Halbleitermarkt 2019

Blutbad und kleiner Lichtblick

4. September 2019, 6:51 Uhr | Heinz Arnold
Die Wachstumsraten und der Umsatz in Mio. Dollar der weltweit zehn größten Halbleiterhersteller im ersten Halbjahr 2019 gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
© IHS Markit 2019

Zuerst die gute Nachricht: Der Umsatz mit Halbleitern stieg im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal 2019 um 1 Prozent ganz leicht an.

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Für das dritte Quartal sagt IHS Markit einen weiteren Anstieg um 6 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal voraus.

Dennoch werde laut der Analysten am Jahresende ein dickes Umsatzminus von 17 Prozent gegenüber 2018 stehen. 2019 wird damit für die Halbleiterindustrie das schlechteste Ergebnis seit zehn Jahren bringen.

Im ersten Halbjahr 2019 brach der Umsatz mit Halbleitern laut den neusten Zahlen von IHS Markit gegenüber dem ersten Halbjahr 2018 um 13,9 Prozent ein. Viele größere Anbieter mussten die schwersten Rückgänge seit Jahren hinnehmen, in manchen Fällen seit zehn Jahren. Auch in großen Marktsektoren waren die höchsten Rückgänge seit 2009 zu verzeichnen.

In der ersten Jahreshälfte erreichte der Umsatz mit ICs 203,7 Mrd. Dollar. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 236,6 Mrd. Dollar gewesen. Das ist insgesamt der größte Einbruch seit 2009, als der Markt um 26,5 Prozent abstürzte.

»Jede Region, fast jede Produktkategorie und fast jeder Anwendermarkt hat unter den Rückgängen über die vergangenen sechs Monate gelitten. Neun der zehn Top-Lieferanten und 17 unter den zwanzig Top-Lieferanten mussten Umsatzverluste hinnehmen. Insgesamt der schlechteste Geschäftsverlauf seit einem Jahrzehnt«, sagt Ron Ellwanger, Senior Research Analyst von IHS Markit.

Am schlimmsten hat es SK Hynix getroffen: Um 36,7 Prozent stürzte der Umsatz ab. Mit einem Minus von 33,4 Prozent erging es dem Wettbewerber Samsung nicht viel besser. An dritter Stelle der Minus-Rekorde lag Speicher-IC-Hersteller Micron mit minus 29,2 Prozent.

Zwar hat es den Nicht-Speicher-Herstellern das Geschäft weniger verhagelt, doch auch sie wurden gebeutelt. Der Umsatz von nVidia fiel um 20,6 Prozent, vor allem weil sich der Wettbewerb im GPU-Markt für KI verstärkt hat. Der Umsatz von Qualcomm sank um 10,5 Prozent, was zum größten Teil am gesättigten Markt für Mobiltelefone liegt. Die Lagerbestände des Unternehmens wuchsen im zweiten Quartal 2019 gegenüber dem Vorjahresquartal um 10 Tage bzw. 15 Prozent an.

Vergleichsweise ungeschoren kommt Intel mit einem Minus von 1,7 Prozent davon. Noch ein wenig besser erging es Infineon mit einem Minus von 0,8 Prozent. Nur Broadcom konnte gegen Trend zulegen und zwar um gleich 8,4 Prozent.

Der Speicher-IC-Sektor musste den stärksten Rückschlag im ersten Halbjahr 2019 einstecken. Der Umsatz mit DRAMs stürzte um 35,7 Prozent ab, der mit NAND-Flash-ICs um 29,6 Prozent. »Der Umsatz allein im Data-Processing-Markt ging im ersten Halbjahr um 19,5 Prozent zurück«, erklärt Ellwanger.

Der Rückgang betrifft fast alle Marktsektoren, wenn auch nicht so heftig. So sank der Umsatz mit analogen ICs um 6,1 Prozent, der mit Logik-ICs um 4,8 Prozent, der mit diskreten Halbleitern um 1,9 Prozent und der mit Sensoren und Aktoren um 2 Prozent. Nur optische Komponenten konnten gegen den Trend leicht um knapp 1 Prozent zulegen.  

Das spiegelt sich in der Entwicklung auf den Endmärkten wider. Mit einem Minus von 21,9 Prozent liegt der Markt für Datenverarbeitung an der Spitze der Negativrekorde. Drahtlose Kommunikation fiel um 15,9 Prozent, Consumer-Elektronik um 14,7 Prozent, der Industriesektor um 8,6 Prozent, Automotive um 4,4 Prozent und drahtgebundene Kommunikation um 0,3 Prozent.

Regional gesehen war Amerika mit einem Minus von 20 Prozent am stärksten betroffen. Im Asiatisch-pazifischen Raum ging der Umsatz um 14,4 Prozent zurück, in Japan um 13,3 Prozent und in Europa um 12,6 Prozent. »In den USA wirkte sich die Entwicklungen in der Datenverarbeitung und bei Mobiltelefonen am stärksten aus, was vor allem auf den Absatz der Speicher-ICs durchschlug«, so Ellwanger.


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