Traco hat 2016 eine eigne Niederlassung in den USA eröffnet, 2018 kam Frankreich hinzu. Wie haben sich diese Niederlassungen seither entwickelt? Planen Sie die Eröffnung weiterer Niederlassungen im Ausland?
Wir blicken beim Thema Auslandsniederlassungen ja auf die über 30-jährige, sehr erfolgreiche Geschichte von Traco Power Deutschland zurück. Der Entscheid, zusätzliche lokale Traco-Power-Niederlassungen in den USA und Frankreich zu eröffnen, hat sich als goldrichtig herausgestellt. Unsere Tochtergesellschaften in den USA und in Frankreich funktionieren hervorragend. Mit unseren Niederlassungen wollen wir unseren Kunden und Distributionspartnern einen Mehrwert bieten, indem diese durch ein lokales Team vor Ort proaktiv unterstützen und schnellen, nachhaltigen Support bieten. Die Auswahl der richtigen Leute vor Ort ist dabei das wohl entscheidendste Kriterium für den Erfolg. Sowohl in den USA als auch in Frankreich leiten Geschäftsführer die Niederlassungen, die die Branche seit Jahrzehnten kennen, und mit denen wir schon seit Jahren „verbunden“ sind.
Mit Puls und Phoenix Contact gibt es in Deutschland zwei starke Wettbewerber im DIN-Schienen-Bereich. Wo sehen Sie Traco in diesem Markt weltweit?
Wir erwirtschaften einen signifikanten Teil des weltweiten AC/DC-Marktes durch DIN-Schienen-Netzteile. Wir sind in diesem Marktsegment ein etablierter und erfolgreicher Hersteller. Das spüren wir auch daran, dass wir unsere DIN-Schienen nicht nur unter eigener Marke verkaufen, sondern dass sich aufgrund ihrer Produkteigenschaften auch andere Stromversorgungsfirmen unserer DIN-Schienen „bedienen“ und diese mit Ihrer eigenen Marke umlabeln. Hervorzuheben sind große Wachstumszahlen bei modifizierten Standards und Custom-Produkten.
Traco ist ein „virtueller“ Stromversorgungshersteller. Sie entwickeln, fertigen dann aber vor allem bei asiatischen Partnern. Arbeiten diese Partner exklusiv für Sie?
Die Stromversorgungsgeschichte von Traco Power begann in den 1970er-Jahren mit dem Vertrieb von Dynavox-Geräten in der Schweiz. Vor über 30 Jahren entschied sich die Eigentümerfamilie dann, DC/DC-Wandler und AC/DC-Netzteile selbst zu entwickeln und zu produzieren. Dazu wurde im irischen Wexford ein eigenes Werk mit rund 40 Mitarbeitern gegründet. Im Zuge der Globalisierung verschob sich die Serienfertigung der Produkte dann nach Asien. In Wexford erfolgt seither die Entwicklung und der Prototypenbau vieler unserer Produkte. Dieses Jahr haben wir einen zweiten Entwicklungsstandort im irischen Cork eröffnet und sind laufend daran, unsere Entwicklungskapazitäten auszubauen. Je nach Produktgruppe erfolgt die Serienfertigung der DC/DC- und AC/DC-Wandler dann bei langjährigen, loyalen Produktionspartnern in China, Taiwan oder Japan. Mit unseren Produktionspartnern pflegen wir seit Jahrzehnten eine enge, loyale Freundschaft und sind meistens der größte Auftragsgeber. Über diese Partner, mit denen wir auch in enger Zusammenarbeit neue Produkte entwickeln, haben wir zudem Zugriff auf eine Vielzahl von hochspezialisierten Entwicklern.
Sie haben durch die Fertigung in Asien ja auch die Möglichkeit dort zu Sourcen. Ist das ein Vorteil, oder hat sich das im Zuge des massiven Bedarfsanstiegs in Asien inzwischen in einen Nachteil umgekehrt?
Unser Stromversorgungsportfolio ist mit über 6000 Modellen noch überschaubar. Trotzdem war das Frühjahr 2020 ein logistischer Albtraum. Da unsere Produkte meist als Cargo-Fracht im normalen Personenflugverkehr transportiert werden, mussten wir auf die Schnelle neue Lieferkanäle etablieren. Das war für uns eine große Herausforderung, die wir aber insofern gemeistert haben, als dass unsere große Verfügbarkeit jederzeit garantiert war. Zur Frage des Sourcings. Unser Vorteil ist, dass wir mit unseren Produktionspartnern seit Jahrzehnten zusammenarbeiten. Somit sind Langzeitbedarfe bekannt und unsere Partner können entsprechend disponieren.
Kommen wir noch einmal auf Wexford zurück. Sie entwickeln dort seit einigen Jahren wieder verstärkt kundenspezifische Lösungen. Was bedeutet für Sie dabei konkret kundenspezifisch?
Unser Ziel ist es Stromversorgungsproblemlöser für die Entwickler zu sein. Wenn ein Entwickler nach einer Lösung sucht, die außerhalb unseres Standardprogramms liegt, und dieser am Markt nichts Passendes finden kann, versuchen wir zusammen mit ihm eine optimale Lösung zu finden. Auch wenn keine exakt passende Lösung für die Anforderung des Entwicklers existiert, ist häufig keine vollständige Neuentwicklung der Stromversorgung notwendig, um die Lücke zwischen dessen Anforderungen und der vorhandenen Standardstromversorgung zu schließen. Oft kann ein vorhandenes Produkt modifiziert werden, um die Lücke zwischen Anforderung und Datenblatt zu schließen. In anderen Fällen genügt auch eine Zertifizierung, um sicherzustellen, dass eine Stromversorgung in einer spezifischen Applikation zuverlässig eingesetzt werden kann.