Letztlich besser als ursprünglich erwartet scheinen die auf dem deutschen Stromversorgungsmarkt aktiven Anbieter durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kommen. Dafür dürfte nicht nur der Mehrbedarf aus der Medizintechnik verantwortlich sein.
»Für den Stromversorgungsbereich ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem Umsatzrückgang für das Jahr 2020 zu rechnen«, versichert auch Frank Stocker, FAE bei der Schukat electronic. »Momentan liegen wir im einstelligen Prozentbereich über dem Vorjahr.« Bei HGPower wird man nach Auskunft von Managing Director Heiko Kirbach zwar die ursprünglich selbst gesteckten Ziele für 2020 nicht erreichen, »wir werden das Geschäftsjahr aber dennoch mit einem kräftigen Wachstum gegenüber 2019 abschließen«. Grund dafür ist die noch junge Unternehmensgeschichte von HGPower in Deutschland und Europa. Mit einem Wachstum gegenüber 2019 rechnet auch Frank Cubasch, CEO der Magic Power Technology: »Nach jetzigen Schätzungen werden wir 2020 ein Wachstum gegenüber 2019 verzeichnen können.«
Zwar kein Wachstum, aber zumindest doch dasselbe Umsatzniveau wie im Vorjahr erwartet aktuell Hermann Püthe, geschäftsführender Gesellschafter der inpotron Schaltnetzteile: »Es sieht so aus, als sollten wir fast punktgenau den Umsatz des Vorjahres erreichen. Damit sind wir zufrieden und dürfen uns, denke ich, auch ein Stück weit glücklich schätzen.« Das Vorjahresniveau nicht erreichen dürfte nach heutiger Einschätzung Phoenix Contact Power Supplies. Geschäftsführer Georg Beretitsch geht aktuell davon aus, »dass wir knapp unter Vorjahresniveau abschließen werden«.
Sebastian Fischer, Geschäftsführer der Traco Power, rechnet derzeit nicht mehr damit, »dass sich die Einbußen wieder vollständig aufholen lassen, dazu ist die Unsicherheit und die Zurückhaltung bei den Kunden noch deutlich zu hoch«. Thomas Widdel, Geschäftsführer der Eplax, meint, »dass wir das Geschäftsjahr mit einem Umsatzrückgang abschließen werden«. Kai Heinemann, Geschäftsleiter Entwicklung und Produktmanagement bei Block Transformatoren-Elektronik, geht angesichts der Tatsache, dass die große Masse der Produkte mit mehr oder weniger starken Rückgängen zu kämpfen hat, »von einem wahrscheinlich mittleren einstelligen Umsatzrückgang« aus.
Einen moderaten Rückgang erwartet Steffen Heinrich, Geschäftsleiter Technik bei MTM Power. Ganz ähnlich die Einschätzung von Jochen Krause, Geschäftsführer der Hy-Line Power Components: »Aktuell planen und bestellen die Kunden oft nur auf Sichtweite, da ist ein Rückgang im Auftragseingang spürbar, weshalb wir im Stromversorgungsbereich mit einem leichten Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr rechnen.« Ulrich Schwarz, Sales Director bei TDK-Lambda Deutschland, geht davon aus, »dass wir dank unserer breiten Kundenbasis den Rückgang in unserem Geschäftsjahr auf unter 10 Prozent halten können«.
Das setzt voraus, dass sich die aktuellen Trends fortsetzen und es zu keinem weiteren Lockdown kommt. Mit einem Rückgang von 10 bis 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr rechnet hingegen Denny Vogel aus dem Vertrieb der Systemtechnik Leber. »Wir haben den größten Einbruch im 2. Quartal erlebt; ab August hat sich das Kundenverhalten dann normalisiert. Auf Jahressicht werden wir im Stromversorgungsbereich wahrscheinlich 10 bis 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr einbüßen.«
Im Rückblick zeigt sich auch, dass die Stromversorgungsbranche die Bedeutung von Covid-19 und die folgende Corona-Pandemie wie alle anderen Teile der Wirtschaft zu Beginn falsch eingeschätzt hat. »Zu Beginn war die Hoffnung, dass die Zeit der Pandemie befristet und begrenzt auftreten wird«, erinnert sich Jörg Traum, Geschäftsführer Emtron electronic; »danach dann zeigte uns der Lockdown die volle Wucht und die hohe Dynamik von Corona!«
»Wir sind im Februar, März von einer kürzeren Phase der Pandemie-Einschränkungen ausgegangen«, gibt Bernd Pfeifer, Projekt Marketing Manager der Power & Emech Business Unit bei ACAL BFI zu Protokoll. »Wir konnten damals nicht mit der Absage sämtlicher Messen bis Jahresende rechnen, oder dass über Monate hinweg fast keine Möglichkeit für normale Kundenbesuche bestand.« Und Traum: »Man merkt, dass sich viele Firmen inzwischen langfristig auf Corona eingestellt haben.«