Trumps Zollpolitik hat Chinas Batterie- und Akku-Branche offenbar hart getroffen. Nun denkt sie offenbar über eine verstärkte Verlagerung ihrer Exportinteressen nach Europa nach. Was das für Europas Bemühungen um mehr Eigenständigkeit im Batteriebereich bedeutet, wird die Zukunft zeigen.
Aktuell liegt der Preis für eine Kilowattstunde im Fall eines Lithium-Ionen-Speichers bei weniger als 100 US-Dollar, so Werner Suter, Verwaltungsrat der Schweizer Tefag Elektronik, »laut Bloomberg waren es Ende 2024 noch 115 US-Dollar«. Wie massiv der Preisverfall in den letzten zehn Jahren war, zeigen Bloomberg-Zahlen aus dem Jahr 2013. Damals lag die Kilowattstunde noch bei 805 US Dollar. Was Prof. Dr. Karl-Heinz Pettinger von der Universität Landshut zu der Zuspitzung veranlasst: »So preiswert wie jetzt waren Speicherzellen und Speichermodule noch nie!«
Wird sich dieser Preisverfall fortsetzen? Lohnt es sich, mit der Bestellung noch etwas zu warten? Darüber gehen die Meinungen bei einer aktuellen Umfrage der Markt&Technik etwas auseinander. »Für den Bereich der Lithium-Ionen-Zellen lässt sich eine Preiserosion feststellen«, meint etwa Marc Eichhorn, Technology Segment Specialist Power & Energy Storage bei Avnet Abacus, »das gilt aber nicht für weitere Kostenbestandteile wie etwa die BMS-Elektronik«.
Nach Ansicht von Wolfgang Menges, Geschäftsleiter der Menges Powertec, sind die Preise inzwischen sehr stabil, »und werden nur noch punktuell geändert, wie etwa im Bereich Lithium-Batterien. Zudem sind für Batterien und Akkumulatoren, die im Markt nicht in größeren Mengen anfallen, wie Baby- und Mono-Zellen sowie 9-V-Blocks, Preisanpassungen von etwa 5 Prozent vorgesehen«.
Könnte sich die aktuelle Dollar- und Yen-Schwäche auf die Preise auswirken? »Mittelfristig könnte die aktuelle Währungsschwäche durchaus eine leichte Preisreduktion bedeuten«, meint Josef Pfeil, Vertriebsleiter bei Dynamis Batterien, „wenn diese nicht durch anderweitige Preissteigerungen eliminiert werden“. Auch Sven Krüger, Geschäftsführer der Actron Power, sieht bei dem ein oder anderen Produkt durchaus die Möglichkeit zu Preisreduzierungen.
Krüger wendet aber auch ein, »dass der schwache Dollar zwar einerseits Hoffnungen auf niedrigere Preise nährt, es aber andere Kostenfaktoren gibt, die zum Leidwesen der Kunden die Endpreise erhöhen können«. So verweist er darauf, dass unter anderem die chinesische Regierung im Dezember 2024 ihre Exportbezuschussung für Batterien und Akkus um 4,48 Prozent reduziert hat. Zudem träten nun vereinzelt auch höhere Kosten für die Einhaltung von gesetzlichen Regularien und Verordnungen in Erscheinung, wie etwa das Aufbringen speziell gestalteter Batterielabel für die EU.
