Aktuelle Marktumfrage der Markt&Technik

Batterie- und Akkumarkt normalisiert sich

13. Juni 2025, 8:00 Uhr | Engelbert Hopf
Konjunktur-Bremsklotz US-Zölle - Ja, auch in der Batterie- und Akku-Branche glaubte man im Sommer und Frühherbst 2024 noch an einen möglichen Aufschwung im 4. Quartal, doch daraus wurde nichts. Statt eines deutlich einstelligen Indexwertes lag der Wert im Rückblick bei 0. Und als es dann in diesem Jahr endlich losgehen sollte, die neue Bundesregierung in Deutschland bestellt war und billionenschwere Investitionsprogramme aufgelegt waren, versalzte US-Präsident Trump mit seinen Importzollphantasien allen die Hoffnung auf einen robusten Aufschwung. Noch bleibt die Hoffnung auf eine anziehende Nachfrage in der Branche erhalten, was sich vor allem in einem Indexwert von fast 1,7 für die zweite Jahreshälfte niederschlägt.
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Abgebaute Läger, neuer Entwickungs- und Investitionswille. Partycrasher Trump verhagelt mit seiner Importzollpolitik die sich erholende Auftragslage der deutschen Batterie- und Akku-Branche. Der Aufschwung lässt vorerst auf sich warten und Chinas Batterie-OEMs wenden sich verstärkt Europa zu.

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Eigentlich, so das Ergebnis einer aktuellen Marktumfrage der Markt&Technik, ist das Geschäftsjahr 2025 für die deutsche Batterie- und Akku-Branche so gestartet wie erhofft: mit Steigerungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum! »Wir sind auf einem guten Weg mit leichtem Anstieg des Umsatzes zum Jahr 2024«, so Wolfgang Menges, Geschäftsleiter der Menges powertec, »allerdings beobachten wir, dass die Kunden noch zurückhaltend sind und Aufträge recht kurzfristig vergeben«.

Auch Marc Eichhorn, Technology Segment Specialist Power & Energy Storage bei Avnet Abacus, berichtet von einer teilweisen Erholung des Marktes: »Mögliche Überkapazitäten bei unseren Kunden sind offenbar weitgehend abgebaut, dennoch wird oftmals verhalten disponiert, und der Wettbewerbsdruck ist mitunter enorm hoch«. Insbesondere bei bereits lagernden Li-Ion-Zellen der Bauformen 18650 und 21700, so Eichhorn weiter, »kann man mitunter sehr attraktive Preise erzielen; es ist aber schwer zu prognostizieren, wie lange diese Situation noch anhält«.

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Werner Suter, TEFAG Elektronik: »Wer von den Firmenchefs die Möglichkeit hat, einen Entscheid nicht zu fällen, tut es derzeit nicht. Anders bei Tesla, dort setzt man inzwischen batterietechnisch auf US-Produktion.«
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»Mit den bisherigen Monaten des ersten Halbjahres 2025 sind wir sehr zufrieden«, versichert auch Josef Pfeil, Vertriebsleiter bei Dynamit Batterien, »wir konnten bereits nach fünf Monaten das gesteckte Halbjahresziel erreichen und sogar übertreffen«! Neben dem gestiegenen Bedarf in der Medizintechnik und verschiedenen Neuprojekten macht Pfeil auch die gesteigerten Produktionskapazitäten am neuen Standort Steißlingen für den Zuwachs verantwortlich.

Auch aus Sicht von Sven Krüger, Geschäftsführer der Actron Power, verlief das Geschäftsjahr 2025 bislang zufriedenstellend. »Bei vielen Kunden leeren sich die Läger langsam, so dass die Bereitschaft für die Beschaffung neuer Akkus und Batterieprodukte wieder vorhanden ist«. Höhere Wachstumssprünge seien im Vergleich zu den Vorjahren aber leider nicht zu verzeichnen.

Sowohl die ersten fünf Monate des Kalenderjahres als auch die ersten zwei Monate des neuen Fiskaljahres (1. April) liegen nach Darstellung von Raphael Eckert, Managing Director bei GS Yuasa Battery Germany, deutlich über den Vergleichszahlen des Vorjahres, und auch der Auftragsbestand gibt keinen Anlass zur Klage.

Nicht unzufrieden, so äußert sich Assen Radkovski, Vertriebsleiter bei Omnitron Griese, über die Situation nach den ersten fünf Monaten des Geschäftsjahres 2025: »Obwohl der Markt sehr hart umkämpft ist, und die Preise weiter fallen, konnten wir unsere Marktposition behaupten«.

