nach dem Ausscheiden von Bernhard Staller (rechts) führen Sandra Maile und Ulrich Ermel die Fortec-Gruppe ab dem 1. Juli als Fortec One in eine Unternehmenszukunft jenseits der 100-Millionen-Euro-Umsatzschwelle.
© Componeers GmbH

Mit dem Abschied von Bernhard Staller und der Berufung von Ulrich Ermel in den Vorstand verändert sich das Führungsteam der Fortec-Gruppe. Wie sich Fortec nach der Überwindung der Pandemie für die Zukunft aufstellt und welche Wachstumsstrategie sie in Zukunft verfolgt, hat Markt&Technik nachgefragt.

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Markt&Technik: Ihr Ziel war es, mit der Fortec-Gruppe 2021 die 100-Millionen-Euro-Umsatzschwelle zu erreichen. Dann kam Corona. Mussten Sie ihr Ziel verschieben?

Sandra Maile, Fortec-Vorstandsvorsitzende: Pandemiebedingt mussten wir dieses Ziel wirklich auf 2022/23 verschieben, aber wir sind noch optimistisch, dass wir dieses Ziel im laufenden Geschäftsjahr realisieren können. Dazu beitragen werden im gleichen Umfang unsere Geschäfte im Embedded- und Display-Bereich sowie unsere Aktivitäten im Stromversorgungssegment.

Das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres lag ja bereits um 18 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres. Liegt das an inflationsbedingten Preissteigerungen oder an steigender Nachfrage?

Maile: Natürlich haben die inflationsbedingt gestiegenen Preise da einen gewissen Einfluss, den ich aber in diesem Zusammenhang nicht überbewerten würde. Zweifelsohne stellt aber der Wechselkurs zum Dollar eine Herausforderung dar, die sich neben inflationären Aspekten auch in den gestiegenen Preisen widerspiegelt. In erster Linie führe ich den Umsatzzuwachs aber wirklich auf die sehr gute Auftragslage zurück. Wir haben volle Auftragsbücher und dank entsprechender Vorbereitung und Steuerung auch gut gefüllte Lager, die es uns erlauben, diese Aufträge im vorgegebenen Zeitrahmen abzuarbeiten.

Sie sind ja über die letzten Jahre nicht nur organisch, sondern auch durch Zukäufe gewachsen. Der größte davon war Data Display. Eines Ihrer Ziele in den letzten Jahren war eine weitere, große Akquisition. Wie steht es um diese Bemühungen?

Maile: Wir standen im letzten Jahr sehr nahe vor einer weiteren Übernahme hier in Deutschland. Dann aber hat das Unternehmen einen Rückzieher gemacht. Das hält uns aber nicht davon ab, weiterhin den Markt zu sondieren. Akquisitionen sind weiterhin Bestandteil unserer Wachstumsstrategie.

Wie stellt sich aktuell das Umsatzverhältnis zwischen dem Display- und Embedded-Bereich und dem Stromversorgungsgeschäft dar? Bleibt dieses Verhältnis auch in Zukunft stabil?

Bernhard Staller, bisheriger COO: Aktuell entfallen etwa 63 Prozent des Umsatzes auf unsere Aktivitäten im Display- und Embedded-Bereich. Knapp 37 Prozent steuert der Stromversorgungsbereich bei. Unser mittel- und langfristiges Ziel ist eine Umsatzverteilung von 60 : 40 zwischen Display- und Embedded-Geschäft sowie unseren Stromversorgungsaktivitäten. Wir sind also schon ziemlich nahe an unserer optimalen Verteilung.

Sie agieren als paneuropäisches Unternehmen. Wie stellt sich die Umsatzverteilung dar? Welche Regionen entwickeln sich für Sie besonders positiv?

Maile: Wir erzielen derzeit 47 Prozent, also fast die Hälfte des Umsatzes im Inland. Sieht man sich den Auslandsumsatz genauer an, dann erzielen wir ein Drittel unseres Auslandsumsatzes in den USA, wobei dieser Anteil stetig zunimmt, und die übrigen zwei Drittel vor allem im europäischen Ausland.

