Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert das Projekt »DISRUPT« mit rund 10 Mio. Euro. Das Team aus TU Delft, Fraunhofer IAF und University College Dublin entwickelt eine digitale Hochfrequenztechnik, die den Energieverbrauch künftiger 5G- und 6G-Netze deutlich senken soll.
Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat das Projekt DISRUPT, das unter der Leitung der TU Delft (Niederlande) in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF und dem University College Dublin (UCD, Irland) durchgeführt wird, mit einem Synergy Grant ausgezeichnet. Das Projekt erhält eine Förderung von rund 10 Millionen Euro, um eine vollständig digitale Hochfrequenzarchitektur für Leistungsverstärker zu entwickeln, die den Energieverbrauch von Mobilfunknetzen der nächsten Generation – wie 5G und 6G – um bis zu 50 Prozent senken soll.
DISRUPT (Digital RF Power) ist ein Forschungsprojekt, das sich mit den zunehmenden ökologischen Auswirkungen der drahtlosen Kommunikation befasst. Der derzeitige CO₂-Fußabdruck globaler drahtloser Kommunikationsnetze ist vergleichbar mit dem des Luftverkehrs und macht 2 bis 3 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen aus. Ohne größere Innovationen wird dieser Anteil mit der zunehmenden Verbreitung von 5G- und 6G-Kommunikationssystemen stark ansteigen.
Das Projekt vereint vier weltweit führende Forscher:
Dieses Forschungsteam wird durch vier hochqualifizierte Nachwuchsforschende ergänzt: Dr. Morteza Alavi (TU Delft), Dr. Prof. Masoud Babaie (TU Delft), Dr. Chang Gao (TU Delft), TU Delft und Dr. Thomas Fritzsch (Fraunhofer IZM).
Ihr gemeinsames Ziel ist die Entwicklung einer vollständig digitalen Sender-Architektur, die die energieintensivsten Komponenten der drahtlosen Infrastruktur ersetzt: die analog dominierten Basisstationen, die für über 70 Prozent des Energieverbrauchs des Netzwerks verantwortlich sind.
Das Projekt verfolgt einen grundlegend neuen Ansatz: die Co-Integration von fortschrittlichem CMOS mit einer noch zu entwickelnden segmentierten III-Nitrid (III-N)-Halbleiterplattform. Diese Integration ermöglicht einen vollständig digitalen HF-Sender bestehend aus Tausenden von ultra-schnellen III-N-FET-Bauelementen mit niedrigem Spannungsschwellenwert, die in Switch-Bank-Arrays angeordnet sind. Diese Bauelemente werden mit einer Genauigkeit von Pikosekunden einzeln gesteuert von einer CMOS-Treiberschicht, die über ultra-dichte Flip-Chip-Verbindungen montiert ist.
Diese einzigartige digitale Struktur ermöglicht die gezielte Erzeugung von leistungsstarken, breitbandigen, kohärenten Hochfrequenz-Signalen mit präziser Kontrolle der Amplitude und Phase. Die Plattform wird auch wegweisende neue Techniken zur Steigerung der Energieeffizienz bieten und eine nahtlose Integration von digitaler Signalverarbeitung, Taktgenerierung, Fehlerkorrektur und KI-basierter Signaloptimierung ermöglichen.
Das DISRUPT-Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, digitale Sender für 5G- und 6G-Anwendungen zu entwickeln. Dabei wird das Konsortium eng mit Partnern aus der Industrie zusammenarbeiten, um einen schnellen Technologietransfer und langfristigen gesellschaftlichen Nutzen zu gewährleisten.
Die Vision des Teams ist es, einen neuen globalen Benchmark für energieeffiziente drahtlose Infrastruktur zu setzen, damit zukünftige Mobilfunknetze den steigenden Datenbedarf decken können und gleichzeitig die Umweltbelastung minimiert wird.
Der ERC hat die Vergabe von Synergy-Grants in Höhe von insgesamt 684 Millionen Euro bekannt gegeben, mit denen 66 Forschungsteams in Europa und darüber hinaus unterstützt werden sollen. Diese wettbewerbsorientierten Fördermittel zielen darauf ab, eine intensive Zusammenarbeit zwischen Spitzenforschern zu fördern, damit diese ihr Fachwissen und ihre Ressourcen bündeln können, um die komplexesten wissenschaftlichen Herausforderungen anzugehen.
»Die Zusammenarbeit steht im Mittelpunkt der ERC Synergy Grants«, sagt Professor Maria Leptin, Präsidentin des Europäischen Forschungsrats. »In unserer jüngsten Runde werden Forscherteams ihre Kräfte bündeln, um gemeinsam die komplexesten wissenschaftlichen Herausforderungen anzugehen – diesmal sind sie internationaler denn je. Der Wettbewerb war hart, viele hervorragende Vorschläge konnten nicht gefördert werden. Mit mehr Mitteln könnte der ERC diesen Reichtum an erstklassiger Wissenschaft voll ausschöpfen. Solche wissenschaftlichen Vorstöße sind es, die Europa braucht, um wirklich an der Spitze zu stehen.«