Vom Startup zum Börsenaspiranten

IPO im Herbst: Geht Brainlab an die Börse?

27. Januar 2025, 11:53 Uhr | Ute Häußler
Der Hauptsitz von Brainlab in München-Riem.
© Brainlab

Marktkapitalisierung nach Rückzug des Gründers Stefan Vilsmeier: Brainlab scheint für die zweite Jahreshälfte einen Börsengang in Frankfurt anzustreben. Das Münchner Unternehmen für Medizintechniksoftware und OP-Planung könnte dabei mit rund zwei Milliarden Euro bewertet werden.

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Noch ist nichts bestätigt: Das Münchner Medizintechnikunternehmen Brainlab soll für Herbst einen Börsengang planen. Laut Informationen der Nachrichtenplattform Bloomberg hat die auf Software für Operationen und Tumor-Strahlentherapie sitzende Firma bereits Investmentbanken aufgefordert, sich für eine Rolle beim Börsengang zu bewerben und arbeitet mit einem Berater zusammen, um die Börsenpläne zu koordinieren. Allerdings betont Brainlab gegenüber Bloomberg, dass bisher keine endgültige Entscheidung über einen Börsengang getroffen wurde und noch keine Banken mandatiert worden sind.

Diese Aussage bestätigt Brainlab auch auf Anfrage der Elektronik Medical:

»Als Marktführer im Bereich der digitalen Medizintechnik hält sich Brainlab alle Optionen offen, um langfristiges Wachstum zu fördern und den Shareholder-Value zu maximieren. Es wurde weder eine Entscheidung über einen Börsengang getroffen noch ein Mandat an Banken erteilt.«

Das Medizintechnik-Unternehmen würde mit dem Börsengang vor einem wichtigen Meilenstein stehen: 1989 von Stefan Vilsmeier in Poing gegründet waren bereits damals »präzisere Operationen« die Vision. Was mit einer Navigationssoftware für die Neurochirurgie begann, hat sich zu einem umfassenden Portfolio an vernetzten Medizintechnologie-Produkten für die OP-Planung und Krebstherapie entwickelt. Mittlerweile ist Brainlab weltweit etabliert, über 15.800 Brainlab-Systeme sind derzeit im Einsatz. Das Unternehmen verbindet dabei geschickt Software und Hardware zu integrierten Systemen für die moderne Medizin - und ist dank seines Erfolgs auf 2400 Mitarbeiter angewachsen, mit Hauptsitz rund um den Tower des alten Münchner Flughafens.

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Das Timing des Brainlab-Börsengangs

Die Nachricht vom geplanten Börsengang kommt kurz nach einem Wechsel in der Geschäftsführung. Seit Mitte Januar ist Rainer Birkenbach neuer Vorstandschef, Rudolf Kreitmair fungiert als Finanzvorstand. Gründer Vilsmeier zog sich zum Jahreswechsel aus dem operativen Geschäft zurück und wechselte in den Aufsichtsrat. Der jetzt angedachte Börsengang könnte für Brainlab und seine Eigentümer einerseits den Firmenwert steigern sowie gleichzeitig eine weitere Expansion finanzieren.

Der IPO-Zeitpunkt erscheint also passend und günstig, nicht zuletzt, da sich die Marktbedingungen wieder deutlich stabilisiert haben und profitable Unternehmen auf dem »konstruktiven Markt« derzeit gute Chancen auf erfolgreiche Börsengänge haben. Die Aktienmärkte befinden sich auf Rekordhöhe.

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Stefan Vilsmeier übergab im Januar den CEO-Posten an Rainer Birkenbach.
© Brainlab

Birkenbach: Zweiter Anlauf nach 2001

Es ist nicht der erste Versuch des Unternehmens, an die Börse zu gehen. Bereits im Jahr 2001 plante Brainlab einen Börsengang, der jedoch zwei Tage vor dem geplanten Termin am 5. Juli abgesagt wurde. Damals sollten 5,1 Millionen Aktien zu einer Bookbuilding-Spanne von 13,50 bis 17 Euro platziert werden. Brainlab war damit das letzte Unternehmen, das seinen Börsengang am Neuen Markt nach dem Platzen der Dotcom-Blase absagte. Im Nachhinein ermöglichten sich die Münchner mit zwei Privatplatzierungen von insgesamt 25 Millionen Euro eine shareholder-unabhängige Expansion und Brainlab wuchs zu einem globalen Marktführer für bildgestützte Medizintechnologie mit Präsenz in 127 Ländern.

Rainer Birkenbach spielt als neuer CEO von Brainlab eine zentrale Rolle bei der strategischen Ausrichtung und den aktuellen Börsenplänen des Unternehmens. Er ist seit 30 Jahren im Unternehmen und war zuvor CTO, hat also die technologische Entwicklung maßgeblich geprägt. Er gilt als enger Vertrauter von Gründer Vilsmeier und teilt dessen strategische Vision.


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