Mean Well engagiert sich mit einer Initiative im weltweiten Kampf gegen die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Coleman Liu, General Manager Europe bei Mean Well und Jörg Traum, Geschäftsführer des Distributors Emtron erläutern die Ziele dieses Programms, und wie es umgesetzt werden soll.
Markt&Technik: Mean Well will 3 Prozent seines Umsatzes im 4. Quartal zur Unterstützung von Corona-Opfern spenden. Charity nach der Devise „Tue Gutes und rede darüber“?
Coleman Liu: Nein, das greift sicher zu kurz für unseren Anspruch. Unser Gründer Jerry Lin, hat das Unternehmen Mean Well genannt, weil es „Gute Absichten“ bedeutet. Ein Anspruch, den er seit Jahrzehnten zusammen mit den weltweiten Mean Well Niederlassungen in Form karitativer Projekte umsetzt. Doch diese Mal geht es nicht um ein Projekt der Mean Well Foundation, sondern darum, 3 Prozent unseres weltweiten Umsatzes im 4. Quartal zu spenden. Ursprünglich war die Idee, mit der Gewährung eines 3-prozentigen Rabatts unsere Kunden in diesen herausfordernden Zeiten zu unterstützen. Oder Geld an wohltätige Organisationen in Taiwan zu spenden. Unsere Distributoren in Deutschland haben uns aber auf eine ganz andere Idee gebracht, die wir nun für Deutschland unterstützen möchten.
Was war das für eine Idee Herr Traum? Haben die drei beteiligten Distributoren bereits konkrete Pläne entwickelt, wie das Geld verteilt werden soll?
Jörg Traum: Als uns Mean Well dieses Programm vorgestellt hat, haben Schukat, M+R und Emtron darüber diskutiert. Wir waren uns schnell einig, dass wir in der Elektronikbranche zwar von den Auswirkungen der Corona-Pandemie durchaus in Mitleidenschaft gezogen worden sind, es aber Teile unserer Gesellschaft gibt, die deutlich mehr unter den Auswirkungen der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie leiden.
Wir haben dabei konkret an zahlreiche Hilfsorganisationen gedacht, die von Spendengeldern abhängig sind, und die ihre Aufgaben wegen rückläufiger Spendentätigkeit in der Corona-Krise nicht mehr im gleichen Umfang leisten können wie bisher. Vor diesem Hintergrund haben wir uns neben der Weitergabe eines 3-prozentigen Preisnachlass an Kunden mit bestimmten Auftragsvolumina dafür entschieden, zusätzlich Geld direkt Hilfsbedürftigen zukommen zu lassen.
Haben Sie sich schon konkrete Gedanken darüber gemacht, welche Einrichtungen oder Organisationen Sie mit den im Raum stehenden 300.000 bis 350.000 Dollar fördern wollen?
Traum: Wir denken, dass es in dieser Situation sinnvoll wäre, sowohl internationale als auch regionale Organisationen zu unterstützen. Bei der internationalen Organisation haben wir beispielsweise an die »Ärzte ohne Grenzen« gedacht, die sich unter anderem ja in den griechischen Flüchtlingslagern stark engagieren. Parallel dazu wollen wir auch lokale Initiativen unterstützen, wie etwa die bundesweit aktiven Tafeln, oder Initiativen, die mit unseren Kunden in Kontakt stehen.
Für Sie als Tech-People ist es sicher eine neue Herausforderung, sich mit den Bedürfnissen sozialer Initiativen und Benachteiligten in dieser Gesellschaft auseinanderzusetzen?
Traum: Absolut – aber wenn man die Möglichkeit hat, hier helfend tätig zu werden, sollte man diese Möglichkeit auf jeden Fall nutzen. Und wir investieren die damit verbundene Zeit gerne, um dieser gesellschaftlichen Verpflichtung nachzukommen.
Herr Liu, hoffen Sie, dass dieses Programm Nachahmer finden wird? Dass sich weitere Unternehmen finden, die sich in diesem Maße für die Benachteiligten in der Corona-Pandemie einsetzen?
Liu: Das wäre sicher schön, aber versuchen erst einmal Wirksamkeit in unserem direkten Unternehmensumfeld zu erreichen. Wir haben unsere weltweit wichtigsten Distributoren in dieses Programm eingebunden. Ich möchte hinzufügen, dass Mean Well im letzten Jahr einen Umsatz von 1 Milliarde US-Dollar erzielt hat. Und wir sind zuversichtlich, dass uns das auch in diesem Jahr wieder gelingen wird. Wir verfügen also über die notwendigen finanziellen Mittel, um eine solche Aktion realisieren zu können. Wir erwarten deshalb nicht unbedingt, dass jemand aus der Industrie unserem Beispiel folgt – wir würden uns aber freuen, wenn unser Projekt andere zu ähnlichen Aktionen animieren würde.
Werden Sie das nun für Deutschland entwickelte Konzept auch in anderen Ländern so umsetzen Herr Liu?
Liu: Ja, wir prüfen derzeit, diesen Ansatz weltweit umzusetzen. Ich denke die so zur Verfügung gestellten 7,5 bis 8 Millionen US-Dollar werden für die erhoffte Hilfe und Erleichterung bei den besonders hart von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie Betroffenen sorgen.
In der ersten Phase der Pandemie, haben einige Stromversorgungshersteller die schnelle Entwicklung etwa von Beatmungsgeräten durch kostenlose Samples und ähnliches unterstützt. Ist Mean Well auch in dieser Richtung aktiv geworden?
Liu: Wir haben das zu Beginn der Pandemie nicht so propagiert. Wir haben uns auf die Leistungsfähigkeit unserer Lieferketten konzentriert. Dank unserer großen Lagerhaltung waren wir in der Lage, auch in der kritischen Zeit des 2. Quartals 2020 eine Lieferzeit von 40 Tagen zu gewährleisten. Im Rahmen dieser Anstrengungen haben wir etwa im Frühjahr ein britisches Projekt für Beatmungsgeräte unterstützt und 30.000 Stromversorgungen für medizintechnische Geräte innerhalb von 45 Tagen geliefert. In Summe haben wir in dieser Phase allein etwa 50.000 Stromversorgungen für medizinische Geräte nach Europa geliefert. Hervorzuheben ist dabei vielleicht noch, dass unsere Lieferungen zuverlässiger waren als die globaler Expressdienstleister. An dieser Stelle sei übrigens auch daran erinnert, dass Taiwan zu Beginn der Pandemie Deutschland mit Gesichtsmasken versorgt hat, als diese hier noch nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung standen.
Aktuell nehmen die Infektionsraten weltweit wieder deutlich zu. Trotz positiver Meldungen zu möglichen Impfstoffen befinden sich Teile Europas wieder im Lockdown-Modus. Würde Mean Well diese Charity-Aktion, wenn es nötig ist, im Jahr 2021 wiederholen?
Liu: Eigentlich hatten wir an eine einmalige Aktion gedacht. Aber unser Gründer Jerry Lin diskutiert gerade mit dem Management-Team, ob wir eine solche Aktion auch im nächsten Jahr noch einmal durchführen werden. Letztlich hängt es aber auch von der weiteren Entwicklung im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie ab.