Sensodrive zeigte gemeinsam mit Hittech Prontor seine Medizinrobotik-Antriebe in realistischen Demonstratoren. Medical-OEMs sollen damit OP-Roboter mit präziser und leichter Handführung sowie smarten Funktionen wie Bookmarking und Auto-Trägheitserfassung schneller und günstiger entwickeln.
Mit einem Fingerschwenk lässt sich das 20 Kilogramm schwere Operationsmikroskop am Sensodrive-Stand in Halle 3 bewegen. »Das ist die Leichtigkeit und Präzision, die Ärzte im OP brauchen«, erklärt Stephan Sporer vom Antriebsspezialisten aus Weßling. Erst im Frühjahr hatte die ehemalige DLR-Ausgründung die Sicherheitszertifizierung nach ISO 60601-1 vom TÜV Süd erhalten – und kann auf der Medica 2025 seine einbaufertigen Präzisionsantriebe nun erstmals an OP-realistischen Demonstratoren zeigen.
Nicht nur die Demo-Roboterarme sind in Zusammenarbeit mit Hittech Prontor aus dem Schwarzwald entstanden: Die neue strategische Partnerschaft der beiden süddeutschen Unternehmen soll für Medizinrobotik-OEMs die Agilität in der Entwicklung erheblich steigern. Prontor bringt Expertise in mechanischen Kinematikkomponenten und Fertigungsverfahren ein, Sensodrive die sicherheitszertifizierten Antriebe. »Gemeinsam können wir in kurzer Zeit anwendungsspezifische Kinematiken entwickeln«, betont Sporer. Die umfassende Unterstützung soll »den OEMs und Systemverantwortlichen ganz ganz viel Arbeit und Verantwortung nehmen«, beschreibt Sporer die aus der Partnerschaft entstehende Entwicklungsdienstleistung. Sensodrive und Hittech Prontor treten bereits als Duo in Medizintechnikprojekten auf.
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Die beiden Demonstratoren in Düsseldorf – ein Roboterarm für minimal-invasive Chirurgie und eine OP-Mikroskop-Aufhängung – sind massiv in Standardfertigungsverfahren entstanden. »Wir sind stolz, als kleine Firma mit 50 Leuten über die Systemgrenzen des Antriebs hinaus produktnahe Medizinrobotik entwicklen und nun auch zeigen zu können«, so Sporer.
Die SensoJoint-Antriebe bieten Funktionen, die den chirurgischen Workflow vereinfachen. Die Gravitationskompensation gleicht das Eigengewicht vollständig aus und ermöglicht federleichte Handführung selbst bei 20-kg-Systemen. Programmierbare Bookmark-Positionen lassen Operateure per Knopfdruck zwischen gespeicherten Perspektiven wechseln – etwa um ein Gefäß aus verschiedenen Orientierungen zu betrachten. Eine automatische Trägheitserfassung balanciert das System nach Konfigurationsänderungen neu aus. Wird zum Beispiel ein Anbauteil wie ein Zusatzbeobachter entfernt, stellt eine kurze Referenzfahrt die neue Trägheit fest – und das Mikroskop ist in Sekunden wieder perfekt ausbalanciert.
Die im Frühjahr erhaltene TÜV-Zertifizierung zeigt Wirkung: »Die Wahrnehmung für unsere Kompetenz ist massiv gestiegen«, berichtet Sporer. Ein Großkunde kam explizit deshalb: »Ob am Ende in einer anderen Größe oder mit ganz individuellen Anforderungen – mit der Zertifizierung haben wir bewiesen, dass wir es können,« fährt Sporer fort. Auf der Medica stellte Sensodrive die Technologie nun erstmals der breiten Fachöffentlichkeit vor – allein die Glaubhaftigkeit sei damit um Faktoren gestiegen.
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Die Marktlage dagegen beschreibt der Projektmanager Sporer differenziert: »Die Investitionsfreude ist gesunken, aber bestehende Projekte laufen mit Vollgas weiter.« Sensodrive konnte den Umsatz 2025 deutlich steigern und sieht sich gut positioniert: »In unserer Nische setzen Medizintechnik-Hersteller auf Präzision, Qualität und lokale Lieferketten – dort kann asiatische Konkurrenz sich noch nicht mit uns messen.« Auch die strategische Fokussierung auf die Medizinrobotik zahle sich laut Sporer aus: »Unsere Antriebe spielen ihre Stärken dort aus, wo Präzision gefragt ist. Die Partnerschaft mit Hittech Prontor unterstreicht unsere Positionierung als Systempartner für anspruchsvolle Robotik in der Medizin«.