Seit Thilo Hack zusammen mit Markus Fürst den Vorstand von Ansmann bildet, wurden die Grundlagen für den weiteren Unternehmensausbau gelegt. So wird im Industriebereich das Europageschäft weiter ausgebaut. Im Bereich Konsumelektronik die Zusammenarbeit mit E-Commerce-Plattformen intensiviert.
Markt&Technik: Herr Hack, zusammen mit Markus Fürst bildeten Sie Anfang letzten Jahres den neuen Ansmann-Vorstand. Ihr gemeinsames Ziel war es, Ansmann als Technologieunternehmen und Systemhaus deutlicher sichtbar zu machen. Haben Sie dieses Ziel umsetzen können?
Thilo Hack: Wir haben als Erstes interne Verantwortungen neu geordnet. Im Industriebereich führten wir unter unserem neuen Entwicklungsleiter Daniel Petersam unsere Entwicklungsteams in Deutschland und in China näher zusammen. Sie arbeiten jetzt gemeinsam an neuen Projekten. Unser Standort in China wurde dort inzwischen als High-Tech-Unternehmen ausgezeichnet – ein Prädikat, das in China für technologische Kompetenz und Innovationskraft steht. Mit Patrick Megerle haben wir einen Leiter Innovationsmanagement in Assamstadt installiert, der für eine möglichst fokussierte und zeitnahe Umsetzung neuer technischer Ansätze und Produktideen sorgt. Zusätzlich bauten wir eine eigene Abteilung auf, die sich dem Test, der Evaluierung und Auswahl von Batterie- und Akkuzellen widmet – diese Kompetenz bieten wir inzwischen auch als Dienstleistung an.
Ihr Umsatz teilt sich zu etwa gleichen Teilen auf Konsumgüter und Industrie-Produkte auf. Hat sich diesbezüglich etwas in den letzten eineinhalb Jahren verändert?
Nein, diese Verteilung ist in etwa gleichgeblieben. Was sich teilweise verändert hat, sind die Distributionswege im Consumer-Bereich. In der Pandemie lagen die klassischen Vertriebskanäle etwa über die Elektronikmärkte ja darnieder. Dafür wuchs der Anteil der offenen und geschlossenen E-Commerce-Plattformen wie Amazon, E-Bay, Otto oder Decathlon. Ihr Umsatzanteil im Consumer-Bereich ist inzwischen auf über 25 Prozent angewachsen – Tendenz weiter steigend. Um hier das perfekte Angebot an den Start zu bringen, haben wir inzwischen für das Content Management für jedes Land, in dem wir in diesem Bereich aktiv sind, Muttersprachler eingestellt.
Das hört sich nach einer steigenden Mitarbeiterzahl an.
Wir haben seit Anfang letzten Jahres mehr als zwei Dutzend neue Mitarbeiter eingestellt. Das ist aber nur ein Zwischenschritt: Wir werden unsere Mitarbeiterzahl weiter an unser wachsendes Leistungsportfolio anpassen.
Sie zollten 2020 der Pandemie mit einem gesunkenen Umsatz Tribut. Wie verlief die Geschäftsentwicklung 2021? Mit welcher Entwicklung rechnen Sie für 2022 und 2023?
Wir konnten unseren Umsatz im letzten Jahr gegenüber 2020 um 10 Prozent auf 60 Millionen Euro steigern. Für das laufende Geschäftsjahr haben wir uns ein Ziel von 67 Millionen Euro gesetzt und liegen da bisher absolut auf Kurs. Wenn sich die geopolitischen Rahmenbedingungen innerhalb der nächsten Monate nicht dramatisch verändern, halte ich auch in den nächsten Jahren Wachstumsraten von 10 Prozent für absolut realistisch.
Ihr Ziel als neuer Vorstand war es auch, das Auslandsgeschäft stärker anzukurbeln. Ihr Fokus lag auf Skandinavien, Italien und Frankreich. Haben Sie Ihr Ziel erreicht?
Ja! In Skandinavien haben wir in den letzten eineinhalb Jahren vor allem unser Industriegeschäft aufgebaut. Die ersten auf diese Weise gewonnenen Projekte gehen jetzt in Serie. In Italien haben wir unser Geschäft im Bereich Antriebe vorangetrieben. In Frankreich ähnelt der Markt sehr stark dem in Deutschland, hier haben wir uns für den Einsatz eines Key Account Managers entschieden, der unsere Geschäftsaktivitäten dort vor allem im Industriebereich, also in Bezug auf Akku-Packs und Ladegeräte, forciert vorantreibt. Inzwischen haben wir unsere Europa-Initiative noch auf die Benelux-Staaten ausgedehnt und hierfür zwei neue Vertriebsmitarbeiter eingestellt.
Das klingt so, als ob Sie Entwicklung und Vertrieb schwerpunktmäßig in den letzten eineinhalb Jahren verstärkt hätten. Gibt es noch weitere Aktivitäten?
Ja wir sind derzeit dabei, ein Technical Office im Rhein-Main-Gebiet aufzubauen. Auch hier geht es wieder darum, unsere technische Kompetenz und unser Know-how als Technologieunternehmen und Systemhaus näher an die Kunden in dieser Region zu bringen. Wir zeigen damit Präsenz in einem sehr wettbewerbsintensiven Umfeld!
Thema Industrie-Applikationen: Sie hatten zuletzt große Hoffnungen auf das Akku-System GreenPack 2 gesetzt. Wie sieht hier der aktuelle Stand aus?
Im Prinzip läuft GreenPack nach wie vor sehr gut, wir haben gerade erst eine neue Charge aufgelegt. In Summe wurden bereits über 10.000 Systeme dieser vor allem im Bereich Lastenrad eingesetzten Akku-Systeme verkauft. Beim Thema GreenPack 2 wurden wir etwas von den allgemein bekannten Versorgungsengpässen, vor allem auch im Halbleiterbereich, ausgebremst. Wir sind nun aber zuversichtlich, dass wir GreenPack 2 im 1. Quartal 2023 in den Markt bringen können.
Eines Ihrer neuesten Projekte ist der Ansmann-»Akku-Safe«. Was verbirgt sich dahinter?
Wir sind hier in der letzten Phase der Vorbereitung des Markteintritts. Ganz konkret handelt es sich dabei um einen selbstlöschenden Schrank. Safes bieten ja normalerweise Schutz für in ihnen gelagerte Güter vor unautorisiertem Zugriff von außen. Der Ansmann-Akku-Safe kehrt dieses Prinzip um. Akku-Systeme, die in diesem Schrank geladen und gelagert werden, stellen keine Gefahr für die Umgebung dar, wenn es etwa während der Ladung zu einem thermischen Runaway kommt. Sogar die in einem Brandfall entstehenden Rauchgase werden nur gefiltert an die Umgebung abgegeben. Wir werden den Ansmann-Akku-Safe noch in diesem Jahr auf den Markt bringen.