Das weltweit erste derartige Herzimplantat kommuniziert drahtlos mit i2i-Technologie und dient der Fernüberwachung von Herzrhythmusstörungen. Ärzte können den Herzschrittmacher und die Herzaktivität des Patienten in Echtzeit zu überwachen und Einstellungen ohne erneute Operation ändern.
Der amerikanische Medizingerätehersteller Abbott hat die CE-Kennzeichnung und damit die Zulassung für den europäischen Markt für den weltweit ersten elektrodenlosen Zweikammer-Herzschrittmacher zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen erhalten. Er ist insbesondere für Patienten gedacht, die an Bradykardie leiden. Bei dieser Erkrankung schlägt das Herz langsamer als normal. Die Folgen sind Schwindel, Müdigkeit und in schweren Fällen Bewusstlosigkeit. Der neue Herzschrittmacher hebt die Herzfrequenz der Betroffenen auf ein normales Niveau.
Das Besondere an dem neuen elektrodenlosen Herzschrittmachersystem ist die Methode zur Kommunikation: Das Medizingerät namens Aveir für die Zweikammertherapie besteht aus zwei Systemen. einem, das das rechte Ventrikel stimuliert (Aveir VR) und einem, das den rechten Vorhof stimuliert (Aveir AR). Jedes Implantat ist etwa ein Zehntel so groß wie ein klassischer Herzschrittmacher und kleiner als eine AAA-Batterie.
Durch die Abbott-eigene i2i-Technologie (Implantat zu Implantat) stimuliert der Schrittmacher synchron zwischen den elektrodenlosen Kammern bei jedem Herzschlag, angepasst auf den Rhythmus des Patienten. Die i2i-Technologie nutzt Hochfrequenzimpulse, um Informationen über die natürliche Leitfähigkeit des Körperblutes zwischen den gekoppelten, gemeinsam implantierten Systemen zu übertragen. Die konduktive Kommunikation verbraucht weit weniger Batteriestrom als die induktive Hochfrequenz- oder Bluetooth-Kommunikation, die häufig in implantierbaren Medizinisystem wie klassischen Herzschrittmachern zum Einsatz kommt.
| Wie funktioniert ein Herzschrittmacher? |
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Ein klassischer Herzschrittmacher ist ein kleines, batteriebetriebenes System, das durch einen chirurgischen Eingriff unter die Haut unterhalb des Schlüsselbeins implantiert wird. Über dünne isolierte Drähte, die sogenannten Herzschrittmacher-Elektroden, bringt das System die Elektrostimulationstherapie zum Herzen, und das Implantat hinterlässt oft eine Narbe auf der Brust und eine sichtbare Ausbuchtung. Im Gegensatz zu den klassischen Herzschrittmachern werden elektrodenlose Systeme durch einen minimalinvasiven Eingriff direkt in das Herz implantiert, sodass keine Elektroden erforderlich sind. Für Patienten ergeben sich daraus weniger potenzielle Komplikationen, die im Zusammenhang mit Elektroden und Infektionen auftreten können, und somit ermöglichen elektrodenlose Herzschrittmacher eine weniger einschränkende, kürzere Erholungsphase nach der Implantation. |
Von Ärzten erhält die neuartige Technologie sehr gutes Feedback, für Professor Reinoud Knops von der Abteilung für Kardiologie und Elektrophysiologie am Amsterdam University Medical Center stellt sie sogar einen »historischen Moment in der europäischen Herzmedizin« dar. »Der erste elektrodenlose Zweikammer-Herzschrittmacher ist ein Meilenstein, der unsere Möglichkeiten zur Behandlung komplexer Herzerkrankungen erweitert, das Komplikationsrisiko deutlich reduziert und den Patientenkomfort erhöht.«