Puls: Umsatzsteigerung in 2020

»Wir stehen jetzt auf Toyotas Lieferanten-Liste!«

25. Januar 2021, 15:21 Uhr | Engelbert Hopf
Bernhard Erdl, Puls: »Wir wollen durch die Einführung von SAP unsere betriebswirtschaftliche Transparenz erhöhen und Schnittstellen zu den Kunden öffnen. Ende 2022 legen wir den Schalter um und erwarten von diesem Schritt dann einen deutlichen Umsatzschub.«
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Anders als zu Beginn der Corona-Pandemie erwartet, gelingt Puls 2020 sogar eine Umsatzsteigerung. Gründer und President Bernhard Erdl erwartet für 2021 im günstigsten Fall ein zweistelliges Wachstum.

Markt&Technik: Nach fast einem Jahr Corona-Pandemie: Wie bewerten Sie rückblickend das Jahr 2020? Mussten Sie einige Ihrer ursprünglichen Einschätzungen korrigieren?

Bernhard Erdl: Als es im März/April 2020 richtig losging, haben wir mit einem Szenario ähnlich dem von 2009 gerechnet. Ich habe Worst-Case-Szenarien durchspielen lassen, die einen Umsatzrückgang von 30 Prozent beinhalteten. Schließlich lag unser Umsatzeinbruch 2009 bei 27 Prozent. Aber die damalige Finanz- und Wirtschaftskrise hatte eine andere Struktur, sie hat die gesamte Industrie viel härter getroffen. Dieser Unterschied war für uns aber im März/April letzten Jahres noch nicht erkennbar.

Bislang kam die deutsche Industrie vergleichsweise gut durch die Corona-Krise. Mit welcher Entwicklung rechnen Sie im Geschäftsjahr 2021?

Nachdem wir im letzten Jahr sogar ein einstelliges Wachstum geschafft haben, gehe ich weiter von einem steigenden Umsatzverlauf aus. Es gibt im Markt weiter einen Aufhol- und Nachholbedarf. Die treibende Kraft hinter diesem Wachstum ist die fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung in unseren Zielbranchen. Dazu mag auch eine schrittweise sich abzeichnende Deglobalisierung beitragen. Die Corona-Krise hat vielen ihre erhöhte Verwundbarkeit deutlich gemacht. Eine Verkürzung der Lieferkette in Form einer teilweisen Rückverlagerung von Produktion schiebt den Automatisierungstrend weiter an.

Wie haben sich die Einschränkungen rund um die Corona-Pandemie bisher auf Ihr Hauptabsatzsegment, den Industriebereich, ausgewirkt? Erwarten Sie dort 2021 eine Veränderung?

Wir steckten noch zur Jahresmitte 2020 in den Minuszahlen! Im 3. und 4. Quartal erfolgte dann ein sehr steiler Anstieg. Solange es zu keinen weiteren Fabrikschließungen wie beim ersten Lockdown kommt, sehe ich nicht die Gefahr eines weiteren Einbruchs. Wir waren von diesen Lockdowns ja nicht nur durch Werksschließungen bei unseren Kunden, sondern auch durch lokale Lockdowns bei einigen unserer Zulieferer etwa in Malaysia und auf den Philippinen betroffen. Das hatte für uns im ersten Halbjahr 2020 natürlich gewisse Ineffizienzen zur Folge.

Nach fast einem Jahr Corona-Pandemie – wie führt man eigentlich ein international aufgestelltes Unternehmen mit über 1200 Mitarbeitern aus dem Homeoffice?

Ich selbst habe mich zu Beginn der Pandemie für acht Wochen ins Homeoffice zurückgezogen. Ich wollte damit den Mitarbeitern auch die Dringlichkeit des Themas Homeoffice in dieser Zeit durch ein persönliches Vorbild vor Augen führen. Gleichzeitig haben wir eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, vom Smartphone auf Firmenkosten für jeden Mitarbeiter bis hin zur intensiven Nutzung von Teams und der Anschaffung von Luftreinigungsgeräten. Wir haben virtuelle Townhall Meetings dazu genutzt, die Ängste und Unsicherheiten der Mitarbeiter zu adressieren. In meinen Augen war eine klare Kommunikation in dieser Zeit das A und O. Für mich als Eigentümer sowie das Management-Team ging es in dieser Zeit vor allem auch darum, Zuversicht und Hoffnung auf Verbesserung auszudrücken. Die zweite Jahreshälfte 2020 hat uns in diesem Ansinnen dann ja auch bestätigt.

Welche Auswirkungen hatten die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie auf die Entwicklung und Zulassung neuer Produkte bei Puls?

Wir brauchen ganz eindeutig mehr Zeit für die Entwicklung. Vor Corona haben drei Entwickler in einem Raum gearbeitet. Das geht nicht mehr. Themen wie EMV und Thermik lassen sich aber in der Stromversorgungsentwicklung nicht beliebig simulieren. Das Testen, das Ausprobieren sind ein entscheidender Teil der Entwicklung. Sowohl Hardware-Entwicklung, aber auch gruppendynamische Prozesse, die dann zu neuen Ideen und Lösungsansätzen führen, lassen sich nur sehr beschränkt in den virtuellen Raum verlagern. Bei der Zulassung kommt noch hinzu, dass die DIN/EN 60950 seit Jahresbeginn nicht mehr für das CE-Zeichen nutzbar ist. Stattdessen kommt nun die IEC/EN 61010 oder die 62368 zum Einsatz. Auch diese Umstellung kostet Zeit. In Summe, würde ich sagen, hat sich durch die Corona-Pandemie die Markteinführung neuer Produkte um drei bis sechs Monate verschoben. Trotz der Schwierigkeiten des letzten Jahres hat sich aber beispielsweise die neue, seit der zweiten Jahreshälfte 2020 in Produktion befindliche, IP67-spezifizierte FIEPOS-Serie für uns sehr gut entwickelt.

China konnte als einzige Volkswirtschaft weltweit 2020 ein Wachstum von über 3 Prozent erzielen. Wie wichtig ist China für Puls heute als Absatzmarkt?

Im letzten Jahr hat China 7 Prozent zum Gesamtumsatz beigesteuert, getrieben wurde das auch von einem Umsatzplus von 25 Prozent in China! Traditionell erzielen wir über 60 Prozent unseres Umsatzes in Europa, davon entfallen rund 35 Prozent auf den deutschsprachigen Raum. Zulegen konnten wir auch in den USA. Wir sind in den USA wirklich unter Trump gewachsen. Das hat vor allem mit unserer starken Stellung im Bereich Warenhauslogistik dort zu tun. In Summe wurde unser Wachstum 2020 vor allem durch drei Märkte getrieben: China, Singapur und die USA.

 


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