»Thor Ultra« für KI-Rechenzentren

Broadcom greift Nvidia an

15. Oktober 2025, 6:39 Uhr | Heinz Arnold
Broadcom wagt sich an die größte Übernahme der Halbleitergeschichte - und will sie auch gegen den Widerstand von Qualcomm durchsetzen.
© Broadcom

Mit dem Thor Ultra präsentiert Broadcom einen Netzwerkchip für KI-Anwendungen, der die Skalierung von Rechenzentren revolutionieren soll. Damit intensiviert sich der Wettbewerb mit Marktführer Nvidia.

Diesen Artikel anhören

Broadcom hat mit dem »Thor Ultra« einen neuen Netzwerkprozessor vorgestellt, der speziell auf die Anforderungen moderner KI-Rechenzentren ausgelegt ist. Der Chip soll es ermöglichen, mehrere Hunderttausend KI-Beschleuniger effizient zu vernetzen und damit den Aufbau großskaliger KI-Systeme wie sie für ChatGPT oder vergleichbare generative KI-Anwendungen erforderlich sind, erheblich zu vereinfachen.

Damit stärkt Broadcom seine Position im Markt für KI-Infrastruktur – und tritt in direkte Konkurrenz zu Nvidia, dessen Netzwerkprodukte (insbesondere aus der Mellanox-Sparte) bisher eine dominierende Rolle spielen.

Skalierbarkeit im Fokus

Der »Thor Ultra« ist Teil einer neuen Generation von Netzwerkchips, die speziell für verteilte KI-Architekturen entwickelt wurden. Laut Broadcom ermöglicht der Chip eine Verdopplung der Bandbreite im Vergleich zum Vorgängermodell und stellt eine wesentliche Komponente für den Betrieb großer KI-Modelle dar, die auf Tausende miteinander verbundene Beschleuniger angewiesen sind, wie Reuters berichtet.

»Im verteilten Rechnen spielt das Netzwerk eine Schlüsselrolle«, erklärt Ram Velaga, Senior Vice President von Broadcom, gegenüber Reuters. »Daher überrascht es nicht, dass Unternehmen im GPU-Markt auch in die Netzwerktechnologie investieren.«

Die neuen Chips sollen es Rechenzentrumsbetreibern ermöglichen, KI-Cluster mit wesentlich höherer Dichte und Performance aufzubauen – bei gleichzeitig optimierter Energieeffizienz und Wärmeabfuhr. Entwickelt wurde der »Thor Ultra« in enger Kooperation mit Systemarchitekten und wird als Referenzdesign an Partner geliefert. Damit will ihnen Broadcom den Aufbau maßgeschneiderter Netzwerkinfrastrukturen vereinfachen.

Erst kürzlich hatte Broadcom angekündigt, ab der zweiten Hälfte 2026 maßgeschneiderte Chips an OpenAI zu liefern. 

Broadcom investiert in KI-Zukunft

CEO Hock Tan bezifferte das adressierbare Marktvolumen für KI-Chips auf 60 bis 90 Milliarden US-Dollar bis 2027. Darin enthalten sind sowohl Netzwerkchips als auch maßgeschneiderte Rechenzentrumsprozessoren, die Broadcom unter anderem gemeinsam mit Google entwickelt – darunter auch mehrere Generationen des Tensor Processing Unit (TPU).

Im Geschäftsjahr 2024 erzielte Broadcom bereits einen Umsatz von 12,2 Mrd. Dollar mit KI-Chips. Im September erklärte das Unternehmen, für einen neuen, nicht namentlich genannten Kunden kundenspezifische KI-Chips im Wert von 10 Mrd. Dollar zu fertigen. 

Entwicklung und Testing auf Systemebene

Broadcom legt großen Wert auf ein ganzheitliches Entwicklungs- und Testverfahren: Für neue Chips wie den Thor Ultra bauen die Ingenieurteams vollständige Testsysteme, diskutieren Package-Designs, Energieverbrauch und thermische Eigenschaften im Detail.

»Für jeden Dollar, den wir in das Silizium investieren, fließen mindestens sechs bis zehn Dollar in begleitende Infrastruktur unserer Partner«, so Velaga. »Deshalb ist unser Designansatz so systemnah.«
 


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Broadcom

Weitere Artikel zu NVIDIA Corporate

Weitere Artikel zu Künstliche Intelligenz (KI)

Weitere Artikel zu KI-Prozessoren