Erfolgreicher Auftakt trotz Schneechaos: Auf dem ersten Anwendertag der Elektronik medical trafen sich Über 60 Teilnehmende und Referenten in Haar. Exzellente Fachvorträge, technischer Austausch zu Konnektivität an Medizingeräten sowie winterliches Networking hinterließen sehr zufriedene Besucher.
Gleise und Straßen waren (fast) frei von Schnee und Eis: nach dem vorangegangenen Schneechaos in Südbayern ein gutes Omen für den ersten »Medical Solution Day« bei WEKA Fachmedien. Über 60 Teilnehmende und Referenten reisten am 7. Dezember unter dem Motto »Medizingeräte sicher verbinden« nach Haar. Das Programm aus Fachvorträgen, technischem Austausch, einer Podiumsdiskussion und winterlichem Networking brachte MedTech-Entwickler, Technologie-Anbieter und Dienstleister zusammen.
Danke unseren Event-Partnern Hy-Line, TÜV Süd, RTI und Analog Devices, die den Besuchern eine kostenfreie Teilnahme an der Veranstaltung ermöglichten. |
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Auf die Keynote von Peter Aulbach von Siemens Healthineers waren alle Anwesenden sehr gespannt - doch der lag leider mit Grippe daheim.
Nach der Begrüßung durch die »Elektronik Medical« in Persona der Leitenden Redakteurin Ute Häußler wurde somit Jan Küfner vom TÜV Süd der erste Sprecher des Tages - und traf mit seinem Vortrag zu Cybersecurity für Medizinprodukte direkt einen Nerv bei den Zuhörenden. Als Vertreter einer Benannten Stelle konnte er aus dem Nähkästchen plaudern, welche Normen, Herausforderungen und Prozessschritte bei der Zertifizierung von vernetzten Medizingeräten warten - und wie Hersteller und eingebundene Zulieferer sich am besten auf die Zulassung vorbereiten.
Rudolf Sosnowky, CTO von Hy-Line, sprach im zweiten Vortrag des Tages über Touchdisplays in der Elektrochirurgie und wie die PCAP-Technologie die Touch-Bedienung von Medizingeräten auch unter den dort herrschenden schwierigen EMV-Bedingungen nicht nur möglich, sondern auch eindeutig und sicher macht.
Es war ein sehr informativer Tag mit vielen Einblicken in Technologien, Verfahren und Produkte, die die Medizin und die Gesundheit der Patienten weiter bringen. Ich freue mich auf das nächste Mal! |
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Rudolf Sosnowsky, Hy-Line auf LinkedIn |
Auf großes Interesse stieß der Anwendungsfall, den Jörg Klenke und Jan Schuhmann von Systemtechnik Leber vorstellten: Der Entwicklungsdienstleister zeigte am Beispiel seines Kunden ETO, wie auch RS232-verbundene Medizingeräte über einen Bluetooth-LE-Dongle und damit eine kabellose Verbindung zukünftsfähig gemacht werden können.
Die gezeigte Wireless-Verbindung brachte neben Fragen zu Chip-Technik, einer möglichen Re-Zertifizierung und Übertragungssicherheit auch einen Trend an die Oberfläche, der bereits auf der Medica zu erkennen war: Wo können Medizingeräte zukünftig ohne Kabel verbunden werden und wo ist kabelgebundene Konnektivität weiterhin Pflicht?
Nachdem bereits in den Q&A-Session im Anschluss der Vorträge ein reger Austausch entstanden war, wurde der in der WEKA-Lounge fortgesetzt. In der Mittagspause konnten die Gäste nicht nur ein winterliches Buffet genießen, sondern auch in die erste große Networking-Runde starten.
Im nächsten Vortragsblock ging es um Highspeed-Konnektivität: Darren Porras von RTI zeigte in seinem Vortrag, wie basierend auf DDS ein standardisiertes und echtzeitfähiges Kommunikationsnetzwerk im medizinischen Bereich aufgebaut werden kann, beispielsweise um im OP alle Arten von Bildern und Daten zu sammeln und den Medizinern als Echtzeit-Support zur Verfügung zu stellen oder auch Roboter-Assistenten Remote zu steuern.
