Schwarm aus 124 Energyfishes

Weltweit erstes Schwarmkraftwerk kommt in den Rhein

21. Oktober 2025, 7:07 Uhr | Heinz Arnold
Drei Energyfishes von Energyminer schwimmen bereits bei St. Goar im Rhein. 124 werden dort im Schwarm die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers in Strom verwandeln und ins Netz einspeisen – als erstes derartige Kraftwerk der Welt.
© Energyminer

Energyminer baut ein großes Schwarmkraftwerk aus 124 Energyfishes im Rhein bei St. Goar – ohne Staumauern und Eingriffen ins Landschaftsbild – und schafft damit den Schritt von der Entwicklung die Energieerzeugung.

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Es ist weltweit das erste Mal, dass eine Behörde ein komplettes Schwarmkraftwerk genehmigt, das Strom aus freifließenden Gewässern gewinnt – rund um die Uhr, fischverträglich und ohne Staumauern.

So funktionieren die Energyfish-Schwarmkraftwerke

Der Energyfish von Energyminer ist ein schwimmendes Strömungskraftwerk und stellt ein innovatives System für die Wasserkraftnutzung in Flüssen und Kanälen dar. Er basiert auf dem Prinzip hydrokinetischen Energie und nutzt die Fließgeschwindigkeit des Flusses, um einen Rotor anzutreiben, der den Strom erzeugt. Dazu wird der 80 kg schwere Energyfish einfach in den Fluss gehängt und im Flussbett verankert. Deshalb ist es nicht nötig, den Fluss aufzustauen oder zu verändern. Das Fluss-Biotop bleibt intakt und das Landschaftsbild wird nicht beeinträchtigt. Der Energyfish schwimmt fast vollständig unter Wasser und ist so konstruiert ist, dass er keine Gefahr für Fische darstellt. Das System ist geräuschlos und produziert bei jeder Wetterbedingung Strom. Auch bei Hochwasser oder Eisgang besteht keine Gefahr. Der Energyfish passt sich an die Situation an und kann automatisch bis an den Grund des Flusses absinken, um sich in Sicherheit zu bringen.

100 Energyfish-Anagen versorgen 470 Haushalte

Der Energyfish arbeitet im Schwarm von bis zu 100 Anlagen, der bis zu 470 Haushalte versorgen kann. Jeder Energyfish speist seinen Strom direkt ins lokale Niederspannungsnetz. Aufgrund des modularen Ansatzes kann die Kraftwerksgröße an das jeweilige Gewässer und den Strombedarf angepasst werden. Weil er ohne Staumauer oder Beton im Fluss installiert wird, sinken die Investitionskosten gegenüber anderen vergleichbaren kinetischen Wasserkraftwerken um 88 Prozent – und der Fluss bleibt so natürlich wie er ist.

Grundlastfähig und günstiger als Wind und Sonne

Im Gegensatz zu Photovoltaik- und Windkraftanlagen produziert er Strom bei jedem Wetter und ist grundlastfähig. Zudem ist er wartungsarm und für höchste Verfügbarkeiten konstruiert. Das macht den Energyfish-Schwarm zu einem effizienten System, das günstiger zu betreiben ist als bislang diskutierte erneuerbare Energiequellen. Deshalb ist Emergyminer überzeugt, dass die Technologie das Potenzial hat, die Energieerzeugung durch Wasserkraft in Deutschland und Mitteleuropa maßgeblich auszubauen.

Hohe Energieausbeute - niedrige Kosten für Gemeinden

Denn Energyfish senkt nicht nur die Investitionskosten drastisch, die zum Patent angemeldete Technologie erhöht auch die Energieausbeute. Die Anlagen können schnell und einfach in nur wenigen Monaten genehmigt und innerhalb weniger Stunden installiert werden. Für Gemeinden und Kommunen ergibt sich so eine kostenneutrale und umweltverträgliche Möglichkeit, die Ziele der Energiewende einfach und zeitnah umzusetzen.

 

Dass Energyminer das weltweit erste Schwarmkraftwerk – auch Micro-Wasserkraftwerk oder Strömungskraftwerk genannt – ans Netz bringt, gilt als der Meilenstein für die Energiewende und als technologischer Beweis, dass moderne Wasserkraft auch unter den heutigen Umweltstandards wirtschaftlich realisierbar ist. Mit der Genehmigung in St. Goar geht Energyminer den Schritt vom Pilotprojekt zur skalierbaren, dezentralen Energieproduktion aus Fließgewässern. 124 Energyfishes werden künftig kontinuierlich sauberen Strom direkt aus der Strömung des Rheins erzeugen – harmonisch ins Landschaftsbild eingebettet, naturverträglich und grundlastfähig.

