Gleichstrom für die Industrie

»Ein wesentliches Element der All Electric Society!«

21. September 2023, 10:15 Uhr | Heinz Arnold
Dr. Hartwig Stammberger: »Niederspannungsgleichstromnetze sind wirtschaftlicher und viel effizienter als AC-Netze, sie senken den CO2-Fußabdruck deutlich. Diese Erkenntnis setzt sich jetzt durch bis hinauf in die Politik.«
© Eaton, ODCA

Neun Monate nach ihrer Gründung ist die Open Direct Current Alliance bereits kräftig gewachsen. Dr. Hartwig Stammberger erklärt, warum das Interesse so groß ist und was die ODCA tut, um Gleichstrom in die Betriebe zu bringen.

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Markt&Technik: Im November 2022 haben 33 Unternehmen die Open Direct Current Alliance, kurz: ODCA, gegründet. Wie hat sich die ODCA bisher entwickelt?

Dr. Hartwig Stammberger, Sprecher des Vorstandes der ODCA: Das Interesse ist sehr groß, wir konnten inzwischen bereits auf 50 Mitglieder wachsen; darunter sind auch große internationale Unternehmen. Das ist wichtig, denn wir wollen das Thema auf europäischer Ebene und weltweit vorantreiben. Immerhin gehörten Firmen wie Danfoss, Eaton, Schneider Electric und Siemens zu den Gründungsmitgliedern.

Wie genau läuft die Arbeit innerhalb der ODCA ab?

Wir haben zwei Ebenen der Kooperation etabliert. Erstens gibt es zweimal pro Jahr eine Mitgliederversammlung, die zwei Tage dauert. Dort wird besprochen, was die Aktivitäten in den Arbeitskreisen gebracht haben, sodass alle Mitglieder darüber informiert sind, was innerhalb der ODCA läuft und welche Ergebnisse dies gebracht hat.

Die zweite Ebene der Kooperation bilden die sechs Working-Groups. Aktuell haben bereits vier Working-Groups die Arbeit aufgenommen: Die Gruppe »Open Technology« kümmert sich um technische Themen und Standardisierungen. Die zweite Working-Group beschäftigt sich mit dem Thema Kommunikation. Sie ist in zwei Einheiten unterteilt; die erste kümmert sich um die Kommunikation innerhalb der ODCA, die zweite sorgt für die externe Kommunikation, sowohl digital als auch im Rahmen von Präsenzveranstaltungen wie z. B. Messen.

Außerdem verschicken wir Pressemitteilungen, um die Öffentlichkeit darüber zu informieren, welche Fortschritte es im Bereich der Gleichstromübertragung im Niederspanungsbereich gibt.

Hat die ODCA bereits nach außen gewirkt?

Wir waren auf der Hannover-Messe mit einem Stand vertreten, der sehr gut besucht war, das Thema ist also auch dort auf großes Interesse gestoßen. Auf der Jahrestagung des ZVEI Ende Mai war die Gleichspannung ebenfalls ein Thema und wir konnten zeigen, dass ihr Einsatz im Niederspanungsnetz viel wirtschaftlicher und effizienter ist als die heutigen AC-Netze. Ich hatte den Eindruck, dass diese Erkenntnis sich jetzt auf allen Ebenen durchsetzt bis hinauf zur Politik – sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene.

Die dritte Working-Group ist für Use-Cases über die Industrie hinaus zuständig. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, die ODCA ist ja aus dem Projekt »DC-Industrie2« hervorgegangen, das 2019 gestartet wurde und in diesem Jahr erfolgreich abgeschlossen wurde (März). Hier gibt es bei verschiedenen Firmen insgesamt zehn Modellanlagen. Jetzt werden neue Use-Cases aufgenommen.

Können Sie ein Beispiel geben?

Die Gebäudeinfrastruktur, insbesondere die Beleuchtung, ist sehr interessant. Wussten Sie, dass die Automobilhersteller für die Beleuchtung in der Produktion, die mittlerweile überwiegend aus LEDs besteht, etwa 20 Prozent ihrer elektrischen Energie nutzen? Da besteht also noch viel Bedarf für Optimierungen. Ein weiteres Beispiel sind Ladestationen in vielen Sektoren, nicht nur in den Werken, die Elektroautos produzieren.

Was kann die Gleichstromübertragung dazu beitragen?

Ich nenne nur die wichtigsten beiden Punkte, ohne hier auf Details einzugehen: Die Energiekosten lassen sich um 50 Prozent reduzieren und die Kosten für die Kupferkabel ebenfalls um 50 Prozent.

Die Technik, um dies umzusetzen, ist ausgereift?

Die Technologie ist da, wir wissen, was zu tun ist.

Warum leistet sich die ODCA dann eine F&E-Working-Group?

Das ist richtig, die F&E-Working-Group ist die vierte Working-Group, die schon aktiv ist. Das liegt aber nicht etwa daran, dass Bedarf bestünde, etwas grundlegend Neues zu entwickeln. Es geht mehr um Detailprobleme: Wieviel Leistungselektronik im DC-Pfad ist wirklich erforderlich, welche Funktionen lassen sich zusammenfassen? Ein weiteres Thema ist die Untersuchung von Alterungsprozessen. Wie wirken sie sich auf die Leistungshableiter aus, wie auf die Kabel und Geräte? Wie lässt sich erkennen, dass eine Komponente ihr Lebensende erreicht hat?


  1. »Ein wesentliches Element der All Electric Society!«
  2. Internationaler Standard für die Leistungsschalter wird erstellt

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