Im Bereich Embedded Computing, sei es nun für den industriellen Einsatz oder etwa die Bahntechnik, stellt sich die Marktsituation ebenfalls noch positiv dar. »Bislang können wir keine Zurückhaltung in der Auftragsvergabe erkennen, weder im In- noch im Ausland«, versichert Christian Blersch, Geschäftsführer der E.E.P.D. »Von Stornierungen oder Verschiebungen ist bislang keine Rede, unsere Kunden wollen eher, dass wir ihre Aufträge vorziehen.« – »Wir sind dieses Jahr und nächstes Jahr komplett ausgelastet und haben aktuell keine Rezessionsängste«, versichert auch Raphael Binder, Geschäftsführer der Syslogic. Auch an seinen Investitionsplänen für 2022 hält Binder fest: »Wir haben bereits in unseren Maschinenpark investiert, weitere Investitionen werden bis zum Jahresende folgen, und wir bauen weiter Personal auf.«
Aus Sicht von Peter Albert, Vorstand der Eltec, leidet die Elektronikbranche nach wie vor immer noch unter der Corona-bedingten mangelnden Bauteilverfügbarkeit. Er geht davon aus, dass diese Situation auch noch mittelfristig anhalten wird. »Ein möglicher Gasstop wird sich dann noch zusätzlich auf die Energiekosten auswirken.« Stornierungen habe es bislang nicht gegeben; »inwieweit sich Projekte durch die sich ändernden Rahmenbedingungen verschieben, lässt sich aufgrund der relativ langen Entscheidungszyklen im Bahnmarkt jedoch noch nicht absehen«.
Wenn am Markt eine aktuelle Zurückhaltung spürbar sei, dann beschränke sich diese ausschließlich auf das Automotive-Segment, so Denis Giba, Managing Director bei Odu. »Die anderen Märkte laufen sehr erfreulich, und das weltweit.« Bis auf das Automotive-Segment gebe es auch keine Verschiebungen oder Stornierungen. Da sich Odus Automotive-Geschäft jedoch exklusiv mit der E-Mobility verbindet, stuft er die Zurückhaltung als zeitlich begrenzt ein. Auf Odus Rekordinvestitionen von über 50 Millionen Euro in diesem Jahr hat die Marktentwicklung keinen Einfluss.
Auch andere Hersteller aus dem Bereich der Verbindungstechnik sehen bislang keine negativen Markteffekte. »Nachdem sich unsere Umsätze in der ersten Jahreshälfte 2022 in weiten Teilen über Plan bewegten, bewegen wir uns nun im Bereich unserer Planzahlen«, berichtet Siegbert Vollert, Kaufmännischer Geschäftsführer des Rundsteckverbinder-Spezialisten Binder. Nach wie vor sei der Auftragsbestand hoch, zu Stornierungen oder Verschiebung von Aufträgen sei es bislang nicht gekommen, geplante Investitionen würden bei Binder wie geplant umgesetzt: »Ich glaube nicht, dass es eine Rezession geben wird.«
»Wir spüren bislang keinerlei Zurückhaltung bei unseren Kunden«, stellt auch Helge Puhlmann, European President bei Yamaichi Electronics, fest. Stornierungen von Aufträgen habe er noch nicht gesehen, »allerdings werden im Automotive-Bereich seit Monaten Lieferungen im hohen Umfang verschoben, auch für Ware, die wir bereits am Lager haben; die Automatisierung folgt im Moment diesem Trend.«
»Im Bereich Elektromobilität sind wir in einem besonderen Markt unterwegs«, beschreibt Michael Heinemann, CEO bei Phoenix Contact E-Mobility, die ganz eigene Dynamik dieser Branche. »Im Geschäftsbereich E-Mobility-Infrastruktur ist aktuell nichts von einer abgeschwächten Konjunktur zu spüren.« Während bei der Fahrzeugherstellung die Produktionsvolumina der Verbrenner gedrosselt werden, »wird die Ausbringung an Elektrofahrzeugen fast überall erhöht«. In allen Bereichen des Automotive-Sektors sei darum für ihn aktuell keine Abschwächung der Konjunktur zu spüren.
Auch in Anwendungsbereichen wie der Lüftungs-, Klima- und Kältetechnik, Zielmärkten der ebm-papst-Gruppe, ist eine Zurückhaltung bei den Kunden derzeit nicht erkennbar, wie Hauke Hannig, Pressesprecher der ebm-papst-Gruppe, bestätigt: »Auch eine Verschiebung von Aufträgen ist derzeit nicht festzustellen, und die Nachfrage nach unseren Produkten ist weiterhin hoch.« Vor diesem Hintergrund werden auch die für 2022 vorgesehenen Investitionen von insgesamt 155 Millionen Euro wie geplant umgesetzt.
Angesichts des großen Nachholbedarfs, verursacht durch die angespannte Supply Chain und Rohstoffmärkte, kann auch Thilo Hack, Vorstand bei Ansmann, aktuell im Industrie-Bereich keine Anzeichen für eine Zurückhaltung der Kunden bei der Auftragsvergabe erkennen. Anders sieht es im Konsumgüter-Segment aus. Dort ist seit zwei Monaten im stationären Handel und im Online-Handel erkennbar, dass die Kundenfrequenz und der Wert je Einkauf rückläufig sind. Hack geht davon aus, »dass diese Entwicklung mittelfristig auch gewisse Industriesegmente treffen kann«.
Auf der Bauteilebene stellt sich die Situation derzeit so dar: Bei passiven und elektromechanischen Bauteilen bewegt sich die Nachfrage nach Auskunft von Alexander Gerfer, CEO und CTO der Würth Elektronik eiSos, »nach wie vor auf dem Niveau der Vormonate«. Die Verwerfungen durch die Pandemie und die dadurch verursachten Lockdowns und Verzögerungen in der Logistik verursachten immer noch verlängerte Lieferzeiten, weshalb die Kunden weiterhin längerfristig und bedarfsorientierter bestellen.
Bei den Halbleitern registriert man etwa bei Infineon Technologies eine gewisse Abschwächung am Markt für konsumentennahe Anwendungen, wie Fabian Schiffer, Senior Manager Media Relations, auf Nachfrage bestätigt. »Die strukturellen Treiber Dekarbonisierung und Digitalisierung sorgen aber nach wie vor für einen hohen Halbleiterbedarf.« Vor diesem Hintergrund würden die für das laufende Geschäftsjahr geplanten Investitionen von 2,4 Milliarden Euro in jedem Fall durchgeführt.