Am 1. Mai dieses Jahres tauchte der chinesische Stromversorgungshersteller Mornsun auf der Sanktionsliste des US-Außenministeriums im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine auf. Ein Novum. Zwar wurden auch zuvor in den von der Ukraine abgefangenen oder abgeschossenen Drohnen immer wieder Komponenten und Subsysteme westlicher Hersteller gefunden, die aufgrund der gegen Russland verhängten Sanktionen nicht dorthin hätten gelangen dürfen, trotzdem finden diese Produkte über diverse Kanäle nach Russland und in die dortige Rüstungsindustrie. Die Reaktion Mornsuns auf die Sanktion? Schweigen. Man löschte die Distributoren von der Unternehmens-Homepage und ließ die eigenen Unternehmensniederlassungen wie etwa in Deutschland im Unklaren, wie mit der Situation umzugehen sei. Inzwischen hat man reagiert. Gerüchteweise soll der chinesische Staat rund 100 Millionen Dollar für das »Umflaggen« des Unternehmens bereitgestellt haben. Konkret sieht das so aus, dass das bekannte Produktportfolio unter neuen Firmenbezeichnungen auf den Markt gebracht wird. Einer davon ist AGUW. Doch das kostet Zeit. Datenblätter müssen neu erstellt, Produkte umbenannt werden und es müssen neue Produktionsstätten für die neuen »Firmen« gefunden und zertifiziert werden. Am Ende läuft das Ganze wohl auf ein Katz-und-Maus-Spiel mit den amerikanischen Behörden hinaus, die diese Vermeidungsmaßnahmen ja auch sehr genau verfolgen dürften. Ob dann auch die Nachfolgeunternehmen auf der Sanktionsliste landen werden, wird die Zukunft zeigen. Besondere Brisanz erhielt die Sanktionierung von Mornsun auch dadurch, dass das Unternehmen zu den großen Brand-Lablern der Branche gehört hat. Im Prinzip bezog sich die Sanktionierung also nicht nur auf Wandler, die unter Mornsun-Label auf den Markt gebracht wurden, sondern auch zahlreiche andere, darunter durchaus namhafte Hersteller. Bei der Diskussion zwischen den Forumsteilnehmern ging es nun in erster Linie um die Aufräumarbeiten, die durch den Fall in der Stromversorgungsbrache notwendig wurden, und die Frage, ob die Kunden auf das durchschaubare Spiel hereinfallen oder nicht. Daro, Fortec Power, war da skeptisch; »ich glaube, bei Standardprodukten werden die Einkäufer, wenn Mornsun vom Markt verschwunden ist, einfach ein Häuschen weiter gehen«. Kagel, XP Power, glaubt dagegen, »dass sich die Kunden durch die Umbenennungen nicht so leicht hinters Licht führen lassen werden«. Schließlich würden im schlimmsten Fall die Bänder der Mornsun-Nutzer stillstehen, sie müssten redesignen und rezertifizieren. »Ich glaube, die fragen in Zukunft genau nach, wo ein Produkt herkommt!« Darauf setzt auch Bier, Recom: »Relabeln an sich ist ja nichts Verwerfliches, aber ich wundere mich schon, welches Risiko die Leute eingehen, wenn sie nicht wissen, wo ihre Produkte eigentlich hergestellt werden!« Bier ärgert sich darüber, »dass wir jetzt die Aufräumarbeiten für das Fehlverhalten anderer leisten müssen«. Und er hofft, dass die Anwender aus dem Fall gelernt haben: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich noch irgendjemand damit jetzt die Finger verbrennen will, der steht ja sonst da wie ein Vollhorn!« Heinemann, Block Transformatoren-Elektronik, berichtet von Gesprächen mit chinesischen Kollegen, dass der Fall Mornsun auch in China Auswirkungen habe. »Mornsun war im Russlandgeschäft sehr aktiv, war dort auf Messen, hat Werbung gemacht. Das wird offenbar von anderen Firmen inzwischen hinterfragt. Das wird in Zukunft wohl stärker aufgesplittet, ein Firmenteil liefert in Zukunft in den Westen, der andere in Länder wie Russland.« Erdl, Puls, weist in diesem Zusammenhang darauf hin, »dass das dann juristisch komplett getrennte Unternehmen sein müssen«, und weist darauf hin, dass sich nach seinem Wissensstand inzwischen auch westliche Unternehmen mit dem Gedanken tragen, ihre chinesischen Organisationen gesellschaftsrechtlich komplett zu trennen. »Weil die Amerikaner mit ihren exterritorialen Sanktionen auf jeden, der in den USA verkauft, komplett global durchgreifen, kann ich das nur verhindern, wenn ich komplett getrennte Organisationen habe.« Er glaubt auch, dass man in Zukunft die Kunden verstärkt darauf hinweisen müsse, »genau hinzuschauen, wer was macht«. Tenhumberg, Traco Power, macht darauf aufmerksam, dass der Fall Mornsun inzwischen schon Auswirkungen auf Lieferantenfragebögen hat. »Dort gibt es inzwischen einen Punkt, der abfragt, ob ich meine Lieferanten monitore, um zu verhindern, dass benötigte Subkomponenten auf der Sanktionsliste landen.« Widdel, Eplax, verweist darauf, dass es eigentlich der kaufmännischen Sorgfaltspflicht unterliege, im Rahmen der Exportkontrolle dafür zu sorgen, dass Waren nicht in sanktionierte Länder geliefert werden, »im Rahmen des Möglichen ist das zwingend«. Der Frage, ob sich chinesische Hersteller diesen Maßnahmen nicht einfach dadurch entziehen könnten, dass sie ausländische Fertigungsstätten eröffneten, widerspricht Bier, Recom: »Die hochsubventionierten Unternehmen erhalten ihre Fördermittel für den Aufbau von Fertigungen in China. Eine Fertigung außerhalb Chinas aufzubauen ist für die kein einfacher Prozess.« Das sieht im Fall taiwanischer Hersteller, die bislang Fertigungen in China haben, anders aus, »da sehe ich in letzter Zeit, dass die immer häufiger Fertigungen in Indien und anderen asiatischen Ländern eröffnen«, berichtet Daro, Fortec Power. |