Als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet, so ähnlich könnte man das Schicksal des Hype-Produkts Wärmepumpe in den letzten zwölf Monaten beschreiben. Ohne die ganzen politischen Grabenkämpfe, Missverständnisse, Kommunikationspannen und Erklärungsnotstände im Zusammenhang mit der Entstehung und Verabschiedung des ab dem 1. Januar 2024 geltenden neuen Gebäudeenergiegesetzes noch einmal zu rekapitulieren – es dürfte in der jüngsten Vergangenheit kaum einen potenziellen Zukunftsmarkt gegeben haben, der schneller hochgejazzt und dann ebenso schnell in sich zusammengefallen ist, wie die Wärmepumpe.
»Persönlich bin ich ein großer Fan der Wärmepumpe«, bekennt Hesener, »sie kann wärmen und kühlen, verbraucht deutlich weniger Platz als eine Kombination aus Heizung und Klimaanlage, und im Idealfall ist kein Verbrennen fossiler Energie nötig, um sie zu betreiben«. Wenn es da nur nicht diverse Probleme gäbe, als da wären: Es gibt zu wenig Neubauten, speziell seit dem Einbruch der deutschen Bauindustrie seit April 2023, die energetisch so gestaltet sind, dass eine Wärmepumpe Sinn macht.
Eine Nachrüstung von Altbauten ist schwierig, weil es dort an der nötigen Energieeffizienz mangelt. Dann findet man kaum Installateure, die einem eine Wärmepumpe besorgen und installieren können. Und schlussendlich ist in der ganzen Diskussion um das neue Gesetz den Hausbesitzern das wohlige Gefühl der Investitionssicherheit völlig abhandengekommen.
Fazit Hesener: »Es hat sich leider nicht durchgesetzt wie erhofft.« Dabei hatte Navitas durchaus Anfragen von Kunden zu dem Thema und ist auch mit einigen Kunden, darunter auch großen Unternehmen, in Designs eingestiegen, aber der Boom blieb vorerst aus. »Dabei ist die Wärmepumpe ein Paradebeispiel für Energieeffizienz, und viele Kunden sind deshalb daran interessiert, sie so effizient wie möglich zu bauen«, so Hesener. »Im Bereich von 2 oder 3 kW Leistung für den Kompressor und dann etwa 11 kW Wärmeleistung, ist das genau das, was man für ein gut isoliertes Einfamilienhaus braucht.«
Dr. Castro, der im eigenen Haus schon vor zehn Jahren eine Wärmepumpe eingesetzt hat, sieht das ähnlich: »Jeder, der ein Haus hat, kann darauf eine Solaranlage installieren, egal wie alt das Haus ist. Bei einer Wärmepumpe muss aber alles mitspielen, und wenn die Isolierung eines 60 Jahren alten Hauses nicht mitspielt, wird zu viel Strom benötigt, und das Ganze ist nicht mehr logisch.« Aktuell sieht er bei Nexperia zunehmende Design-Aktivitäten in diesem Bereich; aus seiner Sicht ist das bisher »aber eher eine sehr spezielle Anwendung in einem speziellen deutschen Markt«.
Für Krause ist die Wärmepumpe ein Hype-Thema, »das in Zukunft sicher für Neubauten kommen wird«. Im Gegensatz zur Solar-Energie handelt es sich bei der Wärmepumpe für ihn um eine Bestandstechnologie: »Heizungsbauer, die bisher Öl- oder Gasheizungen hergestellt haben, schauen sich die neue Technologie an und fragen sich, wo sie die notwendige Leistungselektronik herbekommen.« Angesichts der Tatsache, dass Klimaanlagen wesentlich dichter an einer Wärmepumpe dran sind als Öl- oder Gasheizungen, ist er sich nicht sicher, ob vieles der notwendigen Technologie dann in Zukunft überhaupt aus Europa kommen wird. Die entscheidende Frage für die europäischen Heizungsspezialisten lautet deshalb aus seiner Sicht: »Wollen die wirklich eigene Lösungen aus dem Boden stampfen, oder werden sie Umrichtertechnologien zukaufen?«
Wärmepumpen mit Wärmeleistung von 11 kW fallen für Grasshoff nicht in das Leistungssegment, das Semikron Danfoss bedient, »wir fokussieren uns auf das mittlere und obere Leistungssegment«. Er sieht aber vor allem im industriellen Bereich derzeit viele Projekte, »in denen Klimakompressoren mit mittleren Leistungen von 10 bis 40 kW bisherige passive Heizungslösungen ersetzen«. Das seien dann auch Projekte, in denen durchaus SiC-Komponenten zum Einsatz kämen. International stiegen die Effizienzanforderungen an Gebäude, das sei bei der Klimatisierung von Bürohäusern ebenso zu beobachten wie bei der Sanierung von Supermärkten, wo in Bezug auf Kühlaggregate und Kühlgeräte heute immer mehr zentrale statt dezentraler Systeme installiert werden, »weil sich damit einfach höhere Effizienzen erreichen lassen«.