Ein großartiges Debüt: Der erste »Health Electronics Summit« brachte die »heißen« Themen des Medical Engineering nach Nürnberg. 60 Teilnehmer gingen dank spannender Vorträge zu KI, Virtual Reality, Quantensensorik und »Algorithmen auf Rezept« in den intensiven fachlichen Austausch. Der Rückblick.
Wie kann KI beim Design und 3D-Druck eines individuellen Stents helfen? Welche Rolle wird Quantensensorik in der Medizin spielen? Was bringt die Apple Vision Pro für Chirurgen? Und wie verändern sich klinische Workflows und Versorgungsketten, wenn Ärzte Algorithmen verordnen?
Beim ersten »Health Electronics Summit« von Componeers wurde schnell klar: Elektronik spielt DIE wesentliche Rolle in der Digitalisierung und damit der Transformation der Medizintechnik. Dank Sensoren, Elektroden, vernetzten Medizingeräten, Apps und KI-Systemen kann jeder einzelne Schritt der Patientenreise digital oder digital unterstützt laufen. Die komplette Life-Sciences-Wertschöpfungskette kann neu gedacht werden.
Diese neue Normalität namens Digital Health soll für bessere Ärztinnen und Ärzte, für effiziente Klinik- und Praxisprozesse und für mehr Sicherheit in der Gesundheitsversorgung sorgen. Um schlussendlich dem Menschen zu dienen; oder wie die Leitende Redakteurin Ute Häußler es in ihrem Grußwort ausdrückte: »Wir alle sind Patienten«.
Das Programm des »Health Electronics Summit« bot mit Fachvorträgen, technischem und persönlichem Austausch sowie einer Podiumsdiskussion eine hochaktuelle Networking-Plattform rund um medizinische Elektronik. In Nürnberg tauschten Medizintechnikhersteller, Technologieanbieter, Entwickler, Forscher und Dienstleister sowie Ärzte ihr Wissen und ihre Erfahrung rund ums Medical Engineering aus.
»Elektronik bringt die Medizintechnik näher zum Menschen,« führte Ute Häußler weiter in die Veranstaltung. Mit smarten Wearables, der Remote- und Telemedizin sowie der digitalen Abrufbarkeit von Gesundheitsdaten und neuen Services sehen, erleben und spüren Patienten und Angehörige am eigenen Leib, wie die Digitalisierung die Diagnose, die Therapien und die Workflows dazwischen verändern. Für die Sozialgesellschaft dagegen zähle das »Große Ganze«; wie Digitalisierung in der gesamten Medizin zum Gamechanger werde.
Die Keynote von TUM-Emeritus Prof. Dr. Bernhard Wolf vom Steinbeis-Transferzentrum für Medizinische Elektronik und Lab on Chip-Systeme brachte den vollbesetzten Reihen im NH Collection Nürnberg zunächst eine oft übersehene Perspektive der Medizintechnik ins Bewusstsein: Ohne Elektronik kein menschliches Leben. Mit »Microelectronic meets Medicine: Elektronische Systeme im Lebendigen« erläuterte Prof.Dr. Wolf zentrale Entwicklungen von klassischen elektrischen Stimulationstechniken bis hin zu biohybriden Systemen, die auf molekularer Ebene mit lebendem Gewebe interagieren. Der Mensch als Embedded System. Aus seiner aktuellen Forschertätigkeit zeigte Wolf neuartige Implantate, Geräte und Lab-on-Chip-Systeme, die die Medizin durch präzise Überwachung und gezielte Therapie transformieren.
Und wie kann die Quantentechnik da helfen? »Neuartige Einblicke für die Medizintechnik mit Quantensensorik« hieß der Vortrag, in dem Dr. Michael Stoebe vom Fraunhofer IAF zeigte, mit welchen Wirkmechanismen und im Falle seines Instituts diamantbasierten Quantentechnologien die Messgrößen in der Medizintechnik immer sensitiver werden. Die nicht-invasive Erfassung von Nervensignalen an der Kopfhaut könnte langfristig zum Beispiel risikoreiche, da invasive, Neuro-Implantate überflüssig machen.
»Bei einem Erfolg unserer Forschungsarbeit könnten Brain-Computer-Interfaces die Killer-Applikation für unsere diamantbasierten Quantensensoren werden,« |
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so Dr. Stoebe. Aktuell arbeitet das Fraunhofer IAF mit der Berliner Charité im Projekt NeuroQ daran, es gelähmten Menschen über die Quantensensoren unter Alltagsbedingungen zu ermöglichen, ein Exoskelett rein über ihre Gedanken zu steuern.