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Marc Eichhorn, Avnet Abacus: »Insbesondere bei bereits lagernden Lithium-Ionen-Zellen der Bauformen 18650 und 21700 kann man mitunter sehr attraktive Preise erzielen.«
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Für Fabian Fluck, System Architect Batterien bei der Hy-Line Schweiz, äußert sich die verbesserte Marktsituation dadurch, »dass die Projektanfragen wieder zugenommen haben, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Zudem werden Liefertermine nicht mehr nach hinten verschoben, sondern im Gegenteil eher wieder vorgezogen«.

»Wie erwartet«, sei das 1. Quartal 2025 verlaufen, berichtet Werner Suter, Verwaltungsrat der TEFAG Elektronik, allerdings habe sich die Lage ab April verschlechtert: »Viele Kunden warten mit der Vergabe von Bestellungen ab und aktivieren diese im letzten Augenblick«. Suters Fazit: »Aktuell herrscht große Unsicherheit«.

»Bei den Bestandskunden«, so Thilo Hack, Vorstand bei Ansmann, »ist es im Vergleich zum Vorjahr zu keinem deutlichen Wachstum gekommen«. Wachstum, so seine Schlussfolgerung, lasse sich aktuell nur durch intensive Neukundenakquise erreichen. »Ein wirtschaftlich schwieriges Umfeld und die bestehende Unsicherheit im Hinblick auf die Zölle mit den USA schaffen Verunsicherung und bremsen die aktuellen Abnahmemengen«.

Prof. Dr. Karl-Heinz Pettinger, Hochschule Landshut, hat bei seinem Blick auf die Situation in der ersten Jahreshälfte 2025 vor allem den Forschungssektor im Blick: »Durch die Regierungsbildung wurde die vorhandene Lähmung aufgehoben, und es kommen langsam wieder Handlungs- und Investitionsbereitschaft zurück. Dies betrifft sowohl den Forschungssektor mit bilateralen Industrieprojekten und öffentlich geförderten Projekten, wie auch die Nachfrage nach Consulting«.

In den Antworten von Hack und Suter wurden die Schatten des zarten Marktaufschwungs bereits deutlich: Trumps Zollpolitik. »Dieses Thema schafft eine große Unsicherheit am Markt und hat Einfluss auf den Absatz bei europäischen Kunden mit Zielmarkt USA«, so Hack, »zusätzlich treiben uns Mehrkosten für Komponenten und Bauteile aus den USA, welche wir für die Fertigung in China benötigen«.

Fluck Fabian
Fabian Fluck, Hy-Line Schweiz: »Anders als noch im Vorjahreszeitraum werden Liefertermine nicht mehr nach hinten verschoben, sondern werden sogar eher wieder vorgezogen.«
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Wer aktuell von den Firmenchefs die Möglichkeit habe, einen Entscheid nicht zu fällen, tue es derzeit nicht, meint Suter, »anders bei Tesla, dort setzt man inzwischen auf US-Produktion«. Nach seinen Informationen würden die Modelle Y und 3 in den USA inzwischen zu 100 Prozent mit in den USA hergestellten Batteriepacks ausgeliefert. Ermöglicht wurde das durch eine Produktionssteigerung der Gigafactory in Nevada. Darüber hinaus hat man die Fertigung der 4680-Zellen so designt, »dass jede Komponente aus mindestens zwei Herkunftsländern bezogen werden kann, zugleich wurde die Produktion wichtiger Batteriematerialien in die USA verlagert. Alles zur Reduzierung des Lieferkettenrisikos«.

»Aktuell«, so Fabian Fluck von Hy-Line, »hat die US-Zollpolitik noch keine direkten Auswirkungen auf unser Geschäft, abgesehen von Anfragen, wie denn im Ernstfall mit den Zusatzkosten durch Zölle umgegangen werde?« Josef Pfeil von Dynamit Batterien beobachtet, »dass Kunden, die stärker auf den US-Markt fokussiert sind, seit einiger Zeit zögerlicher und in geringeren Mengen bestellen«. Eine Einigung oder längerfristige »Spielregeln« würden es den Unternehmen erleichtern, auch wieder längerfristig geplante Investitionen durchzuführen.

In den Augen von Raphael Eckert, GS Yuasa, bringt die inzwischen erzielte Einigung einer neunzigtägigen Reduzierung der gegenseitigen Zölle zwar eine gewisse kurzfristige Entspannung der Lage, vor allem für Unternehmen mit chinesischen Partnern. Seiner Einschätzung nach bleibt die Lage jedoch weiter volatil, »da die Vereinbarung lediglich eine temporäre Lösung darstellt, und die langfristigen Handelsbeziehungen weiterhin von Unsicherheit geprägt sind«.

