Es gibt aktuell wohl kaum ein Halbleiter-Produkt, das in seiner Verfügbarkeit so limitiert ist wie SiC. Umso begehrter ist es logischer Weise. An dieser Knappheit wird sich auch in den nächsten Jahren nichts ändern - das vorherzusagen ist wirklich nicht riskant!
Wenn Mitte der 1990er-Jahre in Kalifornien nachts das Telefon eines Werkleiters klingelte, in dessen Fabrik beispielsweise Mainboards bestückt wurden – ja, so etwas gab es in den 1990er-Jahren noch in Kalifornien –, dann informierte ihn die Polizei darüber, dass es einen Überfall auf seine Produktion gegeben habe und die Kriminellen mit Sporttaschen voller Intel-486er auf der Flucht seien. Intels Prozessoren hatten damals einen Straßenwert, der es durchaus mit Heroin und Ähnlichem aufnehmen konnte.
Ganz so schlimm ist es bei SiC-MOSFETs noch nicht, aber auch dort gibt es Versorgungsengpässe, die dazu führen, dass sich Vorstände von Automobilherstellern und großen Automotive-OEMs die Klinke in die Hand geben beim Versuch, für ihr Unternehmen die zuverlässige Versorgung mit den dringend benötigten SiC-Chips sicherzustellen. Es macht halt einfach wenig Sinn, schöne Showcars zu haben, die in urbanen Showrooms die Kunden locken, wenn ich die Serienproduktion dieser Fahrzeuge mangels einer Schlüsselkomponente nicht hochfahren kann.
In ihrer Verzweiflung, wenn sie in der Lieferkette eben nicht vorne, sondern eher weiter hinten stehen, besinnen sich offenbar einige des Instrumentenkastens der unlauteren Angebote. Von Bestechungsversuchen ist die Rede. Wobei die Phantasie dabei nicht allzu groß scheint – man versucht schnöde mit Geldgeschenken die Sympathie der Verantwortlichen bei den SiC-Herstellern zu gewinnen. Da gäbe es sicher phantasievollere Methoden, die Spur des Geldes ist im Zweifelsfall relativ einfach zurückzuverfolgen.
Schon sprechen einige vom neuen Goldrausch, wenn das Gespräch auf SiC kommt. Doch wer sich daran beteiligen will, muss wie zu Zeiten des kalifornischen Goldrauschs Mitte des 19. Jahrhunderts erst mal in Equipment investieren. Und da wird es kompliziert; da immer mehr am neuen Goldrausch verdienen wollen, steigen auch die Lieferzeiten für das dafür nötige Equipment. So werden also weltweit derzeit Milliarden Dollar in den Aufbau von SiC-Fertigungskapazitäten investiert, es gibt einen regelrechten Wettlauf zwischen den Herstellern um zusätzliche Produktionskapazitäten. Und wie vor 170 Jahren kommen immer neue »Goldsucher« hinzu, niemand will sich die Gelegenheit entgehen lassen.
Mehr oder weniger innerhalb eines Jahrzehnts könnten bis 2030 weltweit bis zu 70 Milliarden Dollar in den Aufbau von Fertigungskapazitäten allein für SiC-Kristalle und -Bausteine geflossen sein. Das daraus resultierende Umsatzvolumen dürfte ein Vielfaches dessen betragen.
Übrigens, wenn Sie wissen wollen, wie Sie sich unter anderem SiC und GaN für Ihre Applikationen zu Nutze machen können – am 22. und 23. November findet im Novotel Messe München unser diesjähriges Anwenderforum »Leistungshalbleiter« statt.