Für Raphael Eckert, Managing Director der GS Yuasa Battery Germany, ist die zukünftige Preisentwicklung durchaus offen: »Die Preise für Lithium-Batterien haben sich im Jahr 2025 stabilisiert, nachdem sie in den Vorjahren stark gefallen sind.« Nach seiner Einschätzung haben der schwache Dollar und der Yen aufgrund globaler Lieferketten, langfristiger Verträge und stabiler Rohstoffpreise nur begrenzten Einfluss. »Langfristig könnten dagegen technologische Fortschritte und Skaleneffekte zu weiteren Preisreduktionen führen – kurzfristig ist jedoch mit einer Stabilisierung auf dem aktuellen Niveau zu rechnen.«
Eine Einschätzung, die so auch Assen Radkovski, Vertriebsleiter bei Omnitron Griese teilt: »Aus unserer Sicht ist der Boden des Preisverfalls bei Batterien und Akkupacks inzwischen erreicht. Wir rechnen aus diesem Grund mittelfristig wieder mit einer Preissteigerung.« »Nach stärkeren Preisrückgängen in den vergangenen zwei Jahren und der zurückhaltenden Nachfrage, scheint sich das Blatt allmählich wieder zu wenden«, meint auch Sönke Zacher, Head of Project Management bei Jauch Quartz, »nicht nur die Nachfrage und die Orderbücher, sondern auch die Preissituation scheinen einen leicht spürbaren Trend nach oben zu entwickeln«.
Wer etwas risikobereiter bereit ist, zu bestellen, dem bieten sich natürlich Möglichkeiten, die aber bei Applikationen im Bereich langlebiger Industrieelektronik eher nicht zum Tragen kommen dürften. So warnt etwa Thilo Hack, Vorstand bei Ansmann, davor, »dass es natürlich Zellen am Markt gibt, die bereits eine lange Lagerzeit haben, die sind natürlich schneller und günstiger zu haben. Hier muss man jedoch Einbußen in Leistung und Langlebigkeit einkalkulieren«. Krüger weist darauf hin, dass die neuen Fabriken, die chinesische Hersteller zur Umgehung von »Made-in-China«-Nachteilen in benachbarten Ländern, insbesondere in Vietnam, errichtet haben, natürlich ausgelastet werden müssen, »und da ist man dann notfalls auch zu Preiszugeständnissen bereit«.
Krüger schneidet damit ein Thema an, dass die Befragten vor dem Hintergrund der sehr volatilen US-Zollpolitik durch die Bank beobachten. »Man erkennt ganz klar einen Wandel bei den chinesischen OEMs, dass sich ihr Fokus verstärkt auf Europa richtet«, stellt etwa Ansmann-Vorstand Hack fest. Eine Sichtweise, die auch Radkovski von Omnitron Griese teilt: »Durch die unvorhersehbare Politik von Donald Trump wird die Wichtigkeit Europas als Absatzmarkt für alle chinesischen Hersteller erheblich zunehmen – ein Trend, den wir bereits jetzt spüren.«
Wie sensibel das Thema China derzeit ist, zeigt die Aussage von Zacher, Jauch Quartz: »Teilweise fragen uns Kunden gezielt nach Batterien ohne chinesische Komponenten an.« Vor allem die Ereignisse im März und April, so Zacher, haben zu einem spürbaren Rückgang der Anfragen aus den USA geführt. Dies betreffe insbesondere Geschäftsbeziehungen mit chinesischen Partnern. »Eine langfristige und stabile Einigung zwischen den USA und China wäre wünschenswert. Sollte das nicht gelingen, müsste das Geschäftsmodell in Teilen neu bewertet werden.«
Wie die Situation aktuell in China ist, und welche Chancen sich daraus eventuell ergeben, macht Krüger von Actron Power abschließend noch einmal deutlich. »Auf meinen Geschäftsreisen in China wurden in den letzten Monaten immer wieder die hohe Verunsicherung der chinesischen Hersteller gegenüber der amerikanischen Zollpolitik deutlich. In der Folge sind viele chinesische Hersteller mehr gewillt, in Zukunft einen höheren Exportanteil außerhalb der USA, etwa in die EU oder Deutschland zu erzielen. Entsprechend hoch ist der Support chinesischer Hersteller bei Erhalt neuer Anfragen aus Europa.«
Mehr über die aktuellen Entwicklungen und Trends im internationalen und deutschen Batterie- und Akku-Markt erfahren Sie in diesem Artikel.