Mit der Verschmelzung von Medizin- und Endverbraucher-Technik ist die »Consumer Electronics Show« auch ein Highlight für innovative Medizingeräte und Digital-Health-Technologien. Wir stellen sieben spannende Healthcare-Entdeckungen aus Las Vegas vor.
Alle medizinnahen Wearables haben das Ziel das Bewusstsein für die eigene Gesundheit zu fördern und regen zu mehr Eigenverantwortung für Körper und Geist an. Smarte Spiegel sind zwar nicht tragbar, aber die Firma Nowatch hat klassische Wearable-Technik mit Künstlicher Intelligenz kombiniert und auf der CES ein – Achtung Wortspiel – »Awareable« vorgestellt. Der Spiegel Nowatch Insights soll ein »KI-Begleiter« sein, der »tägliche Gesundheitsdaten in eine fesselnde Erzählung einwebt und Tipps zur Stressbewältigung gibt«. Der Spiegel könnte direkt aus BBC’s »Black Mirror« entsprungen sein und verwendet Large Language Modelle, um »verschiedene Datenströme zu kohärenten Stories zu verbinden« und will Nutzern damit »individuelle Insights und Empfehlungen für mentale Gesundheit bieten, die auf ihren individuellen Interessen und Wellness-Zielen basieren«.
Die Firma Baracoda dagegen versucht die Morgen (und Abende) der Person im Spiegelbild mit dem BMind Smart Mirror zu verbessern, der KI und Sprachverarbeitung nutzt, um perspektivisch Selbstwertgefühl und Stimmung zu steigern. Der weltweit erste KI-gesteuerten Smart Mirror schlägt anhand der erkannten Stimmung verschiedene Techniken zur Förderung des mentalen Wohlbefindens vor, wie zum Beispiel geführte Meditationen. Laut Baracoda kann der schlaue Spiegel er sogar »Gefühle der Einsamkeit durch ein immersives Erlebnis mit Licht, Klang und visuellen Elementen« lindern – oha, das sind große Versprechungen.
Mit smarten Ringen als hübsche Wearables zieht eine neue, bisher der Medizintechnik vorbehaltene Technologie, in den persönlichen Alltag der Menschen ein. Auf der diesjährigen CES präsentierten zahlreiche Hersteller neue Smart Rings – die kleinen tragbaren Schmuckstücke werden immer beliebter und bieten eine Vielzahl von Funktionen, die bisher nur von einem Arzt gemessen werden konnten.
Eigentlich war erwartet worden, dass Samsung auf der CES 2024 seinen Galaxy Ring vorstellt, doch der lange angekündigte Launch wurde erneut verschoben. Stattdessen stellten andere Firmen ihre diagnostisch angehauchten smarten Wearables vor: Der Amazfit Helio wurde speziell für »optimale sportliche Leistungen« entwickelt, der Evie Ring von Movano Health konzentriert sich auf die Bedürfnisse von Frauen. Besonders hochwertig ist die verbaute Sensorik: ams Osram liefert Movano sein komplettes PPG-Chip-Paket für eine präzise Vitaldatenmessung. Umeox aus China hat den Xring vorgestellt, der neben den Wearbale-üblichen Gesundheitsmetriken wie Herzfrequenz, Schlafmuster und Sauerstoffsättigung behauptet, den Blutzuckerspiegel mithilfe eines PPG-Sensors und eines KI-Algorithmus messen zu können – was aufgrund der komplizierten Messung an eher schlecht durchbluteten Fingern eine Sensation wäre, die Datenqualität dürfte daher nicht an medizinische Standards heranreichen.
Alle auf der CES gezeigten Smart Rings bieten dennoch eine Vielzahl von Funktionen und besitzen somit ein großes Potenzial, sich zu einem »Must Wear« achtsamer Menschen zu entwickeln. Die schicken Gesundheitstracker können helfen, Vitaldaten zu überwachen, die sportliche Fitness zu überwachen und weitere wichtige Parameter zu sammeln. Mit ihrer kompakten Größe und ihrem stilvollen Design sind sie auch im Alltag praktisch und unauffällig.
Die neueste Schlaftechnologie war eine große Attraktion auf der CES 2024, insbesondere für Senioren und Pflegeeinrichtungen sollen das Körpersystem überwachende Digital Health-Produkte die Nachtruhe verbessern. De Rucci, Amira Health oder Anssil waren nur einige Firmen, die mit ihren geradezu futuristisch anmutenden Produkten die Zukunft des Schlafens verändern wollen: Durch die Nutzung künstlicher Intelligenz und die Integration in Smart-Home-Systeme sollen die medizinnahen Produkte die Schlafqualität und damit das allgemeine Wohlbefinden verbessern – und mit der guten Erholung des Körpers gesundheitlichen Risiken und Krankheiten vorbeugen.
Zu den präsentierten Innovationen gehörten u.a. Intelligente Matratzen, die das Schlafverhalten überwachen und nahtlos mit Heimsystemen wie Thermostaten und Beleuchtung zusammenarbeiten, um eine optimale Schlafumgebung zu schaffen. Die Firma de Rucci hat KI in ihre T11 Pro Smart-Matratze integriert und wurde dafür mit gleich zwei Innovation Awards der CES ausgezeichnet. In Las Vegas gab es auch Anti-Schnarch-Kissen zu sehen, die speziell entwickelt wurden, um die mit Schlafapnoe verbundenen Risiken zu verringern. Außerdem wurden KI-gesteuerte Schlafmonitore vorgestellt, die personalisierte Analysen von Schlafmustern und Gesundheitsindikatoren für ältere Menschen bieten. Und schließlich gab es Matratzen mit verstellbaren Luftpolstern, die eine individuelle Anpassung von Komfort und Unterstützung ermöglichen.
