Nvidia-Chef Jensen Huang warnt

»China kann das KI-Rennen gewinnen!«

7. November 2025, 10:05 Uhr | Heinz Arnold
Jensen Huang, CEO von Nvidia: »Anstatt China auszubremsen, beschleunigen die Restriktionen dessen technologische Unabhängigkeit.«
© Nvidia

Nvidia-Chef Jensen Huang hat die US-Regierung vor einem möglichen Rückstand im globalen Wettlauf um die nächste KI-Generation gewarnt. China könne die Führung übernehmen, wenn Washington nicht entschlossener handele, erklärte er gegenüber der Financial Times.

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»China wird das KI-Rennen gewinnen«, sagte Huang am Rande einer Veranstaltung in London. Die Volksrepublik investiere massiv in Energieinfrastruktur und subventioniere Strompreise, um die Entwicklung von Hochleistungschips und KI-Systemen zu beschleunigen. »China ist nur Nanosekunden hinter Amerika«, schrieb Nvidia später in einem eigenen Beitrag auf sozialen Medien.

Washingtons Exportbeschränkungen unter Druck

Die Aussagen des Nvidia-Gründers kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die US-Regierung die Ausfuhr restriktiver High-End-Chips nach China weiterhin untersagt. Zuletzt hatte das Weiße Haus klargestellt, dass Nvidia seine neue »Blackwell«-Chipserie aus Sicherheitsgründen nicht in China verkaufen dürfe. Die US-Regierung befürchtet, die Hochleistungschips könnten militärisch genutzt werden und China einen technologischen Vorteil verschaffen.

Huang kritisierte die Exportbeschränkungen erneut. Sie hätten nicht den gewünschten Effekt, sagte er, sondern motivierten China vielmehr, eigene Alternativen zu entwickeln. »Anstatt China auszubremsen, beschleunigen die Restriktionen dessen technologische Unabhängigkeit«, so Huang sinngemäß.

Marktführer unter Druck

Nvidia gilt als der wichtigste Technologielieferant für generative KI-Systeme, die etwa bei OpenAI, Google oder Anthropic zum Einsatz kommen. Die in Kalifornien ansässige Firma war erst vergangene Woche kurzzeitig das erste Unternehmen der Welt, das die Marke von 5 Billionen US-Dollar Börsenwert überschritt. Aktuell liegt die Marktkapitalisierung bei rund 4,7 Billionen Dollar.
Dennoch wächst der Druck auf den Konzern: Während Nvidia in westlichen Märkten eine dominierende Stellung hält, wird der Zugang zum wichtigen chinesischen Markt zunehmend eingeschränkt. Gleichzeitig drängen staatlich geförderte Wettbewerber wie Huawei oder Biren auf, eigene Chips für KI-Anwendungen zu entwickeln.

»Zynismus« im Westen

Huang sieht die Ursache für das wachsende Risiko eines Rückstands nicht allein in der Handelspolitik. In den USA und Europa herrsche eine zunehmende Skepsis gegenüber KI, die Innovation bremse. »Der Westen wird von Zynismus zurückgehalten«, sagte der Manager. Im Gegensatz dazu fördere China gezielt die Entwicklung, unter anderem durch staatlich subventionierte Energie für Rechenzentren.

Vorsprung noch vorhanden – aber gefährdet

Trotz Huangs Warnungen sehen Experten die technologische Führungsposition Nvidias kurzfristig nicht bedroht. Chinesische Hersteller würden frühestens gegen Ende des Jahrzehnts in der Lage sein, die Leistungsfähigkeit von Nvidias Chips zu erreichen. Hindernisse seien vor allem fehlende Software-Ökosysteme und veraltete Fertigungstechnologien.

Dennoch zeigt Huangs Mahnung, dass die Dynamik im globalen KI-Wettlauf zunimmt – und dass selbst Marktführer Nvidia ein wachsendes Risiko sieht, wenn die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA zu starr bleiben.


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