Litt der F&E-Bereich zu Beginn der Pandemie vor allem unter Lockdowns, Kontaktverboten sowie neu eingeführten Hygiene- und Abstandsregeln, ist es inzwischen vor allem die Bauteilknappheit, welche Entwicklungsprojekte und den darauf folgenden Anlauf neuer Produktlinien teilweise um Monate verzögert.
Entwickler im Homeoffice, Entwicklungs- und Testlabore, die mit Corona-adäquaten Distanz- und Präsenzvorgaben arbeiten müssen. Welchen Einfluss haben und hatten die Corona-Maßnahmen auf die Zeitabläufe in der Produktentwicklung? Eine aktuelle Umfrage der Markt&Technik liefert darauf unterschiedliche Antworten.
Bei Infineon Technologies sieht man keine wesentlichen Verzögerungen, »da wir den Betrieb, etwa in den Laboren unter Einhaltung der Hygienebestimmungen sehr gut aufrechterhalten konnten«, wie ein Pressesprecher erläutert, »möglich war das nicht zuletzt dank der hohen persönlichen Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter«.
Ganz ähnlich die Sichtweise bei ODU. »Wir hatten keine Kurzarbeit und somit alle Mitarbeiter an Bord«, erläutert Nicol Schindlbeck, Head of Coporate Marketing & Communications, »die Produktentwicklung lief deshalb weiter. Neben Produkterweiterungen haben wir auch neue Produkte fertig entwickelt und gelauncht«.
»Nach anfänglichem ›Rucken‹ in den Online-Verbindungen konnte der Entwicklungsbetrieb auf einen Großteil mobiler Arbeit vom heimischen Schreibtisch aus umgestellt werden«, berichtet Dr. Martin Wetter, Executive Vice President Innovation, Business Area ICE bei Phoenix Contact, »wichtige Laborbereiche zur Prüfung und Qualifizierung von Produkten wurden schnell so umgebaut, dass Hygienekonzepte nahezu ohne Begegnungen oder gelegentlich mit Masken und Abstandsregeln umgesetzt werden konnten«. Signifikante Abweichungen von den Projektplänen und eine damit stark verlängerte »Time to Market« gäbe es bei Phoenix Contact nicht.
»Keysight hat durch die Corona-Pandemie keine wesentlichen Auswirkungen auf die Produktentwicklung erfahren«, versichert Dr. Joachim Peerlings, Vice President des Bereichs Network and Data Center Solutions und Vorsitzender der Geschäftsführung von Keysight Technologies Deutschland. Vielmehr habe das Unternehmen besonderen Wert auf die Markteinführung kritischer Projekte in den letzten eineinhalb Jahren gelegt, »und ist Herausforderungen proaktiv angegangen, um Hindernisse durch Task Forces zu beseitigen«.
Beim Stromversorgungshersteller Recom ist es durch die Einführung einer Reihe von Maßnahmen, zu denen in der Telework-Phase auch der Aufbau der Messequipments der Entwickler im jeweiligen Homeoffice gehörte, zu keinen Verzögerungen an den Entwicklungs- und Produktionsstandorten in Österreich, Italien, China und Taiwan gekommen. »Die getroffenen Maßnahmen haben es uns ermöglicht, eine gewohnt hohe Anzahl an Releases von über 70 Produkten im Jahr auch während der Krise zu gewährleisten«, so Michael Schrutka, Business Development Manager AC/DC-Power bei Recom, »lediglich die Verknappung der Bauteile führte zu längeren Leadtimes bei der Prototypenherstellung sowie den Initial Stock Samples«.
Ganz ähnlich die Antwort von Josef Pfeil, Vertriebsleiter bei Dynamis Batterien: »Unsere interne Entwicklung wurde nur indirekt durch die verlängerten Lieferzeiten für Elektronikprototypen und Muster beeinflusst«. Im Großen und Ganzen hielten sich die Verschiebungen nach seinem Dafürhalten jedoch im Rahmen. »Allerdings haben wir bei manchen Kunden bemerkt, dass es lange Release-Verschiebungen gab und immer noch gibt«.