Dr. Georg Walder, Co-CEO von Energyminer
Dr. Georg Walder, Co-CEO von Energyminer: »Die Genehmigung von St. Goar ist für uns ein starkes Signal – sie zeigt, dass Innovation, Wissenschaft und behördliche Sorgfalt Hand in Hand gehen können. Mit 124 Energyfishes entsteht im Rhein ein neues Kapitel der Fließgewässernutzung – naturverträglich, dezentral und wirtschaftlich stark.«
© Energyminer

»Die Genehmigung von St. Goar ist für uns ein starkes Signal – sie zeigt, dass Innovation, Wissenschaft und behördliche Sorgfalt Hand in Hand gehen können«, sagt Dr. Georg Walder, Mitgründer und Co-CEO von Energyminer. »Mit 124 Energyfishes entsteht hier ein neues Kapitel der Fließgewässernutzung – naturverträglich, dezentral und wirtschaftlich stark.« Wie das genau funktioniert, erklärt Georg Walder im Interview mit Markt&Technik und hier finden sie Bilder, die die Funktionsweise des Schwarmkraftwerks aus Energyfishes von Energyminer ohne viele Worte erklärt.

Technologie, die im Fluss denkt

Der Energyfish ist das Ergebnis jahrelanger Entwicklungsarbeit an einem völlig neuen Systemansatz: Anstatt den Fluss zu lenken oder zu stauen, nutzt die Anlage seine natürliche Dynamik. Das erfordert eine präzise Abstimmung zwischen Hydraulik, Mechanik und Steuerung – und ein tiefes Verständnis dafür, wie sich Strömung, Auftrieb und Materialverhalten über Zeit verändern.

Zwei Energyfishes tummeln sich in den Wogen des Rheins.
Zwei Energyfishes tummeln sich in den Wogen des Rheins.
© Energyminer

»Unsere Anlagen müssen in ständig wechselnden Strömungsbedingungen stabil bleiben – das ist die eigentliche technische Herausforderung«, sagt Dr. Chantel Niebuhr, CTO von Energyminer. »Wir legen jedes Detail so aus, dass sich das System selbst unter Extrembedingungen berechenbar verhält und im Dauerbetrieb zuverlässig arbeitet.«

Diese Denkweise prägt die gesamte technische Architektur des Energyfish-Schwarms von der Konstruktion über die Verankerung bis zur Wartung. Das Ergebnis ist eine Technologie, die aus der Praxis heraus gedacht ist: robust, anpassungsfähig und bereit für den dauerhaften Betrieb in Flüssen.

Vom Prototyp zur skalierbaren Infrastruktur

Mit dem genehmigten Projekt in St. Goar startet Energyminer in die nächste Entwicklungsphase: vom einzelnen Prototypen hin zu einer skalierbaren, wirtschaftlich tragfähigen Energieinfrastruktur auf Basis freier Fließgewässer.

Erst im April 2023 hatte Energyminer im Auer Mühlbach an der Kraemer’schen Kunstmühle in München eine Pilotanlage installiert und in Betrieb genommen, um die Zuverlässigkeit und Effizienz des Systems unter Beweis zu stellen. 

»Jetzt ist St. Goar ist unser Proof of Scale«, sagt Dr. Richard Eckl, Co-CEO von Energyminer. »Die Genehmigung macht klar: Wir können diese neue erneuerbare Energiequelle erschließen. Unsere Kraftwerke können gebaut, betrieben und skaliert werden und grundlastfähige, erneuerbare Energie produzieren.«

Signalwirkung für Investoren und Energiepolitik

Die Entscheidung der Genehmigungsbehörde gilt als wegweisendes Projekt für weitere Standorte in Deutschland und Europa. Sie zeigt, dass moderne Wasserkrafttechnologien ökologische Anforderungen nicht nur erfüllen, sondern neue Standards setzen können.

»Diese Genehmigung ist ein Vertrauensbeweis – für unsere Technologie und unseren Ansatz, Innovation durch Transparenz und wissenschaftliche Zusammenarbeit voranzubringen«, freut sich Natalie Rojko, CMO von Energyminer. »Sie sendet ein klares Signal: naturverträgliche, grundlastfähige Energie aus Flüssen ist keine Vision mehr, sondern Realität.«


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