Zudem ist eine Sonderentwicklung zu verzeichnen ist: Die chinesischen Unternehmen sind aggressiver im Aufkauf nicht-chinesischer Unternehmen geworden. 2000 hatten Firmen mit Sitz in China am gesamten Halbleitermarkt noch keinen Anteil, bis 2015 ist er auf 3 Prozent gewachsen. Zum Vergleich: Noch dominieren mit 50 Prozent amerikanische Firmen den Halbleitermarkt, der Anteil der Firmen mit Hauptsitz in Japan liegt bei 11 Prozent, gefolgt von europäischen Firmen mit 10 Prozent. Es liegt nahe anzunehmen, dass über die nächsten Jahre der Anteil chinesischer Unternehmen stark steigen wird.
Schon seit 2010 sind die chinesischen Halbleiterunternehmen um nahezu 25 Prozent gewachsen. Zur Erinnerung: Der globale Durchschnitt lag in diesem Zeitraum bei 2 Prozent. Zwar geht das chinesische Wachstum von einer niedrigen Ausgangsbasis aus, aber es konzentrierte sich vor allem auf 2015. Und noch etwas gibt zu denken: Rund die Hälfte der Universitätsabsolventen in China studierten ein Fach aus dem MINT-Bereich. In den USA liegt der Anteil bei 15 Prozent, in Europa bei 38 Prozent.
Merger-Mania
Was die Merger-Euphorie ebenfalls beflügelt: Es sind große Marktanteile erforderlich, um das Kapital aufbringen zu können, das erforderlich ist, um an der Spitze technisch mithalten zu können. Wo liegt die berühmte kritische Masse derzeit? Noch vor kurzem hätte Stephan zur Verth sie auf 1 bis 2 Mrd. Dollar Umsatz geschätzt, jetzt setzt er sie auf einen Wert unter 10 Mrd. Dollar an. Nur Unternehmen mit speziellen Nischenprodukten könnten im Wettbewerb bestehen, wenn sie kleiner sind. Zu bedenken ist nach seinen Worten trotz alle Merger-Euphorie aber auch, dass der Erfolg von Mergern nicht nur davon abhängt, dass die Produktgruppen der Unternehmen zusammen passen, sondern dass es gelingt, so profane Dinge wie die IT und die unterschiedlichen Kulturen zusammen zu führen. »Sonst ist das schöne Geld für Übernahmen zum Fenster hinaus geworfen!«, erklärt Stephan zur Verth, der es wissen muss, arbeitet er doch im Hauptberuf bei NXP.