3 Fragen zur Tiefen Hirnstimulation

Hirn-OP im Wachzustand? Dank neuester Bildgebung unter Narkose

6. November 2025, 11:21 Uhr | Ute Häußler
Professor Ludvic Zrinzo ist Neurochirurg am Queen Square Neuroscience Health Center in London. Er ist auf die chirurgische Behandlung chronischer neurologischer Erkrankungen spezialisiert.
© Brainlab

In der funktionellen Neurochirurgie verbessert die intraoperative Bildgebung die »Tiefe Hirn­stimulation« und Epilepsietherapie. Ein Londoner Neurochirurg erklärt, warum Hard- und Software so wichtig für Ärzte und Operation sind und wie die moderne Bildgebung der Behandlung und den Patienten nutzt.

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Herr Prof. Zrinzo, was ist die Tiefe Hirnstimulation?

Ludvic Zrinzo: Die tiefe Hirnstimulation (Deep Brain Stimulation, DBS) ermöglicht es uns, Elektroden sehr präzise im Gehirn von PatientInnen zu implantieren und mithilfe von Elektrizität den abnormalen Informationsfluss im Gehirn zu regulieren. Damit können wir beispielsweise die Parkinson-Krankheit therapieren – dies ist die häufigste Indikation – aber auch Tremore oder Dystonien. Ein neuer Anwendungsbereich könnte zukünftig sein, auch psychische Störungen mit tiefer Hirnstimulation zu behandeln.

Lange Zeit konnten PatientenInnen nur im Wachzustand per DBS behandelt werden. Was hat sich geändert?

DBS wurde traditionell im Wachzustand durchgeführt, da es keine Möglichkeit gab, die Struktur des zu operierenden Gehirns mit großer Genauigkeit darzustellen. Außerdem konnten wir nicht überprüfen, ob wir das richtige anatomische Ziel erreicht hatten. Heute verfügen wir über fortschrittlichere Bildgebungsverfahren, die uns die Zielregion präzise anzeigen. Wir können die Elektroden sehr präzise implantieren und gleichzeitig überprüfen, ob wir die korrekte anatomische Stelle erreicht haben. So können wir die Operation unter Narkose durchführen, was für die PatientInnen natürlich viel weniger traumatisch ist. Die Operation unter Narkose halte ich für einen großen Fortschritt.

Wie helfen technologische Fortschritte, DBS noch präziser unter Narkose durchzuführen?

Fortschritte in der MRT, darunter anatomische Bildgebung mit höherer Auflösung, Traktografie und funktionelle Bildgebung, werden entscheidend dazu beitragen, die DBS unter Narkose noch präziser zu machen. Derzeit ist die First-Pass-Zielerfassung in 85 bis 90 Prozent der Fälle erfolgreich, aber in etwa 10 Prozent sind Anpassungen erforderlich – und wir können nicht vorhersagen, in welchen. Durch verbesserte ­Bildgebung könnte dieser Anteil auf ein bis zwei Prozent reduziert werden, wodurch das Verfahren zuverlässiger und das Vertrauen in Operationen unter Vollnarkose ­gestärkt würde.

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