»Der Tag war gespickt mit erstklassigen Referenten, fesselnden Themen und wertvollen Networking-Möglichkeiten.« |
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Systemtechnik Leber auf LinkedIn |
Henri Weller stellte mit GSML einen aus der Automobilbranche stammenden Gigabit Multimedia Serial Link vor, den Analog Devices auch in der Medizin etablieren möchte, um digitale Hochgeschwindigkeitsdatenströme über kurze Entfernungen zu serialisieren, deserialisieren und zu puffern. Oder wie Weller bezugnehmend auf das Wireless-Thema sagte: »Wir ersetzen das bisherige Kabel mit einem besseren Kabel.«
Rudolf Weidenspointner und Mathias Wuttke von ODU räumten in ihrem Vortrag mit gängigen Vorurteilen zum Einsatz von Glasfaser-Verbindungen in der Medizintechnik auf. Sie zeigten, wie der Steckverbinderhersteller aus Mühldorf die Vorteile des hochgeschwindigkeitsfähigen Materials nutzen und Nachteile wie kurze Lebensdauer und Pflegebedürftigkeit mit schlauer Technologie wie »Expaned Beam« ausmerzen kann. Fiber Optic kann seine Performance so auch in der Medizintechnik zeigen.
»Vielen herzlichen Dank für den tollen Tag, die interessanten Vorträge und die guten Gespräche.« |
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Gerolf Heldmaier, Eltroplan Engineering |
Nach der Kaffeepause zeigte Dr. Johannes Kreuzer vom Münchner Unternehmen Cosinuss am Praxisbeispiel der Wiesn-Ambulanz oder der bayerischen Bergrettung, wie per Ohr-Sensor, Wireless-Verbindung und App die Vitaldaten von Patienten über die gesamte Rettungskette, ins Krankenhaus und weiter bis in die Reha oder Home Care überwacht werden können. Das mobile Patientenüberwachungssystem wird bereits in zahlreichen Studien, Pilotprojekten und Realeinsätzen eingesetzt, getestet und weiterentwickelt. In all diesen Szenarien spielt die nahtlose Kommunikation zwischen den einzelnen Komponenten eine zentrale Rolle. Das Publium quittierte die beeindruckende Case Study mit vielen Nachfragen zur technischen Anbindung und der Umsetzung im Patientenalltag.
»Danke für das schöne Event!« |
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Dr. Johannes Kreuzer, Cosinuss, auf LinkedIn |
An der abschließenden Podiumsdiskussion nahmen die Referenten Rudolf Sosnowsky, Jan Küfner und Mathias Wuttke teil. Zur Sprache kamen vorallem die aktuellen Pain Points der MedTech-Entwicklung, von der MDR und anderen regulatorischen Herausforderungen über noch immer herausfordernde Lieferketten und einem sich änderndem Entwicklungsverhalten, die asiatische Konkurrenz und sich verändernde Weltmärkte. »Europe ist kein Wachstumsmarkt,« sagte Mathias Wuttke von ODU. »Viele schimpfen zu Recht auf die MDR,« meinte selbst Jan Küfner vom TÜV Süd zu einer der der Ursachen dieser besorgniserregenden Entwicklung. Für Rudolf Sosnowsky kann nur Technologie selbst und intelligente Innovation eine Antwort der Hersteller und Bauteile-Zulieferer auf die derzeitigen Herausforderungen am Medizintechnikmarkt sein.
Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass der Künstlichen Intelligenz bei der Erhaltung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit eine besondere Rolle zukommen wird, technologisch und als prozessverändernde Kraft. Da das Themas KI den Rahmen gesprengt hätte, wurde der »Medical Solution Day« 2023 mit einem »Save the Date« und Ausblick auf das nächste Jahr beendet:
Künstliche Intelligenz in der Medizingeräte-Entwicklung |
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medical solution day 2024 - 05. Dezember 2024 - WEKA Lounge, Haar |
Bei einem winterlichen Networking mit Glühwein und Hüttenschmankerln entsponnen sich noch viele Gespräche und bildeten den Ausklang eines gelungenen, hochinteressanten und fachlich von den Referenten exzellenten ausgestalteten Anwendertages.
Die meist gehörte Schlussformel war »Bis zum nächsten Jahr«.