Der chinesische Stromversorgungs-Hersteller Mornsun ist auf der Sanktionsliste des US-Außenministeriums gelandet und bei vielen seiner Kunden in Europa gehen die Alarmsignale los. Bei Exporten in die USA ist die Verwendung von Mornsun seit dem 1. Mai ein absolutes No-Go!
Spätestens dann, wenn nachts ein Anruf mit einer Vorwahl aus China ankommt, und ein aufgelöster Kunde am anderen Ende der Leitung fleht, er brauche unbedingt Hilfe, weil sein bisheriger Lieferant auf einmal auf der Sanktionsliste des US-Außenministeriums gelandet sei, und quasi über Nacht dessen US-Geschäft im Solarbereich auf der Kippe steht, dann wissen Sie definitiv, dass es brennt!
Konkret geschehen ist das kurz nachdem das US-Außenministerium am 1. Mai seine Sanktionsliste gegen Russland aktualisiert hat (siehe Titelstory). Darauf erscheinen nun auch chinesische Namen, die ihr Russlandgeschäft offenbar für lukrativer hielten, als die Gefahr, dadurch auf der US-Sanktionsliste zu landen. Bad Risk-Management! Seitdem ist die Aufregung nicht nur in der chinesischen, US-exportorientierten Elektronikbranche groß, auch hier in Europa und in Deutschland scheint es an einigen Stellen lichterloh zu brennen.
Nicht besonders hilfreich ist es dabei, dass Mornsun, um diesen chinesischen Stromversorgungshersteller geht es hier, inzwischen zwar weltweit alle Distributoren von seiner Site gelöscht hat, ansonsten aber bisher kein offizielles Statement dazu erfolgte, warum man auf die Sanktionsliste geraten ist, und was man tut, um schnellstmöglich wieder von dieser gelöscht zu werden.
Erschwerend kommt hinzu, Mornsun steckt nicht nur in den Produkten gleichen Namens, Mornsun zählt auch zu den großen Lablern dieser Branche. Wer also bislang ein Produkt von X, Y oder Z eingesetzt hat, bekommt genau dieselben Probleme, als wenn er ein Original-Mornsun-Produkt eingesetzt hätte – so zumindest aktuell der Stand der Dinge. Damit weitet sich der Kreis der Betroffenen noch einmal deutlich aus.
Ganz kompliziert wird es, wenn es sich auch noch um kundenspezifisch modifizierte Wandler handelt, die sich nicht einfach durch ein anderes Standardprodukt ersetzen lassen. Entsprechend groß ist darum aktuell der Gesprächsbedarf bei Entwicklern, Einkäufern und in einigen Produktionsstätten. Für alles, was Richtung USA geht, ist Mornsun seit dem 1. Mai ein No-Go.
Inzwischen warnen die Ersten davor, in der aktuellen Panik in die nächste potenzielle »Falle« zu tappen. Wenn aktuell Ersatz »Made in Taiwan« angeboten wird, lässt sich durchaus die Frage stellen, wie geopolitisch sicher diese Quelle in naher Zukunft sein wird? Risk-Management hat eben auch zukünftige Szenarien im Blick, nicht nur aktuelle. Am einfachsten ließe sich das Problem mit Wandlern »Made in Europe« lösen - aber davon gibt es eben nicht mehr allzu viele.