Dass Sensorik für die moderne Medizintechnik weit mehr als eine technische Komponente ist, zeigte Prof. Dr. Klaus Drese vom Institut für Sensor- und Aktortechnik, der in seinem Vortrag »Smarte Sensorik für die Medizin von morgen« die AMA-Trendstudie »Sensor Trends 2030« aus der MedTech-Perspektive vorstellte. Sensoren seien DIE Quelle für Informationen in der Medizin und damit auch die Basis für vernetzte Medizingeräte und Anwendungen der Künstlichen Intelligenz.
»Es geht zunehmend darum, Prozesse und Entscheidungen auf Datenbasis zu fällen und nicht unbedingt physikalische oder chemische Größen zu bestimmen,« |
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fasste Prof. Dr. Drese einen der größten Paradigmenwechsel auf dem Weg zur sensorbasierten Präventivmedizin zusammen.
Aus Entwicklersicht sei der auch in anderen Branchen sichtbare Trend zu Embedded-Modulen mit umfassender Funktionalität zu beobachten. »Es geht immer weniger um den optimierten Messwandler, als um direkt einsetzbare Sensorsysteme - etwa in Wearables oder tragbaren Medizingeräten«. Für KMUs läge laut Drese eine große Chance darin, dass die Miniaturisierung (außer bei Smartwatches) derzeit bei »gerade noch lötbar« stagniere, während die Präzision ungebrochen weiter steige.
Die erste Kaffeepause reichte bei weitem nicht für den Gesprächsbedarf, der sich aus dem ersten Vortragsblock ergeben hatte. Zudem zeigten die beiden Aussteller »Vector Informatik« und »AddSensors« im Foyer ihre Produkte und Dienstleistungen. Es war dem exzellenten Vortrag von Carolin Kollegger zu verdanken, dass alle Teilnehmenden sofort wieder Ohr waren: Die Entwicklerin zeigte anhand dem von ihrem Team bei Infineon Technologies Austria entwickelten Single-Chip-System, wie ein Sensormodul derzeit sechs Biomarker in Laborqualität am Handy messen kann und somit das Potenzial hat, die diagnostische Wertschöpfungskette ordentlich durchzuschütteln.
Das hochintegrierte All-in-One-System kombiniert ein Sensormodul, eine NFC-Schnittstelle zur drahtlosen Datenübertragung und Energieversorgung, sowie einen Mikrocontroller mit Verschlüsselungsfunktionen. Dank Energy Harvesting kann das System batterielos betrieben werden. Das halbleiterbasierte Test-Kit erlaubt Patienten, ihre Werte unkompliziert und mobil zu erfassen, was Arztbesuche zur Blutabnahme reduzieren kann. Das Modul misst simultan bis zu sechs Biomarker und kommuniziert direkt mit Smartphones, wodurch der Lab@Home-Ansatz Diagnostik und Alltagselektronik verschmelzen lässt.
»Von der Forschung in die Klinik« ist eine der wichtigsten Maxime für den wegweisenden Elektronikeinsatz in der Medizin, erst der Einsatz in der Praxis wertschätzt die technischen Entwicklungen und offenbart den Mehrwert. Wie die multi- und hyperspektrale Bildgebung Ärzten im OP helfen kann, zwischen gesundem und kranken Gewebe zu unterscheiden, veranschaulichte Prof. Dr. Stefan Kray in seinem Vortrag »Intelligente spektrale Bildgebung für eine schnelle und sichere Gewebecharakterisierung im OP« am Beispiel des Forschungsprojekts Neospek.
Er stellte unterschiedliche Bildverarbeitungsverfahren für die nicht-invasive Erfassung von Gewebeinformationen während Darm-OPs in der Viszeralchirurgie vor, deren Ziel es ist, nekrotisches Gewebe zu detektieren und die perfekten Resektionslinien für Ärzte anzuzeigen. Damit sollen die derzeitigen Misserfolgsraten von bis zu 19 Prozent reduziert werden. Perspektivisch könnten die visuellen Analysen auch eine robotergestützte OP-Führung möglich machen.
