Probleme der Lieferkette

»30 Wochen für einen MOSFET sind ein Glücksfall!«

6. Oktober 2021, 8:40 Uhr | Engelbert Hopf
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Im Kern besteht die Herausforderung für die auf dem deutschen Markt tätigen Stromversorgungshersteller und -anbieter derzeit vor allem darin, ihre Lieferungen an die Kunden so abzusichern, dass dort Produktionsstillstände verhindert werden.

Damit hat sich die Situation seit Jahresbeginn noch einmal zugespitzt.

Rekord-Auftragseingänge, maximal beeinträchtigte Produktionen aufgrund kaum noch kontrollierbarer Lieferketten – das ist die momentane Situation in der Stromversorgungs-Branche. Book-to-Bill-Werte von 1,2, 1,4, 1,8 und höher spiegeln diese Situation wider. »Das sind auf der einen Seite Nachholeffekte der Kunden aus zurückliegenden, umsatzschwächeren Corona-Monaten; dazu kommen dann noch Effekte, die wahrscheinlich auf den Corona-Fond der EU zurückzuführen sind. In der Kombination hat all das zu einem in diesem Maße nicht zu erwartenden Umsatzplus geführt«, schildert Frank Stocker, Field Application Engineer bei Schukat electronic, seine Sicht der Dinge. »Panikkäufe, bedingt durch die aktuelle Bauteileknappheit und die Herausforderungen der Logistik, tragen ebenfalls zur aktuellen Situation am Markt bei.«

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Frank Stocker, Schukat electronic: »Bei unseren Fokus-Linien von Mean Well, Recom und Self konnten wir je nach Hersteller bislang gegenüber 2020 Umsatzzuwächse von mehr als 25, teilweise bis zu 50 Prozent verbuchen.«
© Schukat

»Sollte sich in diesem Jahr überraschend noch die Liefersituation entspannen, wäre auch noch ein Wachstum von über 15 Prozent möglich«, so Jörg Traum, Geschäftsführer der Emtron electronic. »Ich bin mir aber sicher, dass uns das Thema Verknappung auch 2022 noch im Griff hat.« Traum weist in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass die Ursache von Lieferproblemen nicht immer in Asien liegen muss oder Corona-bedingt sei: »Seit dem Ahr-Hochwasser ist es zu einer Verknappung von Ferritkernen gekommen, da das dafür benötigte Rohmaterial an der Ahr hergestellt wurde, bevor es zur Weiterverarbeitung nach Asien geliefert wird.«

Dass sich die Situation unter anderem in China zeitnah entspannt, glaubt Traum auch nicht: »Aktuell hat gerade das Mid-Autumn Festival stattgefunden, Anfang Oktober werden in China dann Werke wegen der „Golden Week“ geschlossen. Einhergehend mit der aufkommenden Peak Season wird das die Supply-Chain-Situation nicht wirklich erleichtern.«

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Jörg Traum, Emtron: »Durch das Ahr-Hochwasser ist es zuletzt zu einer Verknappung von Ferritkernen gekommen. Das Rohmaterial wird an der Ahr hergestellt, bevor es zur Weiterverarbeitung nach Asien geht.«
© Emtron

Auch Daniel Schikora, General Manager Power Supply EMEA bei Arrow, hebt den weiter steigenden Bedarf an Stromversorgungen hervor,  »Generell sehen wir in vielen Bereichen des Stromversorgungsmarktes höhere Lieferzeiten. Diese reichen je nach Produktsegment von 30 Wochen bis zu über einem Jahr. Zu den Wachstumsmärkten zählt auch in Deutschland die Gebäudeautomatisierung. Betrachtet man diesen Markt im weiteren Sinne, also nicht nur Building Control und Automation, sondern eben auch Home Appliance, smarte Infrastrukturen, Smart Home und Metering, spielen leistungsfähige Stromversorgungen dort eine immer wichtigere Rolle und stellen auf absehbare Zeit einen Wachstumsmarkt dar.«

Während die Distributions-Spezialisten also die positiven Wachstumschancen hervorheben, sehen sich die Stromversorgungshersteller vor allem mit der fast unkalkulierbaren Situation der Lieferkette konfrontiert.

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Daniel Schikora, Arrow: »Wir sehen in vielen Bereichen des Stromversorgungsmarktes höhere Lieferzeiten. Das reicht je nach Produktsegment von 30 Wochen bis hin zu über einem Jahr.«
© Arrow

»In der Produktion bewegen wir uns zwischen Überstunden und Leerlauf, weil das zugesagte Material nicht kommt«, schildert Hermann Püthe, Geschäftsführender Gesellschafter der inpotron Schaltnetzteile, die Situation. Natürlich sei ein Wachstum von 20 Prozent in diesem Jahr eine feine Sache, auch wenn die Ertragslage deutlich hinterherhinkt; das größte Problem sei jedoch der entstandene Auftragsberg: »Für die nächsten Monate liegt der bei etwa 25 Prozent unserer aktuellen Fertigungskapazitäten.« In puncto Book-to-Bill geht Püthe aktuell bis Ende 2022 von mindestens 1,2 aus, »kurzfristig liegt der Wert sogar deutlich höher«.

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Hermann Püthe, inpotron Schaltnetzteile: »Unser aktueller Auftragsberg für die nächsten Monate liegt derzeit etwa um 25 Prozent über unseren aktuellen Fertigungskapazitäten. Das bleibt sicher bis Mitte 2022 eine Herausforderung.«
© inpotron Schaltnetzteile
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Uwe Frischknecht, Recom: »Wir werden unseren Umsatz gegenüber 2020 um mindestens 30 Prozent steigern. Der Auftragseingang wird sich wahrscheinlich sogar verdoppeln.«
© Recom

Und bei Recom? Uwe Frischknecht, Managing Director Sales EMEA: »Jedes der drei Quartale in diesem Jahr zählt zu den besten der Firmengeschichte. Durch den großen Auftragsbestand wird sich auch das 4. Quartal in diese Linie einreihen.« Aktuell geht Frischknecht davon aus, »dass wir in diesem Jahr den Umsatz um mindestens 30 Prozent steigern und den Auftragseingang wahrscheinlich sogar verdoppeln können«.

Hinsichtlich der Supply Chain sieht Frischknecht die größten Probleme weiterhin bei Elektrolytkondensatoren und MOSFETs. »Aber auch bei ICs und Kunststoffgehäusen steigen die Lieferzeiten derzeit kontinuierlich. Im Prinzip könnte man sagen, Lieferzeiten von 30 Wochen und darüber sind für uns inzwischen Standard geworden.«


  1. »30 Wochen für einen MOSFET sind ein Glücksfall!«
  2. "Book-to-Bill oft stark verzerrt...!

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