Auf eine Dekade Vertriebskooperation blicken Zettler und Schukat zurück. Im Fokus stehen Relais, aber Zettler hat noch viel mehr zu bieten. Dazu Antje Jakesch, Geschäftsführerin von Zettler electronics, und Annette Landschoof, Produktmanager PEMCO bei Schukat.
Was zeichnet das Unternehmen Zettler aus?
Antje Jakesch: Zettler wurde 1877 in München gegründet, wir haben also 2017 unser 150-jähriges Jubiläum gefeiert. Wir sind ein privat geführtes Unternehmen innerhalb einer weltweit operierenden Firmengruppe. Unsere flachen Hierarchien ermöglichen schnelle Entscheidungen und die zügige Realisierung von Vorhaben. Zettler steht weltweit für Qualität und Innovationen, speziell im Bereich Relais. Dabei ist unser Portfolio deutlich breiter aufgestellt. Eine Überraschung für die Kunden ist oft, dass wir seit 20 Jahren auch Induktivitäten wie Trafos, Schaltnetzteile, Stromsensoren und vieles mehr anbieten. Ebenso, dass wir seit 10 Jahren über Expertise in der Herstellung von LCDs verfügen.
Was ist das Besondere der Zettler-Produkte?
Antje Jakesch: Wir haben einen sehr hohen Qualitätsanspruch und versuchen, immer nah am Markt und am Kunden zu sein, um Trends frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Ein Alleinstellungsmerkmal – sofern es so etwas noch gibt – sind sicherlich unsere Flexibilität und Kundennähe. Gerade bei kundenspezifischen Lösungen sind wir dem Wettbewerb häufig einen Schritt voraus.
Wo erfolgt die Produktion? Wie fängt Ihr Unternehmen Unsicherheiten in Bezug auf die Lieferkette oder Zölle auf?
Antje Jakesch: Wir produzieren in Europa und in Asien, sowohl in eigener Fertigung als auch mit langjährigen Partnern. Ein Teil der Relais wird beispielsweise von einem Partner in Polen gefertigt. Eine eigene Fertigung befindet sich in Xiamen in China. 2019 haben wir dort unser neues modernes Werk mit voll automatisierten Produktionslinien bezogen, das jetzt schon wieder aus allen Nähten platzt. Vor einigen Jahren haben wir einen Teil unserer Produktion für Induktivitäten nach Vietnam ausgelagert und denken über einen Ausbau dieses Standorts nach.
Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema der Elektronikbranche. Was macht Zettler?
Antje Jakesch: Wir setzen auf energieeffiziente Produktionsprozesse und reduzieren den Materialeinsatz durch intelligentes Produktdesign. Wir arbeiten nur mit Partnern zusammen, die unsere Umwelt- und Sozialstandards einhalten. Unser Umweltmanagement ist nach ISO 14001 zertifiziert. Darüber hinaus erfüllen wir branchenspezifische Nachhaltigkeitsstandards.
In welche Länder vertreibt Zettler seine Produkte? Welchen Stellenwert hat die Distribution?
Antje Jakesch: Die Zettler-Gruppe vertreibt ihre Produkte weltweit. Wir, die Zettler Electronics GmbH, sind für den Vertrieb der Produkte in Europa zuständig. Deutschland hat dabei einen sehr hohen Stellenwert für uns: Über 50% unseres Umsatzes werden hier erzielt, 2024 waren es sogar über 60%. Dabei betrachten wir die Distribution als sehr wichtigen Bestandteil unseres Geschäfts. Wir arbeiten mit wenigen ausgewählten Distributoren zusammen. Einer der wichtigsten darunter ist Schukat, speziell im DACH-Bereich. In den letzten drei Jahren machte die Distribution konstant einen Anteil von 20% unseres Gesamtgeschäfts aus.
Welche Produkte umfasst die Vertriebspartnerschaft mit Schukat?
Antje Jakesch: Den Einstieg machten wir mit den Relais. Mittlerweile bieten wir auch einen großen Teil unseres Programms für Magnetics/Induktivitäten über Schukat an. Den Löwenanteil des Umsatzes generieren wir nach wie vor mit Relais. Unser Ziel ist es, unsere Produkte ab Lager einem großen Kundenkreis zur Verfügung zu stellen. Dabei ist der sehr gute Ruf von Schukat, speziell in der DACH-Region, sehr förderlich.
Welche Vorteile entstehen durch die langjährige Zusammenarbeit, auch für die Kunden? Was muss der Distributor leisten damit es klappt, und was der Hersteller?
Antje Jakesch: In meinen Augen ist das Wichtigste eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Man muss sich aufeinander verlassen können und Zusagen einhalten– egal, ob sie mündlich oder schriftlich erfolgten. Dazu kommen ein gutes Produktprogramm und engagiertes Personal, dann klappt der Rest von selbst. Denn unser Geschäft ist noch immer ein Geschäft von Mensch zu Mensch. Nur wenn der Kunde Schukat vertraut, wird er unsere Produkte kaufen. Wir sehen Liefersicherheit und Agilität als besonders große Vorteile eines Distributors.
