Massive Verwerfungen der Lieferkette gefährden inzwischen nicht nur die eigene Produktion, sondern auch die Versorgung der Kunden, wie eine aktuelle Umfrage der Mark&Technik zeigt.
»Wir haben teilweise im Bereich der Mechanik Probleme, rechtzeitig Ware zu erhalten«, so Thomas Widdel, Geschäftsführer der zur Cosel-Gruppe gehörenden Eplax. »Bei den ICs gibt es insbesondere bei Typen Probleme, die nicht in den Massenmärkten benötigt werden.«
Georg Beretitsch, Geschäftsführer der Phoenix Contact Power Supplies, betont zwar, dass man auf die langen Lieferzeiten bei MOSFETs und Elektrolytkondensatoren eingestellt sei, er fügt aber auch hinzu, »dass vor allem der letzte Lockdown in Malaysia zu weiteren unkalkulierbaren Liefertermin Verzögerungen bei verschiedenen Herstellern geführt hat, da dort die Back-End-Fertigung vieler Halbleiterhersteller lokalisiert ist.«
Sebastian Fischer, Geschäftsführer der Traco Power, wird deutlich: »Die Versorgungslage bei MOSFETs ist weiter kritisch. 30 Wochen Lieferzeit sind noch ein Glücksfall. 52 Wochen und länger sind leider eher die Normalität!« Vor allem bei modifizierten und kundenspezifischen Stromversorgungen, so Fischer zudem, »müssen wir entweder Alternativen eindesignen oder wir müssen Kondensatoren zu erheblichen Mehrkosten auf dem Spot-Markt kaufen«.
Gustav Erl, General Manager TDK-Lambda Germany, bestätigt, »dass neben der Materialverknappung die Transportlogistik das Tagesgeschäft einiger unserer Kollegen und Kolleginnen dominiert«. Verschiebungen der bestätigten Liefertermine aus den Herstellerwerken seien inzwischen fast an der Tagesordnung, »hier gilt es das Unmögliche möglich zu machen und die Lieferungen für unsere Kunden soweit zu sichern, dass Produktionsstillstände vermieden werden«.
»Es sind die sehr dynamischen Veränderungen der Lieferzeiten einzelner Bauelemente über die Distribution, die uns sehr zu schaffen machen«, stellt Hermann Püthe, Geschäftsführender Gesellschafter der inpotron Schaltnetzteile fest. »Was heute kommen sollte und auch bestätigt wurde, wird gerne mal ins nächste Jahr geschoben.« Das hat Konsequenzen für die Produktion, die zwischen Überstunden und Leerlauf pendelt.
»Auch wenn unsere Bedarfe langfristig bestätigt sind, kommt es doch immer wieder zu kurzfristigen Verzögerungen«, so Uwe Frischknecht, Managing Director Sales EMEA bei Recom; »Lieferzeiten von 30 Wochen und mehr sind inzwischen Standard«. Elektrolytkondensatoren und MOSFETs sind in seinen Augen »aktuell wahrscheinlich die größten Probleme in der Supply Chain. Aber auch bei anderen Komponenten wie etwa ICs oder Kunststoffgehäusen steigen die Lieferzeiten«.
»Aktuell geht es schneller, die Teile aufzuzählen, die pünktlich geliefert werden können«, bestätigt auch Oliver Walter, CEO von Camtec Power Supplies; »dabei spielt es inzwischen fast kaum noch eine Rolle, um was es sich dabei handelt – alles ist knapp und preisintensiv«.
»Es ist die Materialknappheit, die uns im Moment etwas vorsichtig in die Zukunft schauen lässt«, gibt auch Kai Heinemann, Geschäftsleiter Entwicklung und Produktmanagement bei der Block Transformatoren-Elektronik zu Protokoll. »Wir sehen weiterhin bei Mikrocontrollern eine Riesenbaustelle. Eigentlich bei allem, was zu den aktiven Bauelementen zählt.«
Bei den Distributoren sieht man in vielen Bereichen des Stromversorgungsmarktes höhere Lieferzeiten, wie Daniel Schikora, General Manager Power Supply EMEA bei Arrow, es ausdrückt: »Diese reichen je nach Produktsegment von 30 Wochen bis hin zu einem Jahr.«
Jörg Traum, Geschäftsführer der Emtron electronic, hebt hervor, »dass wir sehr darauf achten, dass die Buchungen der Kunden auch deren realen Bedarf entsprechen und wir somit eine sehr effektive Verteilung in der momentanen Allokationssituation für unsere Kunden erreichen«.
Frank Stocker, Field Application Engineer bei Schukat electronic, sieht einen weiterhin ungebrochenen Bedarfsanstieg an Stromversorgungen. »Das wird sich wohl auch bis zum Jahresende und darüber hinaus auf einem sehr hohen Niveau halten.« Für die gestiegene Nachfrage aus den verschiedensten Branchen macht er neben Nachholeffekten nach umsatzschwachen Corona-Monaten auch den Einfluss des EU-Corona-Fonds aus: »All das hat zu einem in diesem Ausmaß nicht zu erwartenden Umsatzplus geführt.«
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