Staller: Wir sind ja ein Systemhaus, wir liefern also Subsysteme an Endgerätehersteller, und da können sich internationale Nachfragen schnell verändern, wie wir in der Zeit der Pandemie gelernt haben. Geschlossene Kaffeehäuser bedeuten einen sofortigen Einbruch beim Absatz von Kaffeemaschinen. Olympische Spiele, die fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, treffen die Getränkeautomaten-Hersteller. Gut für uns und unsere Kunden war, dass diese Märkte dann 2022 wieder zurückgekommen sind.

Wie schwer hat die Lieferkettenproblematik im Gefolge der Covid-19-Pandemie als Systemhaus getroffen? Hat sich die Lage inzwischen normalisiert?

Staller: Die Lieferzeiten haben sich für uns insofern stabilisiert, als wir sehr schnell auf die Situation reagiert haben, und uns auf lange Vorlaufzeiten eingestellt haben. Aber auch damit kann man nicht alles auffangen; wenn ich da nur an Logik-Bausteine denke – das ist immer noch ein Problem. Dazu kamen noch die zusätzlichen Schwierigkeiten, die der Überfall Russlands auf die Ukraine mit sich brachte. Wir haben die Zugverbindung aus China über die neue Seidenstraße nach Europa gerne genutzt, das ging schneller als der Schiffstransport. Durch den Krieg fiel diese Möglichkeit weg. Aktuell, würde ich sagen, hat sich die Versorgungssituation in vielen Bereichen stabilisiert und punktuell sogar verbessert.

Kommen wir zur Fortec-Tochter Emtron. Deren Geschäftsprinzip ist der Stromversorgungsverkauf ab Lager. In der Pandemie schmolz dieses Lager ab. Hat sich der Lagerbestand inzwischen wieder erholt?

Ulrich Ermel, COO: Der freie Bestand im Lager ist fast wieder auf dem Niveau wie vor der Pandemie, der Zugriff auf die Produkte hat sich wieder deutlich verbessert. Das ist auch notwendig, denn unsere Book-to-Bill bei der Emtron liegt aktuell bei 1,1. Wir gehen aktuell davon aus, dass sich der Auftragsbestand der Emtron auf hohem Niveau stabilisieren wird, und investieren entsprechend in die Wiederbestückung des Lagers. Auch hier spiegelt sich unsere Mittelstands-DNA wider – wir investieren in das eigene Geschäft, wir sparen nicht an der falschen Stelle.

Maile: Wir haben eine Eigenkapitalquote von 70 Prozent, das erlaubt uns ein sehr eigenständiges Handeln. Wir haben von Beginn der Corona-Pandemie Risiken und Chancen dieser Sondersituation bewertet und entsprechend gehandelt. Natürlich ist uns dabei zugute gekommen, dass wir als Lieferanten für die Medizinelektronik-Branche systemrelevant waren. Dementsprechend haben wir zu Beginn der Pandemie die Medizinkunden auch priorisiert und die zur Verfügung stehenden Vorräte im Lager rationiert.

Neben dem Bau der neuen Lagerkapazitäten in Riedstadt waren die Ausweitung der Optical-Bonding-Aktivitäten in den USA und der Tschechischen Republik in den letzten Jahren die größten Investitionen in der Fortec-Gruppe. Stehen derzeit ähnliche Investitionen an?

Staller: Diese Investitionen im Bereich Optical-Bonding haben unsere Reinraumflächen verdreifacht, der Output hat sich seither verdoppelt, und wir haben technisches Know-how hinzugewonnen, Stichwort Laminieren und Versiegeln. Wir investieren fortlaufend in den weiteren Ausbau, massive zusätzliche Investitionsmaßnahmen sind derzeit aber in den USA und der Tschechischen Republik nicht geplant. Wir planen aber für Germering in 2023/24 eine Verdreifachung der Reinraumflächen.

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