Withings hat mit dem »BeamO« ein Gerät vorgestellt, das direkt aus der TV-Serie Star Trek zu stammen scheint. Der 4-in-1-Gesundheitsmonitor ist unser »Medizingerät des Monats« und wurde mit dem CES Innovation Award ausgezeichnet. Auch wenn Viatom vor fast einer Dekade bereits ein ähnliches multifunktionales Gerät gelauncht hatte, könnte es BeamO als erstes Multiskop und Medizinprodukt mit CE-Kennzeichnung tatsächlich schaffen, in den Massenmarkt vorzudringen – dank einem erschwinglichen Preis und der Vitaldatenmessung in medizinischer Qualität.
Das smarte Medizingerät für zuhause sieht aus wie eine kleine Fernbedienung, passt in jede Hosentasche und misst vier wichtige Gesundheitsdaten: Körpertemperatur, Sauerstoffsättigung im Blut (SpO2), Herzfrequenz sowie Herz- und Lungengeräusche. Dazu sind Thermosensoren, ein Mini-Oximeter mit PPG, ein 1-Kanal-EKG mit einer Ableitung sowie ein digitales Stethoskop integriert. Die Auswertung übernimmt per Wlan- oder Bluetooth-Konnektivität eine App. Mit einer Telemedizin-Funktion können auch Remote-Sprechstunden abgehalten werden, in denen Ärzte die BeamO-Daten bewerten und Hilfe zur Benutzung des diagnostischen Multitalents geben.
Nach drei CES Innovation Awards 2022 hat Abbott auf der Tech-Messe 2024 nun »Lingo« für Endverbraucher vorgestellt. Das sogenannte Biowearable soll Diabetes-Betroffene dabei unterstützen, einen niedrigeren Glukosewert zu erreichen. Dazu zeigt der Glukose-Biosensor über eine App die molekularen Glukosedaten kontinuierlich und in Echtzeit an. So können z.B. Sportler oder Menschen, die auf ihren Blutzucker achten müssen, ihren Energiebedarf optimal abgestimmt decken – ohne in Unterzucker zu geraten.
Obwohl Abbotts Lingo es nicht das einzige Tech-Wearable zur Messung des Blutzuckerspiegels ist, verdient es Beachtung, da Abbott die Sensoren herstellt, die von den meisten der Mitbewerber verwendet werden. Und aufgrund der hohen Anzahl an Diabetikern weltweit und des großen, durch Ernährungsstile und Alterung der Bevölkerung weiter steigenden Bedarfs an einfach und bestenfalls nicht-invasiven Glukosemessgeräten werden Technologien für den Blutzucker auch in den nächsten Jahr eine Thema auf der CES sein – spätestens, wenn Apple es schaffen sollte, den Glukosewert über die smarte Uhr am Handgelenk verläßlich zu messen.
Humetrix hat in Las Vegas seine SOSQR Global Health Communication-Plattform vorgestellt, die KI verwendet, um medizinische Begriffe in über 20 Sprachen zu übersetzen. Das Digital Health-Produkt zielt darauf ab, die globale Gesundheitskommunikation zu revolutionieren, indem sie den sicheren Austausch von medizinischen Daten in 150 Ländern ermöglicht. Sie könnte somit lebensrettend sein, um Sprachbarrieren in medizinischen Situationen zu überwinden.
Gleichzeitig bringt electronRx foneDx auf den Markt, die Technologie soll Smartphones mit ausgefeilter Sensorik in Healthcare-Monitore verwandeln und konzentriert sich auf die Herz- und Lungenfunktion. Das Home Care-System will Patienten und medizinisches Fachpersonal dabei unterstützen, chronische Krankheiten effektiver zu managen, indem es über herkömmliche Smartphones Echtzeitdaten liefert.
Mittlerweile gibt es eine App, ähhh, Lösung für alles. Auch für Menschen, die zum Sport treiben das Haus nicht verlassen möchten. Das taiwanesische Industrial Technology Research Institute (ITRI) hat auf der CES seine Technologien für Indoor-Sport und die Gesundheit gezeigt, wie zum Beispiel den iGolfPutter für Indoor-Golf-Fans. Er verwendet natürlich auch KI, um den Golfschwung zu analysieren und ermöglicht das Spielen auf virtuellen Golfplätzen. Sensorchips in den Golfbällen und im Schlägerkopf sammeln, Daten zu Schwungwinkel, Schwunggeschwindigkeiten, Ballflugbahnen, -geschwindigkeiten und -wege. Unmittelbar nach jedem Schwung stellt das AIoT-Grün unter den Füßen des Spielers dynamisch das Terrain echter Golfplatzlandschaften für den nächsten Schlag des Spielers nach. iGolfPutter will ein immersives Golferlebnis bieten, das für Unterrichtszwecke genutzt werden kann.
»Der iGolfPutter nutzt KI-gesteuerte Technologie, um eine detaillierte Analyse des Skeletts und des Putts anzubieten, eine immersive Simulation eines Golfplatzes und die Möglichkeit, in Echtzeit an Fernwettkämpfen teilzunehmen.« Obwohl einer der größten Vorteile des Golfspielens darin besteht, draußen zu sein, kann die Technik helfen, für das nächste das Handicap daheim zu trainieren.