Der Dresdner Speicher-IC-Startup FMC hat eine Finanzierung in Höhe von 100 Mio. Euro abgeschlossen und will damit den globalen Speicherchipmarkt aufmischen. Die Runde zählt zu den größten im europäischen Halbleitersektor – ein Signal für Europas Ambitionen, technologisch aufzuholen.
77 Mio. Euro stammen aus einer überzeichneten Series-C-Eigenkapitalrunde. Angeführt wird sie vom Münchner Wagniskapitalgeber HV Capital und dem staatlich unterstützten DeepTech & Climate Fonds (DTCF). Zu den weiteren Investoren gehören Vsquared Ventures sowie mehrere bereits engagierte Geldgeber, darunter eCAPITAL, Bosch Ventures, Air Liquide Venture Capital, M Ventures (Merck) und Verve Ventures. Zusätzlich fließen 23 Mio. Euro aus europäischen Förderprogrammen, etwa dem IPCEI ME/CT und dem European Innovation Council (EIC).
FMC entwickelt Speicherchips, die auf der Technologieplattform »DRAM+« sowie »3D-CACHE+« basieren. Das Unternehmen verspricht gegenüber bestehenden Lösungen mehr als doppelte Systemeffizienz und höhere Verarbeitungsgeschwindigkeiten. Hintergrund ist ein strukturelles Problem moderner KI-Systeme: Nicht die Rechenkerne selbst, sondern die Speichertechnik – Bandbreite, Latenzen und Energiebedarf – wird zunehmend zum Engpass.
»Während lange Zeit die Bandbreite im Fokus stand, wird Energieeffizienz nun zum Schlüsselfaktor«, sagt CEO Thomas Rückes. Speicher sei der Haupt-Bottleneck« im KI-Stack. Die Technologie von FMC sollen die energieintensiven Datenbewegungen zwischen verschiedenen Speicherhierarchien drastisch reduzieren – ein entscheidender Punkt, weil KI-Rechenzentren künftig einen erheblichen Teil der globalen Stromerzeugung beanspruchen könnten.
Nach Angaben der Investoren hat FMC bereits Design-Wins mit großen OEMs erzielt und bereitet die Fertigung in 300-mm-Produktionsstätten weltweit gemeinsam mit führenden DRAM-Herstellern sowie fortgeschrittenen Logic-Foundries vor. Die Chips sollen vor allem in Hochleistungsdatenbanken, KI-Rechenzentren und energieeffizienten Edge-Anwendungen eingesetzt werden.
»FMCs Speichertechnologie ist einzigartig und hat das Potenzial, globale Industriestandards neu zu definieren«, sagt HV-Capital-Partner Fabian Gruner. Auch der DTCF betont die strategische Dimension: Europas Halbleitermarkt sei im Bereich Speicher bislang kaum vertreten – ein Segment, das aktuell fast vollständig von Südkorea, den USA und Taiwan dominiert wird.
Mit der wachsenden geopolitischen Bedeutung der Halbleiterindustrie gilt der Speicherchipmarkt als besonders sensibel. China investiert massiv, während Europa bislang lediglich im bestimmten Logik- und Leistungshalbleitersektoren punktuelle Stärken besitzt.
Diese Lücke will FMC schließen und für Europa eine aktive Rolle im Markt für Speicherchips etablieren – ein ambitioniertes Vorhaben für ein Start-up, selbst wenn jetzt 100 Mio. Euro fließen sollten. Doch Optimismus ist, was zählt: »FMC zeigt, dass europäische Deep-Tech-Unternehmen technologisch führend sein können«, sagt eCAPITAL-Manager Paul-Josef Patt.