Wachstum trotz Handelsbarrieren

Deutsche Elektromedizin auf Exportkurs, US-Zölle bremsen Geschäft

26. November 2025, 12:20 Uhr | Ute Häußler
Die deutsche Elektromedizin-Industrie erzielt einen Großteil ihrer Umsätze auf internationalen Märkten. Modernste Medizintechnik »Made in Germany«, zum Beispiel Diagnosesysteme und Geräte für die Intensivmedizin, ist weltweit stark nachgefragt und steht für Qualität und Innovation.
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Deutsche Elektromedizin-Hersteller haben 2025 bis Ende August im Wert von 12,1 Milliarden Euro exportiert – ein Plus von acht Prozent. Trotz US-Zollerhöhungen und eines Exporteinbruchs im August konnten die OEM die Verluste kompensieren. Die Forderung nach besseren Standortbedingungen wächst.

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Die deutsche Elektromedizin-Industrie bleibt auf Wachstumskurs: In den ersten acht Monaten 2025 exportierten Unternehmen Waren im Wert von 12,1 Milliarden Euro – ein Anstieg von rund acht Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (11,2 Milliarden Euro). Mehr als 70 Prozent der Branchenumsätze entfallen auf europäische und internationale Märkte, wie Hans-Peter Bursig, ZVEI-Bereichsleiter Gesundheit, am Rande der Medica in Düsseldorf betonte. Zur Elektromedizin zählen Röntgengeräte, Magnetresonanztomographen sowie Geräte für Intensivmedizin und minimalinvasive Operationen.

Treiber der positiven Entwicklung sind laut Bursig der globale demografische Wandel und die digitale Transformation im Gesundheitswesen. Diese Trends erfordern von Herstellern strategische Weitsicht in der hochwertigen Produktentwicklung – eine traditionelle Stärke deutscher Produzenten auf internationalen Märkten.

Hans-Peter Bursig: Deutschland hat die Chance, wichtige Impulse für das gesamte EU-Gesundheitssystem zu setzen.
Hans-Peter Bursig, Bereichsleiter Gesundheit beim ZVEI forderte am Rande der Medica besserer Bedingungen für die Medizintechnikfirmen in Deutschland. Der von der Bundesregierung angestoßene Dialog sei längst überfallig, »um die Ausgangsposition der deutschen Elektromedizin zu stärken«.
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US-Zölle führen zu Einbruch im August

Knapp die Hälfte der Exporte (48 Prozent) gingen nach Europa. Die wichtigsten nationalen Zielmärkte sind die USA (24 Prozent), die Niederlande (10 Prozent), China (6 Prozent), Frankreich (5 Prozent) und Großbritannien (4 Prozent). Die USA-Exporte stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Prozent, wobei Vorzieheffekte nach Ankündigung der Zollerhöhungen eine Rolle spielten. Während die Zollerhöhung im April die Ausfuhren nicht dämpfte, brachen die Exporte im August um 29,4 Prozent ein – vermutlich als Reaktion auf weitere Zollsteigerungen. Dennoch stiegen die Gesamtexporte im August 2025 um 1,3 Prozent, da positive Entwicklungen in anderen Märkten die US-Rückgänge ausgleichen konnten.

Standortbedingungen müssen besser werden

Die Branche fordert die Bundesregierung auf, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Elektromedizin durch verbesserte Standortbedingungen zu sichern. Bursig betonte, dass wachsende Unsicherheiten in globalen Lieferketten und Handelshemmnisse wie US-Zölle die Industrie belasten. Der vom Bundeskanzleramt initiierte Pharma- und Medizintechnikdialog mit den Bundesministerien für Gesundheit, Wirtschaft und Forschung sei ein wichtiges Signal, um die starke Position der deutschen Elektromedizin zu stärken. (uh)


Deep Dive: F & E in der deutschen Medizintechnik

Der ZVEI arbeitet für seine Mitgliedsunternehmen daran, die Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung in der Medizintechnik in Deutschland zu verbessern.
Der ZVEI arbeitet für seine Mitgliedsunternehmen daran, die Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung in der Medizintechnik in Deutschland zu verbessern.
© ZVEI

Die Gesundheitswirtschaft erringt ihre Leistungskraft neben den starken Produktivfaktoren in Deutschland vor allem aus ihren Investitionen im Bereich der Forschung und Entwicklung. Nach Angaben aus der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung (GGR) wuchsen diese Ausgaben in der letzten Dekade um 31%, was einer jährlichen Steigerung von gut 3% entspricht. Übertroffen werden diese beachtlichen Veränderungsraten laut GGR aus dem Teilbereich der Medizintechnik mit kumuliert sogar 39%, was in jedem Jahr einem Plus von 3,7% entspricht.

Die Erfolge auf den internationalen Märkten stehen insbesondere in der medizintechnischen Industrie in Zusammenhang mit den F&E-Aktivitäten. Neben der Wettbewerbsfähigkeit im Ausland gilt es aber auch, die Forschung und die Produktion am Standort Deutschland zu halten. Dazu gehört eine zügige und breite Anwendung innovativer Technologien im deutschen Gesundheitssystem. Wichtige Hemmnisse liegen hier in den komplexen Vergütungssystemen der Versorgungsbereiche und der Beherrschung der GKV-Regelungen. (Quelle: ZVEI)


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