Mangelware Leistungshalbleiter

Bis zu einem Jahr Lieferzeit für Halbleiter-Fertigungsequipment

14. April 2022, 17:00 Uhr | Engelbert Hopf
© Nexperia

Seit Herbst letzten Jahres haben sich die Lieferzeiten für Leistungshalbleiter noch einmal verlängert. Sie liegen aktuell zwischen 26 und 104 Wochen, im Durchschnitt also bei 52 Wochen Plus. Der schnelle Ausbau der Fertigungskapazitäten scheitert an langen Lieferzeiten des Fertigungsequipments.

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Zügig ihre Fertigungskapazitäten ausbauen, das würde die Mehrheit der Leistungshalbleiter-Hersteller gerne – doch der Equipment-Markt lässt ein schnelles Reagieren nicht zu. »Beim Equipment für das Front End sind inzwischen Lieferzeiten von bis zu einem Jahr durchaus keine Seltenheit mehr«, gibt Dr. Dirk Wittorf, Senior Director Strategic Marketing bei Nexperia anlässlich einer aktuellen Branchenumfrage der Markt&Technik zu Protokoll. Ein zweites Problem der Branche in seinen Augen: »Es mangelt im Foundry-Bereich an 8-Zoll-Wafern.«

Blaga Udo
Udo Blaga, Avnet Silica: »Eine Reihe externe Vorfälle wie etwa Erdbeben oder Brände haben im 1. Quartal bei einigen Herstellern zur Beschädigung von Fertigungs-Equipment oder zur Kontamination von Wafern geführt.«
© Markt&Technik

»Die Wafer-Fertigungskapazitäten sind nach wie vor sehr knapp und wirken sich in vielen Produktionsbereichen am stärksten aus«, bestätigt Alastair Whitehead, Vice President Business Marketing Semiconductor bei Vishay, die Probleme am Markt, »aber auch die Versorgung mit Rohstoffen, sowohl mit Wafer-Rohstoffen als auch mit anderen Materialien, ist ein schwieriger Bereich.« Dazu kommt, dass die Logistik im Allgemeinen noch durch kurzfristige Covid-Schließungen oder -Beschränkungen beeinträchtigt wird, »das gilt sowohl beim internen Prozess als auch beim externen Versand von Fertigwaren«.

»Die größten Engpässe bestehen aktuell bei der Materialversorgung auf der Halbleiterseite sowie bei den Maschinenbauern hinsichtlich neuen Fertigungs-Equipments«, pflichtet auch Marcus Lippert, Business Development Manager bei StarPower Europe, bei.

Udo Blaga, Power Expert bei Avnet Silica, weist für die letzten Wochen auf ganz konkret aufgetretene Probleme hin: »Im 1. Quartal gab es eine ganze Reihe von externen Vorfällen wie etwa Erdbeben oder Brände, die zur Beschädigung von Fertigungs-Equipment oder zur Kontamination von Wafern geführt haben.« Zudem hätten in den vergangenen Wochen lokale Covid-19-Lockdowns im APAC-Raum bei den Back-End Fabs punktuell zu zusätzlichen Lieferzeiten geführt.

Power Woche Trends 2021
Jochen Krause, Hy Line Power Components: »Die größten Engpässe sehe ich beim Rohmaterial für das Packaging. Kapazitäten wären wohl vorhanden, können aber aufgrund von fehlendem Vormaterial nicht ausgenutzt werden.«  
© Hy-Line

Alles zusammen führt dazu, dass die Lieferzeiten für Leistungshalbleiter auf dem deutschen Markt seit dem Herbst des letzten Jahres weiter gestiegen sind und sich heute in einem Bereich von 26 bis 104 Wochen bewegen. Der Durchschnitt liegt damit in etwa bei 52 Wochen. »Sollte es etwa im Gefolge des Ukraine-Krieges nicht zu einer tiefen Rezession in Europa kommen«, so Blaga, »dürften die Lieferzeiten auch über das Jahr 2023 hinaus hoch bleiben«. Eine Einschätzung, der keiner seiner Kollegen widerspricht.

Unerfreulich auch für die Anwender: Die Preise werden wohl weiter steigen. Allgemein werden dafür von den Befragten steigende Rohmaterial-, Produktions-, Energie- sowie Logistik- und Transportkosten genannt. Lippert vermutet sogar noch einen weiteren Grund: »In vielen Unternehmen gibt es den Druck von Aktionärsseite, angesichts ausgereizter Kapazitäten und somit fehlenden Mengenwachstums zumindest auf der Ergebnisseite von den Engpässen am Markt zu profitieren.« 

Mehr über die aktuellen Entwicklungen auf dem deutschen Leistungshalbleiter-Markt erfahren Sie im Schwerpunkt der Ausgabe 15-2022.


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