Wer es in der ersten Pause aufgrund des intensiven Networkings noch nicht geschafft hatte, bis zum Stand von »AddSensors« vorzudringen, dem gab der Startup-Pitch vor der Mittagspause die Möglichkeit einen Einblick in die hauchdünnen Foliensensoren des jungen Technologieunternehmens und deren Einsatz in den smarten Sensorpflastern der Schwesterfirma »Pheal« zu gewinnen.
Auch nach dem Mittag am reichhaltigen Buffet ging es mit neuartigen Technologien weiter in die Zukunft der klinischen Praxis. Sebastian Wittor und Kristina Reisbich vom medizinischen Softwarehaus Bayoomed aus Darmstadt stellten ihre Mitarbeit am Projekt »Indiplant« vor, in welchem Sie eine KI-Software für die Fertigung von patientenindividuellen Stents bei Hirnaneurysmen entwicklen. Grundlage für die 3D-Visualisierung im Vorfeld des Stent-Designs sind Daten aus CT-Bildern.
Die beiden Softwarespezialisten gaben einen Einblick in die komplexe KI-Entwicklung: Zentrale technische Meilensteine waren als Basis zunächst die Konvertierung von DICOM- zu NIFTI-Daten, die Homogenisierung der unterschiedlich formatierten CT-Aufnahmen sowie die präzise manuelle Segmentierung relevanter anatomischer Strukturen. Zudem erläuterten Wittor und Reisbich anschaulich, wie durch gezielte Datenaugmentation und wiederholte Trainingsdurchläufe die Modellgenauigkeit für den 3D-Druck der Stents sukzessive gesteigert werden konnte.
Immersiv, präzise und vorallem Remote: Die 3D-Visualisierung war auch Thema des nächsten Highlight-Vortrags. Welche Vorteile und neue Arbeitsweisen immersive Technologien wie die Apple Vision Pro in den Klinikalltag bringen können, verdeutlichte Dr. Alexander Brost, Leiter klinische Innovation bei Siemens Healthineers, in seinem Vortrag »Hinter der Brille: Wie immersive Technologien die klinische Versorgung verändern«.
Anhand von 3D-Animationen und Cinematic Rendering zeigte er nicht nur neue, deutlich präzisere Darstellungsformate mit neuen Perspektiven, die sowohl eine intuitive und raumbezogene Herangehensweise in der Radiologie wie auch präzisere Eingriffe in der interventionellen Chirurgie herbeiführen können.
Die wie ein unendlicher Bildschirm in 8k-Auflösung fungierende Brille hat auch das Potenzial Radiologen die Remote-Arbeit mit Equipment auf kleinstem Raum, also auf Kopf und Nase, zu ermöglichen oder Spezialisten vom anderen Ende der Welt in der erweiterten Realität Patientenfälle zu besprechen. Aus Entwicklersicht gab Dr. Brost mit der Healthineerschen Herangehensweise ans Technologie-Scouting und den Weg zu neuen Produkten äußerst interessante Einblicke in seine Arbeit.
Das die neue Technologie nicht nur spannende Produktentwicklungen und elaborierte Medizingeräte ermöglicht, sondern in erster Linie den Arbeitsalltag von Ärzten und Medizinern verbessern kann, zeigte auch das Feedback eines anwesenden Neurologen vom Universitätsklinikum Ulm:
»Der Vortrag von Dr. Alexander Brost zu Virtual Reality am Arbeitsplatz hat mir spannende neue Perspektiven eröffnet.« |
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Eric Koziel, Assistenzarzt Neurologie und Doktorand der Humanmedizin |
Schön zu sehen: Auch nach der letzten Kaffeepause war das Auditorium noch fast vollständig gefüllt. Am Nachmittag war der Vortrag von Julian Müller von Roche Diagnostics einer der Höhepunkte: Unter dem Titel »Digitale Biomarker zeigte er anhand der CE-zertifizierten Navify-Algorithmen-Suite, was bereits heute in der Versorgungskette möglich ist, wenn Ärzte zur Diagnose nicht nur Blutwerte sondern Prognose-Scores als prädiktive Biomarker anfordern.
Leberkrebs (HCC) ist als »stiller Killer« bekannt; er wird oft viel zu spät erkannt und behandelt. Digitale Biomarker wie der GAAD- oder auch der ADAPT-Algorithmus sollen dies ändern und die Diagnose im Frühstadium stellen (mehr dazu hier: Wenn der Arzt einen Algorithmus verordnet). Julian Müller ging ausführlich auf die Hindernisse im Entwicklungsprozess mit KI und auch die derzeit noch bestehenden Schwierigkeiten bei der Erstattung ein - derzeit sind Algorithmen noch nicht vergütungsfähig.
