Auftragsflaute statt Markterholung – so lautet die Situation auf dem deutschen Stromversorgungsmarkt. Eine Entwicklung, die vorhersehbar war, deren Eintreten aber letztlich doch viele Anbieter enttäuscht hat. Immerhin das Worst-Case-Szenario, ein Rückfall auf das 2021er-Umsatzniveau blieb aus.
»Es hätte noch schlimmer kommen können«, meint auch Kai Heinemann, General Manager Development and Product-Management bei Block Transformatoren-Elektronik, »aber vielleicht kommt das ja noch«. Eine Aufhellung noch in diesem Jahr erwartet er nicht, »dazu sind nach Rücksprache mit unseren Kunden deren Läger noch zu gut gefüllt, als dass es in diesem Jahr noch einen deutlichen Turnaround geben könnte«. Heinemann stellt fest: »Wenn man ehrlich ist, muss man aber auch zugeben, dass nach einem so extremen Überschwinger wie 2022/23 ein starker Durchhänger nicht wirklich überraschend kommt.
« Das hat natürlich Konsequenzen. Stocker geht davon aus, dass Schukat im Bereich Stromversorgungen am Ende des Jahres wohl mit einem Minus von 10 bis 15 Prozent beim Umsatz im Vergleich zum extrem starken Jahr 2023 rechnen muss. »Unsere Erwartungen wurden nicht in dem Maße erfüllt wie erhofft«, gibt auch Ulrich Schwarz, Sales Director bei TDK-Lambda Germany, zu. »Wir sehen zwar marginale Verbesserungen, wir gehen aber nicht davon aus, dass wir unsere ursprünglichen Erwartungen noch erreichen können.«
Als »unverändert flach« beschreibt Bernhard Erdl, Gründer und CEO der Puls-Gruppe, die Marktsituation der letzten Monate. Sein Ausblick ist wenig optimistisch: »Es ist kein Aufschwung in Sicht, es sind immer noch zu hohe Lagerbestände vorhanden, die wegen der Marktschwäche auch nur sehr langsam abfließen.« Sein vorläufiges Fazit: »Der Markt wird mindestens auch im ersten Halbjahr 2025 schwach bleiben, wo sollte der Aufschwung auch herkommen?« Investiert würde im Allgemeinen nur aus drei Gründen: Kapazitätserweiterung – braucht derzeit aber niemand; Ersatzbedarf – kann man schieben; Technologiesprünge – gibt es derzeit nur bei den KI-Rechnern.
Das alles führt dazu, dass aktuell die Prognosefähigkeit am Markt so schlecht ist wie noch nie, wie Dr. Stefan Grösbrink, Managing Director der AEconversion, meint: »Die Transparenz für die Bedarfe im kommenden Jahr ist sehr gering, kaum jemand wagt sich momentan mit Aussagen zu einer langfristigen Beschaffung heraus.« Die schwierige Lage am Markt spiegelt sich in der Antwort von Matthias Jeck, Regional Vice President Sales DACH bei Avnet Abacus, auf die Frage wider, welche Marktsegmente noch so einigermaßen den Erwartungen entsprechend performen: »Die Antwort ist logisch und zugleich traurig: Das Aerospace&Defence-Segment hat sich deutlich über den Erwartungen entwickelt.«
Warum kommt der Markt in der DACH-Region nicht in Schwung, während sich der US-Markt, wie einige der Befragten im Rahmen dieser Recherche bestätigen, weiter gut entwickle? »Es fehlen schlicht die positiven Nachrichten, um wieder Aufbruchstimmung zu erleben«, meint Schwarz. »Auch Faktoren wie die unsichere Lage im Nahen Osten und die straffe Zinspolitik der Zentralbanken verstärken die allgemeine Verunsicherung an den Märkten.«
Überraschenderweise sind es nicht unbedingt Veränderungen in Deutschland, von denen die Power-Spezialisten eine mögliche Veränderung der Marktsituation erwarten, sondern die anstehende Präsidentschaftswahl in den USA. »Aus unserer Sicht ist der Ausgang der Wahl der entscheidende Punkt«, so Oliver Walter, Mitgründer und CEO der Camtec Power Supplies, »dort werden die Zeichen gesetzt werden, die darüber entscheiden, ob wir politisch in allen drei Bereichen, Finanzen, Export und Sicherheit für Europa in kalkulierbare oder unkalkulierbare Zeiten blicken werden«. Eine Einschätzung, die unter anderem auch Uwe Daro, Produktmanager bei Fortec Power, teilt: »Nach den US-Wahlen wird Klarheit erwartet, was Investitionen fördern könnte.« China bleibt in seinen Augen ein unsicherer Kandidat und könnte 2025 für negative Impulse sorgen.
Klar wird im Rahmen dieser Marktumfrage aber auch: Niemand möchte mit Veränderungen am Markt bis zu den Bundestagwahlen im Herbst 2025 warten müssen. In einem Jahr, so die Hoffnung, sollten die Nachwehen der Allokationsphase und die damit einhergehende Überbevorratung endgültig überwunden sein und die Anwenderbranchen der Stromversorgungsexperten wieder zu einem normalen Auftragsverhalten zurückgefunden haben. Die Aufschwunghoffnungen der Branche verschieben sich damit um ein ganzes Jahr.