Abhängig von den einzelnen Marktsegmenten konnten die Stromversorgungsspezialisten in diesem Jahr entweder bereits positive Marktanzeichen erkennen und die Talsohle durchschreiten, oder sie richten vor allem im Maschinen- und Anlagenbau ihre Hoffnungen auf die zweite Jahreshälfte 2025.
Warum wird normalerweise investiert? In erster Linie wohl aus Gründen der Kapazitätserweiterung, doch das dürfte derzeit kaum irgendwo der Fall sein. Ein anderer Grund wäre die Befriedigung von Ersatzbedarf, aber der lässt sich im Zweifel auch noch eine Weile schieben. Ein weiterer Grund wären massive Technologiesprünge, aber im Fall der Stromversorgungstechnik trifft das aktuell eigentlich nur für Geräte zu, die aktuell und in Zukunft in KI-Servern eingesetzt werden.
Wer sich aktuell bei Stromversorgungsspezialisten umhört, der kann durchaus Unterschiedliches über den Markt erfahren. Entscheidend für die jeweilige Einschätzung dürfte dabei vor allem das Marktsegment sein, das die jeweiligen Firmen bedienen. Zu denen, die das Glas halb voll sehen, zählt Recom. »Nimmt man den reinen Vorjahresvergleich, sieht es natürlich nicht so gut aus«, gibt Uwe Frischknecht, Managing Director Sales EMEA bei Recom, zu. »Betrachtet man jedoch über einen längeren Zeitraum das durchschnittliche Jahreswachstum, so befinden wir uns aktuell in einer sehr guten und gesunden Lage.« Bezogen auf Recom, sagt Frischknecht, »haben wir die Talsohle vor einigen Monaten durchschritten und sehen inzwischen einen leichten Aufschwung sowohl bei den Bookings wie den Billings«.
Nicht ganz unzufrieden mit der aktuellen Marktentwicklung ist auch Zlatko Pavlovic, Business Development Manager Power Conversion Products bei Murata: »Natürlich hat sich schon Anfang des Jahres gezeigt, dass es eine Herausforderung werden könnte, die gewünschten Ziele im Jahr 2024 zu erreichen, aber aus unserer Sicht entwickelt sich beispielsweise der Markt Smart City und die damit verbundene Datenübertragung weiterhin gut; Ähnliches gilt aus meiner Sicht für den Medical-Markt.« Mit einer allgemeinen Trendumkehr am Markt rechnet er jedoch erst im 2. Quartal 2025.
Ebenfalls positiv äußert sich Oliver Walter, Mitgründer und CEO der Camtec Power Supplies: »Seit dem Sommer konnten wir einige sehr schöne Projekte für uns gewinnen. Die bis dahin verhaltenen Aussichten haben sich für uns damit positiv entwickelt.« Auch er hält die Talsohle für inzwischen durchschritten und mutmaßt, »dass die Entscheidung über die US-Präsidentschaft nun den notwendigen Impuls für eine schnellere Wende liefern könnte«. Walter zeigt sich überzeugt, »dass wir in der zweiten Jahreshälfte 2025 eine ganz andere Marktsituation vorfinden werden«.
Einen kontinuierlich positiven Trend sieht auch Georg Beretitsch, Geschäftsführer der Phoenix Contact Power Supplies, im bisherigen Verlauf des Jahres 2024. »Insgesamt sind jedoch Niveau und Steigerung zeitverzögert, bezogen auf unsere Erwartungen für dieses Jahr.« Beretitsch registriert mittlerweile nicht nur verstärkt abgebaute Lager bei seinen Kunden: »Wir nehmen auch vermehrt Projektanfragen wahr.« Aus diesem Grund geht er für das erste Halbjahr 2025 von einer weiteren Marktsteigerung aus.