Die Algorithmen werden künftig über eine Art »App Store« verfügbar sein und sollen die Patientenreise deutlich verkürzen sowie die Ressourcen im Gesundheitssystem deutlich besser nutzen.Würde ein Hausarzt direkt einen Leber-Score bestimmen, wären lange Wartezeiten beim Facharzt, doppelte Untersuchungen und auch unnötige Abklärungen möglicherweise obsolet. Patienten könnten direkt und zielgerichtet an die derzeit chronisch überlasteten Leberzentren überwiesen werden. Neben einer schnelleren Diagnose ohne Ärzte-Marathon würde auch die Spezialpraxen entlastet.
Wie wichtig regionale KMU als Zulieferer in der deutschen Medizintechnik sind, zeigten die beiden Kurz-Vorträge der Technologiepartner von Sioux Technologies aus Erlangen und Senetics Healthcare aus Ansbach, die im Rahmen einer Kooperation mit der MedtecLIVE-Messe auf dem »Health Electronics Summit« vertreten waren.
Sowohl Max Bartunik von Sioux wie auch Dr. Fabian Schultes von Senetics erläuterten ihre spezifischen Entwicklungsdienstleistungen in Elektronik, Hard- und Software sowie zeigten deren Beitrag in der Medizin anhand realer Anwendungen. So stellte Sioux ein System für die Überwachung von fetalen Herztönen im Mutterleib sowie für das neonatale Monitoring von Vitalzeichen vor - hier sah Fraunhofer-Mann Dr. Michael Stoebe spontan einen weiteren Anwendungsfall für die Quantensensorik, um besser zu den Signalen des Babys im Mutterleib vorzudringen.
Senetics präsentierte ein mobiles Gerät um Verstopfungen im Lumen von Urin-Kathedern zu beseitigen, in dem die Ansbacher Gehäuse, Antrieb, Steuerelektronik Stromversorgung sowie Schaltungs- / PCB-Design und Software entwickelt haben. Als zweites exemplarisches Projekt stellte Dr. Schultes eine von Senetics mitentwickelte Kopfsteuerung für Elektrorollstühle vor, womit gelähmte Patienten ihr Fahrzeug mit einem Nicken bedienen können.
An der abschließenden Podiumsdiskussion besprachen diskutierten Dr. Alexander Brost, Dr. Michael Stoebe, Dr. Agnes Musiol und Julian Müller die aktuellen Herausforderungen für die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland, von KI-und Technologie-Hürden über Bürokratie, Regulatorik und Zertifizierung bis hin zu Erstattungsproblemen technischer Systeme und KI sowie skizzierten mögliche Lösungsansätze.
»Aktuell finanzieren wir unsere KI-Dienste über die Reagenzien quer. Wichtig ist, dass wir den Algorithmus [für die künftige Vergütung] fair pro Befund bepreisen.« |
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Julian Müller, Roche Diagnostics auf die Frage der Algorithmen-Erstattung |
Auf die Frage an die Runde, wie sich die medizinische Versorgung durch digitale Hilfsmittel in den nächsten fünf Jahren konkret verändern wird, zeigte sich ein geteiltes Bild. »Wir werden deutlich mehr KI sehen, als wir es uns heute vorstellen können,« meint Dr. Brost von Siemens Healthineers. Mit einem Mehr an Sensoren und Daten gäbe es automatisch mehr Analysen, die Ärzten einfach Trends aus Daten ableiten und damit sowohl Radiologen wie auch Hausärzten ein wichtiges Werkzeug sein können, prognostizierte Brost.
Julian Müller und Dr. Agnes Musiol zeigten sich nicht ganz so zuversichtlich: »Wir haben noch zu viele verkrustete Strukturen. Der Wandel müsste deutlich schneller gehen, wir hängen leider hinterher« resümierte Müller aus seiner Erfahrung mit den digitalen Biomarkern. Moderne Technik und KI sieht er in naher Zukunft nur punktuell, Masse werde sich seiner Ansicht nach erst mit der Konsolidierung der Krankenhäuser erreichen lassen. »Wenig optimistisch« betitelt Start-Up-Gründerin Musiol die Lage auf die nächsten fünf Jahre. Aktuell würden »hauptsächlich bestehende Prozesse digitalisiert«, es bräuchte laut der Medizinbiotechnologin wohl »eine wirkliche Krise oder einen Knall, um grundlegend etwas zu verändern.« Dies werde ihrer Meinung nach wohl eher zehn Jahre dauern.
