Siemens Healthineers hat die CE-Zertifizierung für einen neuartigen Bluttest erhalten, der die Behandlung von Multipler Sklerose (MS) verbessern könnte. Der mit Novartis entwickelte Test misst den Biomarker Neurofilament Light Chain (NfL) und könnte auch bei ALS, Schlaganfällen oder Demenz helfen.
Der NfL-Test soll noch dieses Jahr in Europa auf den Martk kommen und zusammen mit anderen klinischen, bildgebenden und labordiagnostischen Befunden dazu beitragen, das Risiko für MS-Schübe bei Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose (RMS) vorherzusagen.
»Was für Menschen mit MS nach wie vor gebraucht wird, ist ein leicht zugänglicher, kostengünstiger und präziser Bluttest, der frühe Anzeichen von neuronalen Schädigungen und Krankheitsaktivität anzeigt«, sagt Dr. Dennis Gilbert, Leiter der Forschung und Entwicklung für Diagnostik bei Siemens Healthineers.
Multiple Sklerose ist eine entzündliche Autoimmunerkrankung, die weltweit fast 2,8 Millionen Menschen betrifft. Bisher gibt es keine Heilung, aber Behandlungen können den Krankheitsverlauf verlangsamen. Der neue Bluttest könnte Ärzten helfen, die Krankheitsaktivität früher zu erkennen und besser zu überwachen.
Der Zugang zu einem Test zum Nachweis dieses Proteins, das die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann, um somit frühere Vorhersagen zur Krankheitsaktivität treffen zu können, wäre ein entscheidender wissenschaftlicher Fortschritt für Menschen mit MS |
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Dr. Dennis Gilbert, F&E-Leiter Diagnostik bei Siemens Healthineers |
Zudem zeigt der Neurofilament-Leichtketten-Bluttest (NfL) von Siemens Healthineers auch bei anderen neurologischen Erkrankungen vielversprechende Anwendungen. Der NfL-Biomarker, der auf neuronale Schädigungen hinweist, könnte in verschiedenen klinischen Kontexten wertvolle Einblicke bieten:
Alzheimer-Krankheit und andere Demenzen:
Studien haben gezeigt, dass erhöhte NfL-Werte im Blut mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer korrelieren. Der Test könnte helfen, den Krankheitsverlauf zu überwachen und die Wirksamkeit von Behandlungen zu beurteilen.
Traumatische Hirnverletzungen:
Bei Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma können NfL-Werte im Blut als Indikator für das Ausmaß der neuronalen Schädigung dienen. Dies könnte die Diagnose und das Management von Hirnverletzungen verbessern.
Amyotrophe Lateralsklerose (ALS):
NfL wird auch als potenzieller Biomarker für ALS untersucht. Erhöhte NfL-Werte könnten auf das Fortschreiten der Krankheit hinweisen und somit eine frühere Intervention ermöglichen.
Schlaganfall und andere cerebrovaskuläre Erkrankungen:
Bei Schlaganfallpatienten könnten NfL-Werte helfen, das Ausmaß der Hirnschädigung zu bestimmen und die Prognose zu verbessern. Auch bei subklinischen Schäden wie asymptomatischen Schlaganfällen könnten NfL-Werte nützlich sein.
Psychiatrische Erkrankungen:
Erste Studien deuten darauf hin, dass NfL auch bei bestimmten psychiatrischen Erkrankungen, die mit neuroaxonalem Schaden einhergehen, als Biomarker dienen könnte. Dies könnte neue Wege für die Diagnose und Behandlung solcher Erkrankungen eröffnen.
Experten gehen davon aus, dass Bluttests auf Biomarker wie NfL die gängige Behandlung in der Neurologie bald verändern. Der Test von Siemens Healthineers soll auf gängigen Laborplattformen durchgeführt werden können und damit einer breiten Patientengruppe zugänglich sein. Wenn das Risiko einer MS-bedingten neuronalen Schädigung bei RMS früher erkannt wird, stehen bessere neurologische und sonstige medizinische Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, so dass Rückfälle und eine Verschlechterung der Krankheit möglicherweise verhindert werden können. (uh)