Annette Landschoof: Als Distributor ist es uns wichtig, unseren Kunden mit Zettler einen Partner vorzustellen, dessen Produkte die Marktbedürfnisse in hervorragender Qualität widerspiegeln. Eine einfache und zielorientierte Kommunikation ist ebenso ausschlaggebend wie Vertrauen und Verlässlichkeit. In unserem Webshop werden Produkte übersichtlich dargestellt, sodass Kunden das für ihre aktuelle Aufgabe optimale Produkt identifizieren können. Ein einfacher Bestellprozess, eine Lagerverfügbarkeit von 98% und die Möglichkeit, auch in Mengen unterhalb der MOQ der Hersteller zu attraktiven Preisen zu bestellen, sind klare Vorteile gegenüber anderen Anbietern.
Was ist der Fokusmarkt von Zettler und was ist seine Besonderheit?
Antje Jakesch: Schon früh haben wir uns dem Markt ‚Erneuerbare Energien‘ zugewandt, den wir als äußerst wichtig erachten. So konnten wir uns als Vorreiter etablieren. Hier sehen wir noch enormes Potenzial, schließlich wollen wir auch für unsere Kinder noch eine lebenswerte Umwelt hinterlassen. Wir beliefern seit 20 Jahren namhafte Hersteller von Solarinvertern. Im Bereich EV-Charging, der anfangs ein Nischenmarkt war, können wir unsere Flexibilität voll ausnutzen, indem wir Produkte nach Kundenwunsch und entsprechend der sich häufig ändernden Normen und Richtlinien entwickeln. Da die Ladeinfrastruktur in den verschiedenen Ländern unterschiedlich gestaltet ist, versuchen wir, das komplette Spektrum abzudecken.
Welche weiteren Zielmärkte gibt es, und welches Potenzial bieten sie?
Antje Jakesch: Das Relais ist wegen seiner sicheren galvanischen Trennung auch in der modernen Industrie nach wie vor unverzichtbar. Interessant für uns sind die Märkte HVAC, Industrieautomation, Medizintechnik und Beleuchtungstechnik. Alle bieten Wachstumspotenziale, die wir sehr genau prüfen, auch im Hinblick auf Einsatzmöglichkeiten für unsere weiteren Produkte, darunter LCDs, Trafos, Schalter und Thermostate.
Gibt es Neuheiten bei Produkten oder Technologien, die sich über die Distribution ausbauen lassen?
Antje Jakesch: Seit diesem Jahr bieten wir im Bereich Induktivitäten ganz neue sogenannte Fluxgate-Sensoren an. Sie adressieren sehr spezifische Anwendungsbereiche, und wir testen derzeit an, wie diese Produkte von Kunden über die Distribution angenommen werden. Das Gleiche gilt für die neuen vierpoligen AZEV400-Relais als preisgünstigen Ersatz für bestehende Schütze. Generell leisten wir gern Support bei der Entwicklung neuer Produkte, auch bei hohem Beratungsaufwand. Dafür sind gerade Start-ups sehr dankbar – und so manche von ihnen sind heute Marktführer in ihrem Bereich. Speziell bei Magnetics/Induktivitäten sind mehr als die Hälfte unserer Projekte kundenspezifischer Natur. Auch dafür können wir komplette Lösungen anbieten.
Annette Landschoof: Für den Support von kundenspezifischen Projekten stellen wir Manpower, Expertise und den entsprechenden Willen bereit. All das passt genau in unser Geschäftsfeld. Wichtig ist auch eine Abstimmung innerhalb kurzer Zeit sowie die gemeinsame Ausrichtung aller Beteiligten. Nur so können die vielen spannenden Projekte gemeinsam umgesetzt werden.
Wie sieht der Fahrplan für die kommenden Jahre aus?
Antje Jakesch: Natürlich wollen wir den Umsatz gemeinsam weiter ausbauen. Von unserer Seite würden wir gern zusätzliche Produkte wie unser TFT-Portfolio bei Schukat listen. Außerdem wollen wir die vertrauensvolle Zusammenarbeit fortsetzen und im Marketing noch mehr Gas geben – da ist uns Schukat ein großes Stück voraus!
Annette Landschoof: Den Umsatz zu steigern, ist eines unserer Hauptziele. Von unserer Seite kommen ebenso eine Verbreiterung der jetzigen Kundenbasis und ein gefühlvoller Ausbau des Portfolios dazu. Wichtig ist dabei, mit Maß zu arbeiten. Die Lagerware muss sich entsprechend drehen, damit die Kunden von attraktiven Preisen profitieren können.
Die Fragen stellte Karin Zühlke