Markt&Technik-Chefreporter Engelbert Hopf sprach Anfang September 2025 mit Ole Gerkensmeyer, Nexperia, Florian Freund, Arrow Electronics, Thomas Grasshoff, Semikron Danfoss, und Dr. Stefan Hain, Sonsemi, über aktuelle Entwicklungen und Trends in der weltweiten Leistungshalbleiter-Branche.
Gleich zu Beginn des Jahres 2025 hatte der neue gewählte US-Präsident Donald Trump für ein kleines Auftragshoch in den Leistungselektronik gesorgt. Mit seiner Ankündigung Schutzzölle für Importe in die USA zu erheben, triggerte er kurzfristige Aufträge, um den später drohenden Zöllen zuvorzukommen. Dieses Strohfeuer war jedoch nur von kurzer Dauer. Aktuell gilt für Halbleiterexporte aus Europa in die USA ein Steuersatz von 15 Prozent. Das könnte sich aber noch ändern, das Damoklesschwert, das über der Branche hängt, heißt: Notice of Request for Public Comments on Section 232 National Security Investigation of Imports of Semiconductors and Semiconductor Manufacturing Equipment. Inzwischen ist die Anhörungsphase in den USA beendet. Es wird erwartet, dass die Ergebnisse dieser Kommission Ende 2025, Anfang 2026 bekannt gegeben werden. Das Ergebnis könnte sein, dass Halbleiterimporte, nicht nur aus Europa in die USA dann mit höheren Zöllen belegt werden, die Details dazu werden dann dem HTS Code zu entnehmen sein, der für jedes Produkt einen Tarifcode beinhaltet. Planungssicherheit im Hinblick auf die US-Zollpolitik könnte es für die weltweite Leistungshalbleiterbranche damit vielleicht erst Anfang nächsten Jahres geben.
Im Leistungshalbleitermodulbereich beläuft sich der US-Markt auf 11 Prozent, China liegt bei über 40 Prozent und Europa bei etwa 25 Prozent. Die Zölle müssten schon sehr, sehr hoch werden, um Modulfertigung in den USA lohnenswert zu machen. Eine existierende Silizium-Fab lässt sich vielleicht in ein, zwei Jahren auf SiC umrüsten, bei einem Greenfield Approach ist dagegen davon auszugehen, dass diese Fabrik in den USA nicht vor 2030 Halbleiter liefern dürfte. Neue Werke machen nur dann Sinn, wenn der Bedarf steigt, sonst drückt die dafür nötige Investition auf das Gesamtkostenkonzept des Herstellers. Kulturelle Unterschiede in der Herangehensweise an das Halbleitergeschäft lassen sich nicht von Asien in die USA exportieren oder wenn, dann nur zu exorbitanten Kosten.