Kommentar

Masayoshi Son, KI und die Liebe zum Risiko

25. November 2025, 10:48 Uhr | Heinz Arnold
Heinz Arnold, stellvertretender Chefredakteur Mark&Technik, HArnold@componeers.net
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Masayoshi Son, CEO von Softbank, hat seinen Anteil an Nvidia verkauft, für immerhin 5,8 Milliarden Dollar - aber warum?

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Dieser Verkauf hat Beobachter überrascht – aber Masayoshi Son hat schon viele überraschende Entscheidungen getroffen. Was mag diesmal dahinterstecken? Wollte er den Gewinn seit seinem Einstieg – immerhin hat sich der Wert verdoppelt – realisieren, bevor es zu spät ist? Derzeit sind immer mehr Stimmen zu hören, die den Kurs von Nvidia für überbewertet halten und einen Absturz fürchten.

Was auch immer Masayoshi Son speziell über den Nvidia-Kurs denkt, wissen wir nicht. Aber von KI ist er weiterhin überzeugt. Obwohl zunehmend Warnungen vor einer riesigen KI-Blase zu hören sind. Die Blase werde bald platzen, ähnlich wie die Dotcom-Blase vor 25 Jahren. Die Frage sei nur, wann genau sie platzt. Falls Masayoshi Son den Hype überhaupt für eine Blase halten sollte, so pumpt er dennoch weiter kräftig Luft in Form vieler Milliarden Dollar hinein.

Dieses Geld muss er irgendwie auftreiben. Deshalb kam ihm der Nvidia-Gewinn sehr gelegen. Aber er hat noch viel mehr Aktien verkauft. Dazu gehören T-Mobile-Anteile im Wert von 9,2 Milliarden Dollar und Deutsche-Telekom-Papiere im Wert von 2,4 Milliarden Dollar.

Die Milliarden wandern? Vor allem zu OpenAI, dem Anbieter von ChatGPT. Das ist nun wirklich eine Überraschung – auf den ersten Blick. Denn bei welch anderem Unternehmen stehen Bewertung – rund 500 Milliarden Dollar dürften es derzeit sein – und Gewinnaussichten in einem derart krassen Missverhältnis?

Im Moment produziert OpenAI jedenfalls nur gigantische Verluste: Nicht weniger als 11,5 Milliarden Dollar waren es allein im dritten Quartal 2025. CEO Sam Altman verkündete, dass er vor 2030 nicht mit einem Gewinn rechne. Viel lieber spricht er über seine Investments. So will er über die nächsten fünf Jahre für 300 Milliarden Dollar Rechenkapazitäten von Oracle kaufen, um »Project Stargate« umzusetzen.

Hinter Stargate aber steht niemand anderes als: OpenAI, SoftBank und Oracle, mit dabei ist auch die in Abu Dhabi ansässige Investmentfirma MGX. Ziel ist es, in den USA eine KI-Infrastruktur aufzubauen. Dabei wird wie gewohnt verbal nicht gekleckert, sondern geklotzt: Geplant sind bis zu 500 Milliarden Dollar. Kam diese Zahl hier nicht schon einmal vor? Ach ja, das ist zufällig auch der Börsenwert von OpenAI, dessen größter Investor mit einem Anteil von 27 Prozent übrigens Microsoft ist.

Masayoshi Son setzt also diesmal sehr viel auf eine Karte. Die Frage ist aber nicht nur, ob OpenAI mit ChatGPT jemals Geld verdienen wird. Die Frage ist, wann diejenigen, die jetzt so viel Geld in Rechenzentren stecken und noch viel mehr davon hineinzustecken planen, endlich einmal Geld zurückfließen sehen wollen. Wie lange kann das funktionieren, ohne dass dem Ganzen ein solides Geschäftsmodell zugrunde liegt? Aber bis dahin wird Masayoshi Son längst an seiner nächsten Vision arbeiten.


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