Auch in der Stromversorgungsdistribution finden sich durchaus positive Stimmen, was die aktuelle Situation am Markt betrifft. So zeigt sich etwa Uwe Saum, MDE Manager Power Supply CE & NEE bei Arrow Electronics, mit der bisherigen Entwicklung in der DACH-Region durchaus zufrieden: »Trotz des generell schwierigen wirtschaftlichen Umfelds war der Auftragseingang speziell in diesem Technologiebereich bisher bemerkenswert. So verzeichneten Aerospace und Defence weiter gute Wachstumsraten, aber auch der Bereich Robotics nimmt bislang eine sehr vielversprechende Entwicklung.«
Andreas Hanausek, Product Manager, BDM und FAE für Power Conversion Products bei Codico, beschreibt das Jahr 2024 als Konsolidierungsjahr. Er ist überzeugt, »dass wir im ersten Halbjahr 2025 ein wenn auch geringes Wachstum sehen werden«. Positiv stimmen ihn die vermehrt zu beobachtenden Designaktivitäten: »Natürlich ist die Stimmung noch verhalten euphorisch, aber es geht wieder aufwärts!« Stabil laufe es bereits im Bereich Medizintechnik, »auch in einigen Industriesegmenten ist im Gegensatz zu den grünen Technologien bisher kein wirklicher Rückgang des Geschäfts zu erkennen«.
Einen etwas anderen Blick auf die Marktentwicklung haben andere Hersteller und Distributoren. »Es hätte schlimmer kommen können«, meint etwa Kai Heinemann, General Manager Development and Product Management bei der Block Transformatoren-Elektronik, »ein Turnaround zeichnet sich bisher bei den Kunden nicht ab, die Lager sind offensichtlich noch zu sehr gefüllt. Das Jahr 2024 ist für uns deshalb bisher schwach verlaufen, bleibt aber innerhalb der Erwartungen.«
Ganz ähnlich die Sichtweise von Ulrich Schwarz, Sales Director TDK-Lambda Germany: »Unsere Erwartungen wurden nicht im erhofften Maße erfüllt, wir sehen nur marginale Verbesserungen und gehen derzeit davon aus, dass wir unsere ursprünglichen Erwartungen nicht erreichen werden.«
»Irgendwann musste das ja mal passieren«, meint Hermann Püthe, Geschäftsführender Gesellschafter der inpotron Schaltnetzteile: »Nach 27 Jahren Wachstum, den kurzen Rücksetzer von 2009 mal außen vor gelassen, erfahren wir erstmals in unserer Unternehmensgeschichte einen spürbaren Rückgang im zweistelligen Bereich.« Auch wenn das Jahr 2024 seine Erwartungen bislang nicht erfüllt hat, verliert Püthe nicht seinen Optimismus: »Unser Auftragsbestand für die ersten beiden Monate des Jahres 2025 ist bereits vergleichsweise hoch, vielleicht deutet das ja bereits auf die Trendumkehr hin?«
Um eine positive, zukunftsgerichtete Perspektive bemüht sich auch Frank Stocker, Field Application Engineer Power Supplies bei Schukat electronic, wenn er mit Blick auf 2024 das Negativste ausschließt: »Ein Worst-Case-Szenario, also ein Rückfall auf ein 2021er-Umsatzniveau oder gar darunter, blieb uns erspart, aber neue Aufträge werden nach wie vor teils nur mit angezogener Handbremse erteilt.« Die Markterholung vollziehe sich langsamer als erwartet; »zwar sinken die Lagerbestände bei den Kunden, aber es fehlen noch die neuen Aufträge der Endkunden, was zu verzögerten oder kleineren Nachbestellungen bei unseren Kunden führt«.
Stellt man die Frage, warum der Wirtschaftsmotor in der DACH-Region und speziell in Deutschland offenbar nur stotternd wieder anspringen will, fallen die Antworten der Stromversorgungsspezialisten ziemlich einheitlich aus. Es fehle an Kaufanreizen, darüber hinaus sei das Zinsniveau weiterhin sehr hoch. Neben den bekannt hohen Energiepreisen sei zudem das Vertrauen in die deutsche Wirtschaftspolitik nicht sehr hoch. Was fehlt, seien positive Nachrichten, um wieder eine Aufbruchsstimmung zu verbreiten.