Für Dr. Michael Stoebe ist der bereits jetzt im medizinischen Alltag sichtbare Mehrwert von KI so drastisch, dass sich seiner Meinung nach innerhalb der nächsten fünf Jahre auf jeden Fall größere Veränderungen ergeben. Derzeit sei auch für kleine Budgets »extrem viel möglich« mit Künstlicher Intelligenz, für Stoebe ist aktuell »der perfekte Zeitpunkt«. Er hoffe, dass auch die Medizintechnik dieses Momentum nutze - und zeigt sich mit Verweis auf Dr. Brost vorsichtig optmisitisch.
Kaum war der zaghaft hoffnungsvolle Ausblick der Podiumsdiskussion in Worte gefasst, verdunkelte sich das Bild auf der Leinwand. Schwarz auf weiß war eine Lösegeldforderung in langen Codezeilen zu lesen: »Your data are stolen and encrypted«. Auf Deutsch: Bitcoins bitte oder Systemdaten für immer verloren.
Erste nervöse Sorgen im Publikum lösten sich mit Erscheinen von Prof. Dr. Matthias Spörrle von der Privatuniversität Schloss Seeburg in Erleichterung auf - die Folie gehörte als provokante Einleitung zu seiner dunkelschwarz-zugespitzten und leider dennoch sehr realen Abschluss-Keynote »Einfallstor Mensch: Schwachstellen der Cybersicherheit im Gesundheitswesen«. Der Wirtschaftspsychologe zeigte mit aktuellen Zahlen und Fakten, anschaulichen Vergleichen und den Folgen für Mensch und Patient das erschreckende Ausmaß von Cyberattacken und Hacks im Gesundheitswesen.
Digital Health sei »der Traum eines Hackers«, Gesundheitsdaten »wertvoller als Kreditkarten« (weil kein Ablaufdatum) und der Mensch schließlich das »schwächste Glied«. Er zeigte Schutzmaßnahmen und Verhaltenstrategien für Cybersicherheit, die den Menschen - zumindest theoretisch - auch zum Schutzfaktor machen. Doch die mahnende Essenz seines Vortrags blieb - auch dank der lebendigen und bitterschwarzen Aufbereitung - in den Köpfen der Zuhörenden kleben. Ute Häußler nahm in Ihrem Schlusswort den Ball mit Blick auf die anwesenden Entwickler und Digital-Health-Gestalter auf: »Cybersecurity ist die Aufgabe an uns«.
Die abschließende Keynote hatte einen Nerv getroffen: Cybersecurity, also sichere Medizinelektronik, ist die essenzielle und nicht verhandelbare Voraussetzung für Digital Health und jegliche Digitalisierung der Patientenreise, klinischer Workflows und der medizinischen Wertschöpfungskette. Sicherheit, Vertrauen und im Falle von KI auch Nachvollziehbarkeit und Erklärbarkeit sind Voraussetzung für die digitale Arbeit mit und am Patienten. Safety & Security, sichere KI-Entwicklung und Cybersecurity zeichnen sich neben grundlegenden Elektronik- und Halbleitertrends bereits jetzt als Kernthemen des zweiten »Health Electronics Summit« ab.
Save the Date // »Health Electronics Summit« am 22. September 2026 |
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Stuttgart, Mövenpick Airport |
Auf der diesjährigen Veranstaltung für die Medizinelektronik entstanden Diskussionen aus Fragerunden, der Austausch ging nahtlos ins Networking überging und auch lange nach der Abschlusskeynote wurden im Foyer noch inspirierende Gespräche geführt.
Bei einem gemeinsamen Glaserl entstanden neue Kontakte, Ideen für Projekte wurden skizziert und das Brainstorming rund um die Bedürfnisse von Entwicklern, Herstellern, Ärzten und Patienten bildeten den Ausklang eines praxisbezogenen und durch die Referenten fachlich hervorragend ausgestalteten Kongresstages. Die ersten Zusagen gibt es bereits: für den weiteren Dialog zwischen Elektronik und Medizin in Stuttgart im nächsten Jahr.