Klar ist in den Augen der deutschen Branchenexperten aber auch, »dass die unvorhersehbare Politik von Donald Trump die Wichtigkeit Europas als Absatzmarkt für alle chinesischen Hersteller erheblich steigern werde. »Diesen Trend spüren wir bereits jetzt«, versichert Assen Radkovski von Omnitron. Sven Krüger von Actron berichtet von der hohen Verunsicherung gegenüber der amerikanischen Zollpolitik, die er bei seinen letzten Geschäftsreisen nach China registrierte, »umso mehr sind viele chinesische Hersteller nun gewillt, einen höheren Exportanteil außerhalb der USA zu erzielen, etwa nach Deutschland oder in andere EU-Länder«. Entsprechend hoch sei aktuell der Support chinesischer Hersteller bei Erhalt neuer Anfragen aus Europa.

Krüger Sven
Sven Krüger, Actron Power: »Trotz der derzeitigen US-Politik sind viele unserer Kunden leicht optimistisch, und es wird wieder mehr und mehr in neue Produktentwicklungen investiert.«
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Heißt das dann im Umkehrschluss für die Kunden, dass derzeit alles in kürzester Zeit erhältlich ist? Ja und nein meint Wolfgang Menges, »vorausgesetzt, die Artikel wurden innerhalb der geplanten Wiederbeschaffungszeit vorbestellt, gibt es keine Probleme«. Wenn etwas schnell und kostengünstig lieferbar ist, hat das offenbar häufig seine Gründe. »Zellen die bereits lange Lagerzeiten haben, sind natürlich schneller und günstiger zu haben«, stellt Thilo Hack fest«, hier muss man jedoch Einbußen in Leistung und Langlebigkeit einkalkulieren«. Ähnlich die Marktbeobachtung von Werner Suter: »Große Akku-Hersteller verkaufen schon seit Monaten verschiedene Lithium-Ionen-Zellen zu Dumpingpreisen. Das heißt, es muss Lagerbestand geben«. Für kundenspezifische Zellen rechnet er mit einer Produktionszeit von 8 bis 10 Wochen und der Lieferzeit.

In anderen Fällen wird von Build-to-Order berichtet, wie im Fall Panasonic. »Um auftretende Mehrbedarfe abdecken zu können«, so Fabian Fluck, »haben wir inzwischen Sicherheitsbestände eingeführt, die wir bei bestimmten Zellen vor kurzem auch noch einmal entsprechend erweitert haben«.

Und was ist mit dem Game-Changer Natrium-Ionen-Batterie? Ist der Hype inzwischen vorüber? »Nein«, widerspricht Prof. Dr. Pettinger, »Natrium-Ionen-Batterien werden derzeit in Produkte eindesignt und werden langsam aber sicher einen immer größeren Anteil im Technologieportfolio besitzen«. »Der erste große Hype mag zwar abgeklungen sein«, so Raphael Eckert, »aber nach wie vor sprechen die Kostenvorteile, die gute Temperaturstabilität und die Nutzung unkritischer Rohstoffe für die Natrium-Ionen-Batterie«.

Aufgrund des schnellen Ausbaus der Förderkapazitäten für Lithium und der daraus resultierenden guten Verfügbarkeit hat der Druck auf Natrium-Ion, der möglicherweise zu einer übereilten Kommerzialisierung geführt hätte, in den Augen von Marc Eichhorn von Avnet abgenommen: »Gerade für stationäre Speicher ist diese Technologie aufgrund der erwarteten Langlebigkeit und der Temperaturstabilität sehr interessant. Gerade auch für die immer noch weitverbreitete Blei-Batteriesysteme könnten Natrium-Ionen-Batterien in Zukunft eine ernstzunehmende Alternative darstellen«.

Suter weist auf die erst im April vorgestellte Naxtra-Pkw-Batterie von CATL hin. Sie soll bei -40 °C noch 90 Prozent ihrer verfügbaren Leistung erbringen. Selbst bei sehr niedrigen Akkuständen im Bereich von 10 Prozent soll bei -40 °C kein nennenswerter Leistungsabfall zu verzeichnen sein. »Da bin ich auf die weitere Entwicklung sehr gespannt«!

Krüger berichtet, dass er auf der Electronica 2024 und auf der Embedded World 2025 erstmals Natrium-Ionen-Zellen von Seiten Actron Power ausgestellt habe. Sein vorläufiges Fazit: »Ein allgemeines Interesse der Besucher an der neuen Technologie lag vor, aber ohne, dass sich daraus konkrete Projektanfragen entwickelt hätten«.


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