M+R Multitronik Teil der Getronic-Gruppe

Massiver Ausbau des Stromversorgungsgeschäfts

5. Mai 2021, 12:22 Uhr | Engelbert Hopf
M+R Multitronik
Daniel Prehn und Florian Schinckel (v.l.n.r.) sehen die Produkterweiterung durch Mean Well im Stromversorgungsbereich vor allem bei einem Standard-Angebot, das die Getronic zuvor so nicht einfach bieten konnte. Zur Sicherung der Versorgung investiert die Getronic-Gruppe eine Million Euro in die Aufstockung des Lagerbestands.
© M+R Multitronik

Zum Jahreswechsel hat die Getronic-Gruppe die M+R Multitronik übernommen. Vertriebsleiter Florian Schinckel und der technische Leiter Daniel Prehn erläutern die Hintergründe, und welche Möglichkeiten das erweiterte Produktspektrum der Getronic-Gruppe nicht nur im Stromversorgungsbereich bietet.

Markt&Technik: Wie kam es zur Übernahme von M+R Multitronik? Ging das Kaufinteresse von Ihnen aus oder wollte sich Lars Bochmann von dem Unternehmen trennen?

Florian Schinckel: Bis zum 31. Dezember letzten Jahres war die M+R Multitronik eine Tochtergesellschaft der Bochmann Holding. Bereits in Q3/2019 hatte sich die Bochmann Holding jedoch dazu entschlossen, sich strategisch neu auszurichten und sich auf den Geschäftsbereich Maschinenbau zu fokussieren. Im Zuge dieser Entwicklung sprach Herr Bochmann unseren Geschäftsführer Andreas Bautz an, ob Interesse an einer Übernahme der M+R Multitronik besteht. Zwischen den beiden Unternehmen hatte es bereits in der Vergangenheit Geschäftsbeziehungen gegen.

Was bedeutet die Eingliederung in die Getronic-Gruppe? Bleibt der Unternehmenssitz Lübeck erhalten?

Schinckel: Die Getronic-Gruppe besteht aus der Getronic, der Cobatronic und nun auch der M+R Multitronik. Ihr gemeinsamer Unternehmenssitz wurde nach Rellingen verlegt. Eine Tochterfirma der Bochmann Holding, die Rolf Schlicht, hat die Mitarbeiter der M+R Multitronik übernommen. Somit werden die Aktivitäten der M+R Multitronik nun durch die erfahrenen Kollegen und die technischen Abteilungen der Getronic-Gruppe unterstützt.

In der Vergangenheit hatte Getronic sechs Produktbereiche. Einer davon waren Stromversorgungen. Sie hatten offenbar vor allem Steckernetzteile von Cincon im Programm. Werden die Signalgeber von M+R Multitronik im Getronic-Produktspektrum einen eigenen Produktbereich bilden oder werden sie in einen der bestehenden integriert?

Daniel Prehn: Da verändert sich nichts, die M+R Multitronik bleibt mit allen ihren Produktbereichen bestehen. Wir werden auch weiterhin Mean-Well- und Snappy-Netzteile, Buzzer von Sonitron und East neben unseren Eigenmarken verkaufen. Wir sehen das Portfolio als absolut sinnvolle Ergänzung zu dem Systembereich in den Sparten Display, Kabelkonfektion, Lüfter, Leistungselektronik und Elektromechanik, die wir nun schon seit über 46 Jahren bei unseren Kunden bedienen.

Mit M+R Multitronik haben Sie einen der großen Distributoren von Mean Well in Deutschland übernommen. Wie wurde das von Mean Well aufgenommen?

Schinckel: Mean Well reagierte überaus positiv auf uns. Unsere Erfahrung im Netzteilbereich spielt da sicherlich eine nicht unwesentliche Rolle. Wir sehen uns hier eher als kleinen Fisch im Ozean, aber man wächst an seinen Herausforderungen, und die Weiten des Ozeans bieten uns als Mittelständler viele Möglichkeiten.

