Kann Europa Speicher-Chips?

Speicher-IC-Start-up FMC sichert sich 100 Mio. Euro

16. November 2025, 16:45 Uhr | Heinz Arnold
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Der Dresdner Speicher-IC-Startup FMC hat eine Finanzierung in Höhe von 100 Mio. Euro abgeschlossen und will damit den globalen Speicherchipmarkt aufmischen. Die Runde zählt zu den größten im europäischen Halbleitersektor – ein Signal für Europas Ambitionen, technologisch aufzuholen.

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77 Mio. Euro stammen aus einer überzeichneten Series-C-Eigenkapitalrunde. Angeführt wird sie vom Münchner Wagniskapitalgeber HV Capital und dem staatlich unterstützten DeepTech & Climate Fonds (DTCF). Zu den weiteren Investoren gehören Vsquared Ventures sowie mehrere bereits engagierte Geldgeber, darunter eCAPITAL, Bosch Ventures, Air Liquide Venture Capital, M Ventures (Merck) und Verve Ventures. Zusätzlich fließen 23 Mio. Euro aus europäischen Förderprogrammen, etwa dem IPCEI ME/CT und dem European Innovation Council (EIC).

Energieeffizienz ist in der KI-Ära alles

FMC entwickelt Speicherchips, die auf der Technologieplattform »DRAM+« sowie »3D-CACHE+« basieren. Das Unternehmen verspricht gegenüber bestehenden Lösungen mehr als doppelte Systemeffizienz und höhere Verarbeitungsgeschwindigkeiten. Hintergrund ist ein strukturelles Problem moderner KI-Systeme: Nicht die Rechenkerne selbst, sondern die Speichertechnik – Bandbreite, Latenzen und Energiebedarf – wird zunehmend zum Engpass.

»Während lange Zeit die Bandbreite im Fokus stand, wird Energieeffizienz nun zum Schlüsselfaktor«, sagt CEO Thomas Rückes. Speicher sei der Haupt-Bottleneck« im KI-Stack. Die Technologie von FMC sollen die energieintensiven Datenbewegungen zwischen verschiedenen Speicherhierarchien drastisch reduzieren – ein entscheidender Punkt, weil KI-Rechenzentren künftig einen erheblichen Teil der globalen Stromerzeugung beanspruchen könnten.

Pilotkunden an Bord – Kommerzialisierung rückt näher

Nach Angaben der Investoren hat FMC bereits Design-Wins mit großen OEMs erzielt und bereitet die Fertigung in 300-mm-Produktionsstätten weltweit gemeinsam mit führenden DRAM-Herstellern sowie fortgeschrittenen Logic-Foundries vor. Die Chips sollen vor allem in Hochleistungsdatenbanken, KI-Rechenzentren und energieeffizienten Edge-Anwendungen eingesetzt werden.

»FMCs Speichertechnologie ist einzigartig und hat das Potenzial, globale Industriestandards neu zu definieren«, sagt HV-Capital-Partner Fabian Gruner. Auch der DTCF betont die strategische Dimension: Europas Halbleitermarkt sei im Bereich Speicher bislang kaum vertreten – ein Segment, das aktuell fast vollständig von Südkorea, den USA und Taiwan dominiert wird.

Kann Europa den Speicher-IC-Anschluss finden?

Mit der wachsenden geopolitischen Bedeutung der Halbleiterindustrie gilt der Speicherchipmarkt als besonders sensibel. China investiert massiv, während Europa bislang lediglich im bestimmten Logik- und Leistungshalbleitersektoren punktuelle Stärken besitzt. 

Diese Lücke will FMC schließen und für Europa eine aktive Rolle im Markt für Speicherchips etablieren – ein ambitioniertes Vorhaben für ein Start-up, selbst wenn jetzt 100 Mio. Euro fließen sollten. Doch Optimismus ist, was zählt: »FMC zeigt, dass europäische Deep-Tech-Unternehmen technologisch führend sein können«, sagt eCAPITAL-Manager Paul-Josef Patt.

 


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