Stimmung für Deutschland hellt sich auf

Stromversorgungsmarkt mit optimistischen Blick nach vorne

15. April 2025, 9:00 Uhr | Engelbert Hopf
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Die Stimmung in der Stromversorgungsbranche hellt sich auf – erste Aufträge, vorsichtiger Optimismus und neue Entwicklungen. Doch reicht das für den erhofften Aufschwung?

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Innerhalb weniger Monate hat sich die Stimmung auf dem deutschsprachigen Stromversorgungsmarkt aufgehellt. Von Euphorie kann jedoch noch keine Rede sein. »Wir sehen positive Signale«, so Christopher Haas, Managing Director bei TDK-Lambda Europe, »von einem umfassenden Stimmungswandel am Markt kann aber noch keine Rede sein«. Auch wenn die meisten Kunden nach wie vor zurückhaltend agieren, »hat sich doch die Stimmung seit Jahresbeginn allmählich in Richtung eines verhaltenen Optimismus gewandelt«, stellt Jörg Traum, Geschäftsführer der Fortec Power fest.

Konkret betrachtet liegen etwa die Billings im 1. Quartal 2025 bei Traco Power nach Auskunft von Martin Tenhumberg, Managing Director bei Traco Power DACH, »in etwa auf dem Niveau des Vorjahresquartals, aber die Bookings liegen inzwischen deutlich darüber«. »Wir sehen eine verstärkte Nachfrage«, bestätigt auch Thomas Widdel, Geschäftsführer der Eplax, »und unsere Auftragsbücher füllen sich wieder«.

Auch im Bereich der Distribution hat sich die Stimmung etwas aufgehellt. »Wir sehen eine leichte Steigerung im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres«, berichtet etwa Frank Stocker, Field Application Engineer Power Supplies bei Schukat electronic. Er sieht auch einen steigenden Auftragseingang, »ob das dann eventuell nur ein temporärer Effekt ist oder ob sich das dann in den nächsten Monaten noch festigt, wird sich zeigen«.

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Jörg Traum
Jörg Traum, Fortec Power: »Gut zwei Monate nach dem Amtsantritt von Trump wurden die Kunden langsam nervös und die Nachfrage nach Netzteilen mit Produktion außerhalb von China und Taiwan nahm zu.«
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Aus Sicht von Jan Stoll, Team Leader Market Intelligence and Rutronik Analytics bei Rutronik, »sind die Wachstumserwartungen der bevorstehenden zwölf Monate auf einem Zwei-Jahres-Hoch, sie liegen aber immer noch unter dem langfristigen Durchschnitt«. Eine Beobachtung, die sich wohl mit der von Andreas Hanausek, Product Marketing and Applications für Active Components bei Codico, deckt: »Wir sehen relativ viele Neuentwicklungen, deren Realisierung sich aber immer wieder verzögert«.

All diese Einschätzungen entstanden, bevor US-Präsident Donald Trump letzte Woche im Rosengarten des Weißen Hauses seine »Schutzzölle« gegen fast alle Länder der Welt präsentierte. Wird diese Zoll-Offensive die Hoffnungen auf einen Konjunkturaufschwung in der DACH-Region zerstören? Nüchtern betrachtet dürften diese Ankündigungen anderen Wirtschaftszweigen wie etwa dem Automobilbau deutlich mehr Probleme bereiten. Im Bereich Elektrotechnik und Elektronik gehen etwa 10 Prozent allein der deutschen Exporte in die USA. Damit ragen die USA nicht heraus, sie sind eben einer der größten Exportmärkte dieser Branche.

Aktuell erwartet deshalb noch keiner der Befragten direkte Auswirkungen auf den eigenen Export in die USA – anders aussehen könnte es für Kunden wie den deutschen Maschinen- und Anlagenbau, einem der Hauptkunden im Bereich der Industrieelektronik. Trotzdem – wirklich spürbare Effekte auf die Power-Branche erwartet etwa Haas erst dann, »wenn Trump anfängt, gezielt Hochtechnologie-Importe aus Asien zu beschränken und Strafzölle auf Elektronikbauteile verhängt oder die Handelswege massiv stört«. Besonders kritisch wäre aus Sicht von Haas auch »ein verschärfter Konflikt mit China, der Halbleiter und Komponenten verteuert und die Produktion verzögert – als Folge dessen könnte es dann zu Lieferengpässen und Preisanstiegen kommen, ähnlich wie in der Chipkrise«.

Martin Tenhumberg, Traco Power, beim Roundtable Stromversorgungen 2024
Martin Tenhumberg, Traco Power: »Die Design-In-Aktivitäten sind seit zwei Jahren sehr hoch. Das war zuletzt in der Post-Corona-Allokation der Fall, damals aus der Not geboren. Jetzt planen die Kunden, Design-in for Innovation zu verfolgen.«
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Über das, was Trump mit diesen Schutzzöllen eigentlich bewirken will, nämlich dass sie ausländische Hersteller mit Fertigungen in den USA ansiedeln, denkt offenbar bislang niemand in der Branche nach. Was vor allem daran liegen dürfte, dass die Fertigungsumgebung dafür, von einigen Ausnahmen abgesehen, in den USA fehlt. Der Anteil der wirklich in den USA gefertigten Stromversorgungen ist bislang niedrig.

Bleibt die Hoffnung, dass die angekündigten Initiativen der sich noch in Bildung befindlichen neuen Bundesregierung in Deutschland positiv auf die Auftragsbücher der Stromversorgungs-Spezialisten auswirken. Wie schnell das gehen könnte, darüber gehen die Meinungen der Befragten etwas auseinander. »Das ist ein wichtiger Impuls«, so Stocker, »aber es ist aktuell schwer zu sagen, zu welchem Zeitpunkt die Elektronikindustrie in das Investitionspaket spüren wird«. »Die reale Wirksamkeit wird sich erst mit der konkreten Zuweisung der Gelder und den dazugehörenden Aufträgen an die Industrie zeigen«, meint Traum.

Stoll Jan
Stoll Jan, Rutronik: »Die Wachstumserwartungen der bevorstehenden zwölf Monate sind auf einem Zwei-Jahres-Hoch, liegen aber immer noch unter dem langfristigen Durchschnitt.«
© Rutronik

Widdel geht davon aus, »dass im Bereich Rüstung und Verteidigung sicherlich schon in diesem Jahr erste Beauftragungen spürbar werden«. Er gibt damit eine gewisse Grundhoffnung der Branche wieder, dass das Militärbusiness letztlich dann auch die Industrieapplikationen ankurbeln wird. Entscheidend für den positiven Impuls der in Aussicht gestellten Programme ist für Haas aber vor allem, »dass die Wirtschaft jetzt das Vertrauen gewinnt, dass diese Mittel wirklich fließen werden!«.

Mehr über die aktuellen Entwicklungen und Trends in der deutschsprachigen Stromversorgungsbranche erfahren Sie hier.


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