Lieferengpässe bei MLCCs

Corona-Maßnahmen könnten Murata und Samsung treffen

13. August 2021, 11:30 Uhr | Ralf Higgelke
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Wegen der raschen Ausbreitung der Delta-Variante haben die Philippinen angekündigt, bis zum 20. August erweiterte Quarantänemaßnahmen in Großraum Manila zu ergreifen. Dies könnte nach Ansicht von TrendForce bald Werke der großen MLCC-Hersteller Murata und Samsung treffen.

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Nachdem Malaysia seine MCO 3.0 (Movement Control Order) verlängert hatte, kündigte auch die philippinische Regierung als Reaktion auf die rasche Ausbreitung der Delta-Variante in Südostasien an, bis zum 20. August ECQ-Maßnahmen (Enhanced Community Quarantine) für die Metropolregion Manila zu ergreifen.

In der August-Ausgabe des MLCC Market Bulletin von TrendForce heißt es, dass der japanische Hersteller Murata in Tanauan City eine Produktionsstätte betreibt, in der vor allem großformatige Kondensatoren für die Automobilindustrie hergestellt werden. Die monatliche Produktionskapazität dort entspreche etwa 18 Prozent der gesamten Produktionskapazität der Branche. Da die Nachfrage auf dem Automobilmarkt steigt, ist zu erwarten, dass dieses Werk in Tanauan auch in Zukunft stark ausgelastet sein wird.

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Überblick, welcher MLCC-Hersteller wo in China, auf den Philippinen und in Malaysia Werke betreibt.
© TrendForce

Auch Samsung betreibt auf den Philippinen eine Produktionsstätte für MLCCs, allerdings in Calamba City. Das Werk dort stellt in erster Linie herkömmliche Keramikkondensatoren aus dem unteren und mittleren Marktsegment mit standardisierten Größen und Spezifikationen her, macht seine monatliche Produktionskapazität 15 Prozent der Gesamtkapazität der Branche aus. Damit belegt es den zweiten Platz nach dem Samsung-Werk in Tianjin. Darüber hinaus ist das Werk in Calamba zu mehr als 90 Prozent ausgelastet.

Murata und Samsung in höchster Alarmbereitschaft

Nach den Erkenntnissen von TrendForce befinden sich die genannten Anlagen etwa 67 km südlich von Manila und fallen daher noch nicht unter die ECQ-Verordnung. Beide Anlagen operieren wie gewohnt und liefern normal. Sollte es jedoch nicht gelingen, die Delta-Variante durch die Notfallmaßnahmen in der Metropolregion Manila einzudämmen, würde sich die Pandemie wahrscheinlich nach Süden ausbreiten und damit auch diese beiden Werke treffen.

Sowohl Murata als auch Samsung sind in höchster Alarmbereitschaft, um sich gegen eine solche Eventualität zu wappnen. Da sich Malaysia noch nicht von der Pandemie erholt und seine Beschränkungen der MCO 3.0 aufgehoben hat, ist die MLCC-Produktionsstätte von Taiyo Yuden in Malaysia nur zu 80 bis 85 Prozent ausgelastet. Der daraus resultierende Mangel an hochwertigen Keramikkondensatoren wird es den ODMs wahrscheinlich schwer machen, im dritten Quartal 2021 ausreichend hochwertige MLCCs zu beschaffen.

Verschiedene Regierungen in Südostasien haben landesweite oder regionale Abriegelungen sowie Transportkontrollen veranlasst, um die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen. Daher sehen sich MLCC-Lieferanten wie Taiyo Yuden, Murata und Samsung, die alle über Produktionsstätten in Malaysia und auf den Philippinen verfügen, nun zunehmend dem Risiko ausgesetzt, dass sie ihre Fertigungskapazität und Lieferpläne nicht einhalten können. TrendForce geht davon aus, dass einige ODMs ihre MLCC-Bestellungen im unteren und mittleren Preissegment kurzfristig daher auf taiwanesische Anbieter wie Yageo und Walsin verlagern werden, wenn die Nachfrage im dritten Quartal 2021 ihren Höhepunkt erreicht.

Wiederaufflammen von Covid-19 in China

55 Prozent der weltweiten Produktionsstätten für MLCCs befinden sich in China, wo die Krankheit im August in Nanjing und Zhangjiajie erneut ausgebrochen ist. Es sei darauf hingewiesen, dass Murata und Yageo große Produktionsanlagen in Wuxi und Suzhou betreiben, die sich wie Nanjing ebenfalls in der Provinz Jiangsu befinden. Sollte sich die Pandemielage in China weiter verschärfen, würde die weltweite Versorgung mit MLCCs zweifelsohne erheblichen Schaden nehmen.

Trotz der aggressiven Bemühungen der chinesischen Regierung, die Pandemie durch umfassende Tests der Bevölkerung und Verkehrskontrollen einzudämmen, stellt die Ausbreitung der Delta-Variante immer noch eine globale Bedrohung dar. Abgesehen vom aktuellen Stand der Seucheneindämmung in Südostasien wird daher die Frage, wie China mit der Pandemie umgeht, ein weiterer wichtiger Punkt bei der Beobachtung des MLCC-Marktes sein.


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