KI-Translation in die Klinik

Charité bündelt KI-Kompetenz in neuem Institut

14. November 2025, 10:25 Uhr | Elektronik Medical (uh)
Mit dem Institut für Künstliche Intelligenz in der Medizin (IKIM) schafft die Charité eine zentrale Struktur für KI-Translation. Das Ziel: evidenzbasierte KI-Lösungen vom Labor in den klinischen Alltag bringen – mit Schwerpunkt auf Erklärbarkeit und Vertrauen.
© Charité / Wiebke Peitz

Mit dem Institut für Künstliche Intelligenz in der Medizin (IKIM) schafft die Charité eine zentrale Struktur für KI-Translation. Das Ziel: evidenzbasierte KI-Lösungen vom Labor in den klinischen Alltag bringen – mit Schwerpunkt auf Erklärbarkeit und Vertrauen.

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Die Charité – Universitätsmedizin Berlin will mit dem Institut für Künstliche Intelligenz in der Medizin (IKIM) seine KI-Aktivitäten von der Grundlagenforschung bis zur klinischen Implementation bündeln. Anders als reine Forschungseinrichtungen fokussiert das IKIM explizit die Translation: KI-Lösungen sollen verlässlich in die Versorgung gelangen, ihr Nutzen evidenzbasiert nachgewiesen und im Klinikalltag verankert werden.

Vom Algorithmus zur klinischen Routine

Institutsleiter Prof. Alexander Meyer, seit Mai 2025 W3-Professor für KI in der Medizin und Chief Medical Information Officer (CMIO) am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC), bringt langjährige Erfahrung in der KI-Implementierung mit. »Mein Ziel ist es, Krankenhäuser KI-reif zu bekommen und die KI effizient und sicher in die Klinik zu bekommen«, so Meyer. Seine bisherigen Projekte reichen von Systemen zur Echtzeit-Vorhersage postoperativer Komplikationen während der Intensivüberwachung bis zu aktuellen Entwicklungen zur KI-gestützten ärztlichen Dokumentation.

Meyer identifiziert das zentrale Problem vieler KI-Projekte: »Sie kommen oft nicht an ihr Ziel – und das nicht wegen schlechter Algorithmen, sondern wegen fehlender Evidenz und fehlendem Vertrauen«. Das IKIM soll diese Lücke schließen, indem Datenwissenschaftler direkt in die Klinik gebracht und KI-Agenten für den regulären Betrieb entwickelt werden. Als Erprobungsumgebung dient die digitale Modellklinik, die derzeit am DHZC entsteht.

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Der Leiter des neuen KI-Institutes Prof. Alexander Meyer trägt seit Mai 2025 W3-Professor für KI in der Medizin und ist auch Chief Medical Information Officer (CMIO) am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC).
Der Leiter des neuen KI-Institutes Prof. Alexander Meyer trägt seit Mai 2025 eine W3-Professor für KI in der Medizin und ist auch Chief Medical Information Officer (CMIO) am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC).
© Charité / Sarah_Paff

Explainable AI als Forschungsschwerpunkt

Verstärkung erhält Meyer durch Prof. Grégoire Montavon, der die erste BIFOLD-Charité-Professur für Maschinelles Lernen in der Medizin übernommen hat. Seine am IKIM angesiedelte Forschungsgruppe »Explainable Machine Learning in Medicine« entwickelt Ansätze, um KI-Entscheidungen in der medizinischen Diagnostik nachvollziehbar zu machen. Montavon, der 2013 an der TU Berlin in Maschinellem Lernen promovierte, adressiert damit ein Kernproblem aktueller Machine-Learning-Modelle, die heute oft noch als »Black Boxes« fungieren.

Das IKIM vernetzt Informatik systematisch mit Medizin und Grundlagenwissenschaft und setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit dem Berlin Institute for the Foundations of Learning and Data (BIFOLD). BIFOLD, eines von sechs nationalen KI-Zentren Deutschlands mit permanenter Förderung durch das Land Berlin und das Bundesforschungsministerium, kooperiert seit Jahren erfolgreich mit der Charité – etwa bei Projekten zur KI-gestützten Patientenüberwachung, Pathologie und erklärbaren KI. Meyer ist seit 2018 als Principal Investigator bei BIFOLD tätig.

Strukturelle Verankerung und Ausbildung

Neben Forschung und Implementation setzt das Institut auf Lehre: Eine dritte Professur ist geplant, und KI-Kompetenzen sollen systematisch in Aus- und Weiterbildung verankert werden. Meyer entwickelt zudem gemeinsam mit seinem Team eine übergreifende KI-Strategie für die Charité. Die Gründung des IKIM unterstreicht den Paradigmenwechsel in der medizinischen KI-Entwicklung: Weg von isolierten Algorithmus-Projekten, hin zu strukturierter Translation mit evidenzbasierten, erklärbaren und klinisch validierten KI-Systemen. (uh)


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