Dient Ihnen das Mean-Well-Stromversorgungs-Programm als Fast Mover?

Prehn: Das lässt sich nicht pauschalisieren. Natürlich haben wir aufgrund der Standardnetzteile für einen weiten Anwendungsbereich nun die Möglichkeit, auch kurzfristig Projekte umzusetzen. Dennoch findet man im Portfolio von Mean Well beratungsintensive Netzteile für große Industrielasten, die, genau wie bei Cincon oder EDAC üblich, projektiert werden und nicht nur einfach bestellt.

Bedient Getronic mit seinem Stromversorgungsprogramm vor allem den norddeutschen Raum oder wollen Sie das Skandinavien-Geschäft ausbauen?

Schinckel: Bezogen auf die Getronic-Gruppe haben wir schon seit Langem die Region DACH und Scandinavien im Fokus und betreuen diese. Betrachtet man unsere Mean-Well-Distribution, so halten wir uns da gerade auch als „die Neuen“ strikt an unseren Distributionsvertrag, der uns gestattet, in ganz Deutschland und Österreich Mean Well zu vertreiben.

Mit Mean Well bieten Sie jetzt AC/DC-, DC/DC- und LED-Stromversorgungen an. Dient diese Erweiterung des Angebots dem Einstieg in neue Marktsegmente?

Prehn: Es sind weniger neue Marktsegmente, mal abgesehen von der Beleuchtungstechnik, die sich uns nun zugänglicher gestalten, als die Tatsache, mit einem sehr breitbandigen Standardprogramm einen erheblich größeren Kundenbedarf abzudecken. Der Bekanntheitsgrad Mean Wells ist sehr hoch, sodass die Produkte in vielen Applikationen Anwendung finden. Das ergänzt unser bisheriges kundenspezifisches Spannungsversorgungsprogramm hervorragend.

Wie groß ist die Bedeutung des Geschäftsbereichs Stromversorgung nach der Übernahme von M+R Multitronik? Wie groß war er zuvor?

Schinckel: Historisch gesehen haben wir schon immer etwa ein Drittel unseres Umsatzes mit Netzteilen gemacht. Der Einfluss der M+R Multitronik in Hinblick auf den Umsatzanteil ist aktuell noch nicht abzuschätzen. Klar ist, dass der Anteil deutlich größer werden wird.

Mean Well fertigt Standardprodukte. Getronic könnte man als Systemhaus verstehen, das dem Kunden Komponenten und Subsysteme aus einer Hand bietet. Werden Sie in Zukunft aufgrund Ihrer Konfektionsdienstleistungen verstärkt kundenspezifisch modifizierte Mean-Well-Stromversorgungen anbieten?

Prehn: Das hängt von den Projekten bei den Kunden ab. Modifikationen haben immer Vor- und Nachteile. Wir sehen die Produkte von Mean Well als Ergänzung für einen „Standard“, den wir zuvor nicht so einfach anbieten konnten. Natürlich sind auch hier Modifikationen vorgesehen, haben aber nicht den gleichen Fokus wie die Produkte der Customized-Sparte.

In der Vergangenheit haben die Mean-Well-Distributoren Emtron und Schukat electronic ihre Lager für Mean-Well-Produkte deutlich ausgebaut. Planen Sie Ähnliches? Wie hoch ist der Warenwert Ihres Stromversorgungslagers heute?

Schinckel: Gerade im Hinblick auf die aktuelle Situation hat die Getronic-Gruppe beschlossen, den Lagerbestand um über eine Millionen Euro nach oben anzupassen. Wir stellen fest, dass die Lieferzeiten, nicht zuletzt durch die Auswirkungen der Pandemie, explosionsartig steigen. Dies ist gerade für unsere Kunden aus dem Standardbereich nicht tragbar, und wir versuchen, dem Trend mit dieser Maßnahme entgegenzuwirken.


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